Poing:Streifenprobe

Poing: Ein privater Sicherheitsdienst soll Jugendliche davon abhalten, in der Ortsmitte zu saufen und zu pöbeln.

Ein privater Sicherheitsdienst soll Jugendliche davon abhalten, in der Ortsmitte zu saufen und zu pöbeln.

(Foto: Endt)

Immer wieder haben lärmende und randaliernde Jugendliche für Ärger in Poing gesorgt. Jetzt soll ein privater Sicherheitsdienst für Ordnung sorgen - für die nächsten drei Monate.

Von Barbara Mooser, Poing

Die einen sahen es als "Erste-Hilfe-Maßnahme", andere als "Aktionismus": In einer knappen Abstimmung setzten sich am Donnerstagabend im Haupt- und Finanzausschuss des Poinger Gemeinderats aber letztlich die Befürworter eines Sicherheitsdiensts durch. Der soll - zunächst drei Monate lang - rund um den Marktplatz und an anderen Stellen im Gemeindegebiet, wo in letzter Zeit lärmende und pöbelnde Jugendliche unangenehm aufgefallen sind, nach dem Rechten sehen. Die Entscheidung gehört zu einem ganzen Bündel von Maßnahmen, mit denen der Gemeinderat die Situation wieder entschärfen möchte - über ein Alkoholverbot an gewissen Plätzen etwa wird er in Kürze entscheiden.

Jugendliche, die Passanten anpöbeln, lärmen und haufenweise Müll und leere Flaschen hinterlassen, dieses Problem gibt es immer wieder in Poing. Bis 2011 hatte es eine junge Streetworkerin allerdings sehr erfolgreich geschafft, Zugang zu den jungen Leuten zu finden und ihre Energie in sinnvollere Bahnen zu lenken. Trotz mehrerer Anläufe ist es der Gemeinde bislang nicht gelungen, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für sie zu finden - und prompt nahmen die Probleme wieder zu. Im Januar nun war die Situation schlimmer als üblich: Die Jugendlichen wüteten so heftig, dass die Polizei fünf Streifenwagen einsetzen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Die SPD hatte das zum Anlass genommen, in einem Antrag die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes zu fordern.

Mit diesem Vorschlag stießen die SPD-Vertreter im Gemeinderat aber nicht nur auf Zustimmung - im Gegenteil: Aus den Reihen von CSU, FDP und Grünen kam teils heftiger Widerspruch. Werner Dankesreiter (Grüne) und Wolfgang Spieth (FDP) wiesen vor allem darauf hin, dass es sich bei dem Vorfall im Januar um einen Einzelfall handle und es bei weitem nicht immer so schlimm zugehe. "Man kann doch keinen Sicherheitsdienst beauftragen, wenn momentan gar nicht die Situation da ist, die das gerechtfertigt", sagte Dankesreiter, der auch von Aktionismus sprach und die Vermutung äußerte, dass die Randalierer durch die verstärkte Polizeipräsenz der vergangenen Wochen ohnehin abgeschreckt seien. Als "völlig überzogen" wertete auch Spieth die Einführung eines Sicherheitsdienstes. Ludwig Berger (CSU) hingegen zweifelte eher an, dass ein Sicherheitsdienst auch das Level an Sicherheit bringt, das sich die Poinger wünschen. Wichtiger sei, dass die Polizei sich hier dem Problem annehme, sagte Berger, selbst bis vor einigen Jahren Beamter bei der Polizeiinspektion Poing.

Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) sagte, das eine schließe das andere ja nicht aus. Er bezweifle allerdings, dass die Polizei alleine, die ja noch so viele andere Aufgaben zu erfüllen habe, die gewünschte Präsenz zeigen könne. Ähnlich argumentierte Bärbel Kellendorfer-Schmid (SPD), die sagte, bei einem Sicherheitsdienst könne die Gemeinde selbst entscheiden, wie und wann er eingesetzt werde. Auch Günther Scherzl (FWG) sprach sich für die Maßnahme aus: Es gehe schließlich nicht zuletzt auch um das Renommee der Gemeinde, zudem sei das Gefühl der Sicherheit sehr wichtig für die Lebensqualität der Poinger.

Die Appelle Hingerls an die Skeptiker fruchteten letztlich nichts. Es gebe nun einmal unterschiedliche Ansichten in dem Gremium, das müsse der Bürgermeister akzeptieren, sagte Ludwig Berger, der nach langer Diskussion zur Abstimmung mahnte. SPD und FWG setzten sich letztlich gegen CSU, FDP und Grüne mit einer Stimme Mehrheit knapp durch.

Nun soll erst einmal ein Konzept erstellt werden, wie der Einsatz des Sicherheitsdienstes ausgestaltet werden soll. Eine erste Idee ist, dass eine Doppelstreife immer von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag von 17 bis 1 Uhr im Einsatz sein soll. Für vier Wochen kostet das gut 3700 Euro, geplant ist eine Probephase von drei Monaten.

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