Poing:Vom Kardinal in die Kirche

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Christoph Klingan ist Poings neuer Pfarrer. Die Fußstapfen, die sein Vorgänger hinterlassen hat, sind groß.

Von Antonia Heil, Poing

Noch ist das Büro im Pfarrhaus bis auf ein paar Kübelpflanzen ziemlich leer, der Schreibtisch sieht unbenutzt aus. Kein Wunder, ist doch der neue Inhaber dieses Arbeitsplatzes, Pfarrer Christoph Klingan, gerade erst eingetroffen. Am Schreibtisch möchte der 38-Jährige, der in Baldham aufgewachsen ist, aber ohnehin so wenig Zeit wie möglich verbringen.

"Ich habe mich extra wieder in eine Pfarrgemeinde versetzen lassen, weil ich am liebsten in der Seelsorge arbeite", sagt Klingan und lächelt. Als Erstes stehen jetzt aber Besuche im Rathaus, in den Kindergärten und bei anderen Organisationen und Vereinen in seinem Kalender. Den Pfarrgemeinderat kennt er inzwischen schon. Diesen Sonntag feiert er die erste große Messe in St. Michael.

Am Donnerstag fand aber schon ein Werktagsgottesdienst statt. "Der Küster hat mir gesagt, dass da mehr Leute da waren als sonst", sagt Klingan. Offenbar sind die Poinger neugierig auf ihren neuen Pfarrer. Dieser hat zuvor fünf Jahre lang als persönlicher Sekretär an der Seite von Kardinal Reinhard Marx gearbeitet und dabei sehr viele Erfahrungen gemacht, die ihn geprägt haben. Nach seinem Theologiestudium in München und Rom empfing er in der Heiligen Stadt 2008 die Priesterweihe. Bevor Marx ihn an seine Seite holte, war er unter anderem in Prien am Chiemsee als Kaplan tätig.

Erste Aufgaben: Die Sanierung des Pfarrhauses und die neue Kirche

In Poing muss Klingan sich aber erst einmal einarbeiten. Die Sanierung des Pfarrhauses und die neue Kirche, die im Norden von Poing gebaut wird, sind die großen Punkte auf seiner Agenda für die nächsten Jahre. "Aber ich werde mich natürlich erst einmal einleben, mich auf meine Mitarbeiter im Pfarrbüro einstellen und mich in alle laufenden Projekte hier einarbeiten", sagt er.

Die Poinger Pfarrgemeinde hat ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden ist sie nicht in einem Pfarrverband organisiert, sondern selbstständig. Weil sie in einer Region mit hoher Zuzugsrate liegt und deshalb die Zahl der Mitglieder dauerhaft ansteigt, wird sich das auch erst einmal nicht ändern. Für einen Pfarrer gibt es also alle Hände voll zu tun. Weil das Pfarrhaus saniert werden muss, hat sich Klingan in einer Mietwohnung eingerichtet. "Da kann ich auch gleich ganz persönliche Kontakte zu den Nachbarn knüpfen."

Der Abschied von seinem Vorgänger Michael Holzner fiel den Leuten schwer

Im Februar hatten die Poinger schweren Herzens Abschied von ihrem langjährigen Pfarrer Michael Holzner genommen. Das erzbischöfliche Ordinariat nahm finanzielle Unstimmigkeiten, verursacht durch den Pfarrer selbst, zum Anlass, ihn als Pfarrvikar in den Pfarrverband Neuaubing-Westkreuz zu versetzen. Viele Katholiken hingen sehr an Holzner, der sich in den vergangenen Jahren stark in die Gemeinde eingebracht hat.

Angst, die Poinger könnten ihn deswegen schlecht aufnehmen oder das Ansehen des Pfarrers könnte im Allgemeinen dadurch gelitten haben, hat Klingan jedoch nicht. "Klar sind das keine optimalen Umstände", räumt er ein. "Allerdings war mein Kollege hier 19 Jahre lang tätig, und heute wechselt die katholische Kirche in Deutschland etwa alle 15 Jahre ihre Pfarrer in den Gemeinden aus." Irgendwann in nächster Zeit wäre die Stelle also sowieso neu zu besetzen gewesen.

"Ich gehe zuversichtlich an meine neuen Aufgaben heran. Neuerungen muss man natürlich immer erst einmal setzen lassen. Ich werde den Poingern genügend Zeit geben, sich an mich zu gewöhnen."

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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