Poing/Ebersberg:Gruber Unterkunft bleibt unbewacht

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Landratsamt will Ermittlungen zu Parolen-Schmierereien abwarten

Von Korbinian Eisenberger, Poing/Ebersberg

Die fremdenfeindlichen Schmierereien an der Flüchtlingsunterkunft in Grub sind für das Landratsamt derzeit kein Grund, die Sicherheitsmaßnahmen dort zu verstärken. "Da noch unklar ist, wer hinter den Schmierereien steckt, müssen wir die Ermittlungen der Polizei abwarten, bevor wir beraten und entscheiden können, ob und, wenn ja, welche Maßnahmen sinnvoll sind", teilte ein Sprecher des Landratsamts am Freitag auf Nachfrage mit. Das Bündnis Bunt statt Braun hatte nach den Vorfällen in der ersten Pfingstferienwoche gefordert, "dass sich die Beteiligten mögliche Schwachstellen ansehen und prüfen, ob es mehr Sicherheitsmaßnahmen braucht".

Die Container-Unterkunft in Grub ist mit einem Bauzaun umstellt, dessen Eingangstür ohne Schlüssel nur von innen geöffnet werden kann. Dass dies offenbar kein großes Hindernis ist, zeigte sich vor zwei Wochen, als Unbekannte mehrere Container mit einem fremdenfeindlichen Schriftzug beschmierten. Das Landratsamt hatte schnell eine Firma mit der Reinigung beauftragt, mittlerweile ist von den schwarzen Buchstaben nichts mehr zu sehen. Der Poinger SPD-Gemeinderat Omid Atai, der auch bei den Jusos aktiv ist, verurteilte den hingeschmierten Schriftzug, in dem die Bewohner der Unterkunft mit Terroristen gleichgesetzt werden, als "Schandtat" in einer neuen Dimension. Eine solche pauschale Beschimpfung aller Bewohner als Terroristen habe es bisher im Landkreis Ebersberg nicht gegeben.

In der Glonner Unterkunft wohnen derzeit 60 geflüchtete Menschen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Anders als in der Traglufthalle, wo viele von ihnen vorher untergebracht waren, wird in der Container-Unterkunft kein Sicherheitsdienst eingesetzt. Dies sei bei vergleichbaren Unterkünften unüblich, heißt es vom Landratsamt. Es sei davon auszugehen, dass die Containeranlage demnächst von der bayerischen Staatsregierung als Gemeinschaftsunterkunft übernommen wird. "Wie der Freistaat dann dort den Sicherheitsdienst gestaltet, ist uns nicht bekannt", teilt das Landratsamt mit.

Hinweise auf mögliche Täter hat das Landratsamt Ebersberg bisher keine. Die Polizei in Poing teilt mit, dass die Ermittlungen laufen, wegen Verdachts auf Volksverhetzung wurde damit der Staatsschutz in Erding beauftragt. Meldungen über fremdenfeindliche Schmierereien sind im Poinger Dienstbereich seither keine eingegangen.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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