Poing:Spannende Zahlen, unterschiedliche Auslegung

Lesezeit: 2 min

Landrat Robert Niedergesäß und Fachleute informierten die gut 40 Zuhörer über die Entwicklung der Schülerzahlen bis 2032. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Landkreis informiert in Poing über die Perspektiven für ein fünftes Gymnasium

Von Barbara Mooser, Poing

Keine Frage: Die Zahlen würden für ein Gymnasium in Poing bereits 2024 locker ausreichen. Knapp 900 Schüler, die ansonsten andere Gymnasien besuchen würden, würden wohl in diesem Fall nach Poing wechseln. Und einige, die sich ansonsten für die Realschule in Poing entschieden hätten, würden wohl stattdessen eine Gymnasiallaufbahn einschlagen - damit läge die Schülerzahl sogar bei etwa 1060. Das hat eine aktuelle Schülerprognose, die der Landkreis in Auftrag gegeben hat, gezeigt. Dass allerdings in den kommenden Jahrzehnten ein fünftes Gymnasium im Landkreis gebaut wird, ist dennoch fraglich: Denn das benachbarte Gymnasium Markt Schwaben würde in diesem Fall massiv Schüler verlieren und wäre dann sogar kleiner als die neue Schule. Außerdem genehmigt das Kultusministerium nur dann neue Schulen, wenn die bestehenden Schüler abweisen müssten.

Gerade an dieser Frage entzündete sich die Diskussion am Dienstagabend in der Aula der Dominik-Brunner-Realschule in Poing. Der Landkreis hatte geladen, um die aktuellen Zahlen auch dort vorzustellen, wo das Interesse an ihnen mit Sicherheit am allergrößten ist. In Poing besteht seit längerem der Wunsch nach einem eigenen Gymnasium, auch eine Bürgerinitiative hat sich diesem Ziel verschrieben. Diese hat dem Landrat in der Vergangenheit vorgeworfen, die Zahlen würden "schöngerechnet", um nicht in eine teure neue Schule investieren zu müssen. Dem widersprach Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei der Veranstaltung am Dienstag: "Wenn eine weitere Schule sinnvoll und notwendig ist, wird es nicht an den Kreisfinanzen scheitern", sagte er. Und selbstverständlich würde ein neues Gymnasium, sollte es einmal gebaut werden, in der Wachstumsgemeinde Poing entstehen.

Wie die Gutachter wies aber auch er darauf hin, dass der Fokus nicht allein auf Poing liegen kann. Das Gymnasium in Markt Schwaben etwa würde in größerem Umfang Schüler verlieren - die Prognosen gehen von einem Rückgang um etwa 440 Schüler auf dann knapp 900 aus - und somit sicher auch sein Angebot reduzieren müssen. Platz gäbe es in Markt Schwaben hingegen nach Angaben der Schulleitung für 1450 Schüler. Und auch die Schülerzahlen in Vaterstetten lägen für den Fall, dass in Poing keine neue Schule entsteht, im Jahr 2032 nur knapp über dem Höchststand aus dem Jahr 2009 von 1633 Schülern - abweisen müsste man nach Angaben der Schulleitung auch hier niemanden.

Dies zogen einige der gut 40 Besucher - darunter viele Gemeinderäte - in Zweifel. Schon jetzt sei doch Vaterstetten total überbelegt, "es klingt nicht so, als ob man da noch ein paar hundert dazu packen könnte", sagte eine Zuhörerin. Eine andere sagte, aufgrund der unbefriedigenden Situation besuchten in Poing deutlich weniger Kinder das Gymnasium als in München: "Sind unsere Kinder etwa dümmer?" Peter Maier, SPD-Fraktionschef im Poinger Gemeinderat, wandte sich generell gegen übergroße "Monstergymnasien", statt dessen solle das Angebot ortsnah und vielfältig sein.

Der Landrat versprach, die Diskussion sei noch lange nicht abgeschlossen, sie beginne gerade erst richtig. Überdies könnten sich in einer Zusammenarbeit mit dem Landkreis München, wo derzeit ebenfalls über einen Gymnasiumsneubau etwa in Aschheim oder Feldkirchen gesprochen wird, neue Perspektiven eröffnen. Konkret kann darüber diskutiert werden, wenn auch im Nachbarlandkreis im Frühjahr 2016 das neue Schulentwicklungsgutachten vorliegt.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: