Poing:Symbol aus Stahlbeton

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Der Bau der neuen katholischen Kirche, die einmal Pater Rupert Mayer geweiht werden soll, kommt voran. Am Dienstagmorgen wurden die spektakulärsten Bauteile angeliefert: tonnenschwere Träger, die als Raumkreuz den Dachstuhl tragen sollen

Von Max Nahrhaft, Poing

Eine Kirche besteht heutzutage nicht mehr ganz klassisch aus Kirchenschiff und einem hohen Turm, der alle anderen Gebäude im Ort überragt. Stattdessen wird auch die Kirchenarchitektur immer moderner und innovativer. Dabei kann das christliche Kreuz auch als tragendes Element des Dachstuhls dienen und horizontal im Raum angebracht sein.

So ist es beim Kirchenneubau in Poing geplant. Nachdem die Grundmauern des Gebäudes nun stehen, wurden diese Woche die spektakulärsten Bauteile angeliefert: zwei tonnenschwere Stahlträger, die als horizontales Kreuz angeordnet werden sollen. Das Stahlelement wurde am Dienstag Vormittag in Millimeterarbeit auf den Rohbau aufgesetzt. Der Architekt Axel Frühauf erklärt: "Die Teile haben einerseits als Bauelement eine tragende Funktion für die Statik des Gebäudes. Die Kreuzform prägt andererseits auch den inneren Wert der Kirche." Es ist zwar kein genuines Kunstwerk, hat aber dann doch Symbolwirkung. Der Innenraum des Bauwerks wird vom Stahlträgerkreuz bestimmt.

Vor fünf Jahren hat das Architekturbüro Meck nach einer internationalen Ausschreibung den Zuschlag erhalten, eine neue Kirche im Poinger Zentrum zu entwerfen und umzusetzen. "Für uns ist das nicht das erste kirchliche Projekt, bisher haben wir nur positive Rückmeldungen auf solche Vorhaben erhalten", erzählt Andreas Meck, der Chef des Architekturbüros. Das neue Gotteshaus im Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer hat quadratische Maße von 30 auf 30 Meter und soll am höchsten Punkt ebenfalls 30 Meter hoch werden. "Auf einen echten Turm haben wir absichtlich verzichtet, da er im Stadtbild neben dem Feuerwehrturm und der evangelischen Kirche kein Alleinstellungsmerkmal hat.", so Meck. Trotzdem wird die Kirche als frei stehendes Einzelbauwerk einen Hochpunkt am Himmel über Poing markieren.

Der Bau geht voran, am Dienstagmorgen wurden tonnenschwere tragende Teile in Kreuzform für die neue Poinger Kirche angeliefert. (Foto: Christian Endt)

Das Gebäudezentrum soll aber auch in der Stadtplanung ein Ort der Begegnung sein. Die Kirche am Ende des Parks verbindet die Neubaugebiete und die Grünanlage mit dem Ortskern Poings. Architektonisch wird die Kirche durch ihre vielen Dachschrägen geprägt, von denen die höchste steil auf 30 Meter hinaufreicht. Dort ganz oben wird dann ein kleines goldenes Kreuz installiert. Darunter entsteht ein vertikaler Hohlraum, unter dem sich die eigentliche Kirche befinden soll. Die Außenverkleidung des Bauwerks soll aus weißen Kacheln bestehen, die das eintreffende Licht reflektieren. Das Gebäude soll wie ein riesiger Kristall bei Sonnenschein funkeln.

Der Kirchenneubau an sich ist schon eine kleine Besonderheit in der Region. "Neben Holzkirchen ist Poing zur Zeit der einzige Ort im erzbischöflichen Ordinariat München, in dem überhaupt eine neue Kirche errichtet wird", stellt Ursula Gonsior vom Ressort Bauwesen des erzbischöflichen Ordinariats fest.

Da stellt sich die Frage, warum genau Poing ein neues und damit zweites katholisches Gotteshaus braucht. Darauf weiß Pfarrer Michael Holzner von der bestehenden Kirche St. Michael zu antworten: "In den vergangenen Jahrzehnten ist Poing zur zweitgrößten Gemeinde im Landkreis Ebersberg herangewachsen; und wenn die Bebauung abgeschlossen ist, werden insgesamt 19 000 Menschen neu in Poing angesiedelt sein. Dementsprechend muss auch die Kirche mitwachsen." Zwar würde der Raum der jetzigen katholischen Kirche St. Michael ausreichen, um an normalen Sonntagen alle Leute unterzubringen, doch bei größeren Gottesdiensten könnte es eng werden in der Kirche.

Dass dieser Rohbau mit seinem Gewirr aus Gerüsten einmal ein geweihtes Gebäude werden soll, ist zu diesem Stand der Bauarbeiten noch nicht zu erahnen. (Foto: Christian Endt)

"Die Lage der Kirche soll vor allem aber auch die Menschen aus dem wachsenden Norden des Ortes anlocken, für die bis jetzt ein Kirchgang im Poinger Süden wenig attraktiv war. Die Bahngleise als Trennungslinie des Ortes sind ein echtes Hemmnis, das man nicht unterschätzen sollte", meint Holzner weiter. Man erkennt aber, dass der Pfarrer nicht nur den möglichen Ansturm auf das neue Gotteshaus erwartet, sondern ihn vor allem auch erhofft.

Der Neubau der Pfarrkirche soll bis Mitte 2017 abgeschlossen sein. Dann werden dort die ersten Messen gefeiert und ökumenische Begegnungen stattfinden. Erst dann in der Praxis wird sich auch herausstellen, ob die neue Kirche ausgelastet sein wird.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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