Poing:Überraschend teuer

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Die alte Grundschule an der Karl-Sittler-Straße wird 2017 abgerissen und neu gebaut. (Foto: Christian Endt)

Die Kosten des Neubaus der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße in Poing steigen wohl erneut - obwohl erst im Juli eine Kostenobergrenze festgelegt worden war

Von Barbara Mooser, Poing

So richtig wütend zu werden, das erlaubt sich Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) in den Sitzungen des Poinger Gemeinderats und seiner Ausschüsse eher selten. Doch am Dienstag konnten Gemeinderäte und Zuhörer im Bau- und Umweltausschuss einen ernstlich erzürnten Bürgermeister erleben: In aller Deutlichkeit kritisierte Hingerl, dass vom Planerteam des Neubaus der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße die Kostenkalkulation schon wieder nach oben korrigiert wurde - und das, obwohl erst Ende Juli eine neue Kostenobergrenze von 20,6 Millionen Euro festgelegt worden war. Jetzt haben die Planer ein weiteres Bündel mit Optionen vorgelegt, voraussichtlich liegen die Kosten somit bei gut 21,1 Millionen.

Hingerl und andere Mitglieder des Gremiums bemängelten aber weniger die Kostensteigerung an sich, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Planer nicht darauf vorbereitet haben, dass diese eintreten könnte. "Warum war es im Juli nicht möglich zu sagen, dies und jenes könnte noch dazu kommen?", fragte der Bürgermeister. "Wir werden immer wieder überrascht von immer neuen Kosten. Das verstehe ich nicht, und der Gemeinderat versteht es auch nicht." "Und der Bürger versteht's auch nicht", ergänzte Michael Frank (FWG). "Der Hinweis wäre hilfreich gewesen, dass man mit der Kostenobergrenze Probleme haben wird", merkte Peter Maier (SPD) an. Franz Langlechner (CSU) kritisierte die "ständige und massive Steigerung der Kosten".

Tatsächlich hatte der Gemeinderat in der Vergangenheit durchaus damit rechnen dürfen, wesentlich günstiger davon zu kommen. Als es im Juli 2014 um die Frage gegangen war, ob man die bestehende Schule saniert oder sie gleich abreißt und neu baut, waren die Kosten für eine Sanierung auf schlimmstenfalls 11,8 Millionen Euro, die für einen Neubau auf 11,7 Millionen Euro beziffert worden. Als im August 2015 der Architektenwettbewerb abgeschlossen war, ging man bereits von 15 Millionen aus. Seitdem haben sich die Kosten weiter gesteigert, was freilich auch daran lag, dass zusätzliche Wünsche der Gemeinde und der Schulleitung in die Planungen eingearbeitet wurden. So soll es nun eine ursprünglich nicht vorgesehene Tiefgarage geben; auch das besondere pädagogische Konzept mit Unterricht in so genannten Lernclustern hatte eine Umplanung und eine Kostensteigerung zur Folge. "Wir müssen uns vielleicht auch an die eigene Nase fassen", sagte Wolfgang Spieth (FDP) angesichts dessen: "Niemand hat Stopp gesagt." Er erinnerte auch daran, dass im Haushalt bis 2019 nach wie vor Mittel in Höhe von nur 15 Millionen Euro eingestellt sind. Erst in den anstehenden Haushaltsberatungen sollen die überplanmäßig anfallenden Mittel eingearbeitet werden.

Die Architekten verteidigten sich im Bauausschuss, dass sie für den Wettbewerb schließlich unmöglich schon jedes Detail hätten planen können und somit eine ganz exakte Kostenschätzung nicht möglich gewesen sei. Zudem hätten Baukostensteigerungen und neue DIN-Normen Auswirkungen auf die Projektkosten. Man habe auch schon im Mai empfohlen, einen Puffer einzuplanen, dies sei aber verweigert worden. Wie teuer die Schule nun tatsächlich wird, das wird sich aber erst in der Sitzung des Gemeinderats an diesem Donnerstag, 18.30 Uhr, zeigen.

Die Planer haben eine umfangreiche Liste mit Ausstattungsoptionen vorgelegt. Unter anderem geht es um die Raumakustik sowie die Ausstattung der Küche und der Sanitärräume. Welche von ihnen umgesetzt werden, das soll der Gemeinderat letztlich entscheiden. Der Bauausschuss schlägt ein Paket vor, mit dem sich die Gesamtkosten dann letztlich auf 21,1 Millionen Euro belaufen würden.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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