Poing:Zäh wie Honig

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Michael Ametsbichler an seinem Honigstand mit Kundin Ines Fippel. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Der Poinger Wochenmarkt feiert Zehnjähriges, doch nicht jeder ist mit dem Standort glücklich.

Von Antonia Heil, Poing

Seit zehn Jahren findet der Poinger Wochenmarkt nun schon auf dem Marktplatz im neuen Ortszentrum statt, umgeben von einem Spielplatz, breiten Straßen und modernen Gebäuden mit großen Einkaufsketten darin. Und so sehr man dort das Jubiläum genießt; es ist nicht alles nur rosig am Wochenmarkt in Poing: Richtig zufrieden ist keiner mit dem Standort.

Gerade ist Mittagspause. Am Stand der Metzgerei stellen sich in Blaumänner gekleidete Handwerker für eine Leberkässemmel an. Ein paar Schritte weiter bildet sich eine Schlange von Hausfrauen, die am Gemüsestand Karotten und Tomaten für das Abendessen kaufen wollen. Ein Backwarenverkauf, eine Honigbude, Fischsemmel- und Textilienstand und andere stehen daneben.

Eigentlich ist heute alles wie immer - wäre da nicht diese Bierbank in der Mitte des Geschehens. Auf der Bierbank: Luftballons in Kisten, Stifte und Papier zum Malen, gepackte Werbetaschen. Neben der Bierbank steht Eva-Maria Kamrad, als Mitarbeiterin bei der Deutschen Marktgilde zuständig für den Poinger Wochenmarkt. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums hat sie mehrere kleine Geschenke für Jung und Alt vorbereitet.

"Heute waren tatsächlich schon ein paar mehr Leute da als sonst", erzählt sie. "Und heute Nachmittag kommen hoffentlich noch ein paar mehr, wenn Bürgermeister Hingerl seine Ansprache hält." Es gebe Tage, an denen sie sich ein regeres Markttreiben wünsche. Da der Markt jeden Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet habe, über eine relativ große Zeitspanne also, verlaufe sich die Kundschaft etwas. "Und leider ist hier die Atmosphäre auch nicht so schön heimelig, wie wir es gerne hätten", sagt Kamrad. "Zum Beispiel können die Stände nicht eng beieinander stehen, weil dazwischen eine Straße verläuft, die aus rechtlichen Gründen freigehalten werden muss."

Die Umstände sind also nicht optimal. Das beklagen auch die Kunden, obwohl eine positive Grundstimmung herrscht. "Als ich vor 22 Jahren nach Poing gezogen bin, war der Markt noch im alten Ortszentrum. Da konnte ich noch zu Fuß hingehen, heute muss ich mit dem Bus fahren", beklagt einer, während er am Stand von Imker Michael Ametsbichler sein leeres Honigglas abgibt und sich ein volles aussucht.

Ametsbichler pflichtet ihm bei: "Ich habe auch schon an dem anderen Standort verkauft und mit dem Umzug viele Stammkunden verloren, alte Leute, die eben nicht mehr so mobil sind." Den Verkäufern sei damals prophezeit worden, dass die nahe gelegene S-Bahn-Station Kunden anziehen würde. Dass Leute aussteigen, kurz am Markt einkaufen und dann weiterfahren, oder auf dem Heimweg vom Bahnhof etwas mitnehmen. Dies, so die Meinung vieler Marktverkäufer, ist nicht wirklich der Fall.

Drei Kundinnen kaufen gerade Honig. "Ein gewisses Maß an Kundschaft ist schon hier", sagt Marktleiterin Kamrad. "Wir haben ja immerhin 13 Stände hier, die alle schon mehrere Jahre mit dabei sind. Bei der Gemeinde werden mehrere Konzepte zur Standortverbesserung diskutiert, aber bisher liegt da noch kein Ergebnis vor, mit dem Kunden, Standbesitzer und alle anderen Entscheidungsträger zufrieden sind." Plötzlich spricht eine Frau Kamrad auf Englisch an und fragt, warum sie heute Geschenke verteile. Kamrad erklärt es ihr. "Wir machen natürlich auch viel Werbung in den Zuzugsgebieten von Poing, und dann freuen wir uns über jeden, der unseren Markt neu für sich entdeckt."

Mehrere Kunden bestätigen: Sie kommen extra zum Markt, weil sie dort einerseits frische, qualitativ hochwertige und größtenteils regionale Produkte erwerben können. Andererseits gefällt vielen auch der direkte Kontakt zu den Verkäufern. "Hier ist es schon ganz anders, als wenn man in einer Filiale verkauft", erfährt man am Stand der Bäckerei Heiss. "Die Leute kommen hier auch zum Ratschen her und bringen viel mehr Zeit mit. Markt ist einfach ein Event."

Eines gibt es am Poinger Wochenmarkt, das man sonst nicht oft findet: Eine Gruppe Ehrenamtlicher betreibt einen Flohmarktstand. Der Erlös des Verkaufs kommt der Poinger Tafel zugute, und die Gegenstände holt das Team vom Wertstoffhof ab. Vom hochwertigen Playmobil über die Blumenvase bis zum Hochleistungsstaubsauger wechseln hier jede Woche viele nützliche Dinge den Besitzer. Auch hier gibt es Stammkunden, die jede Woche aufs Neue nach tollen Schnäppchen suchen.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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