Poing:Radler müssen Fahrbahn benutzen

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In der Kirchheimer Allee ist der Gehweg seit kurzem für Radler tabu. Das regt die Poinger auf - auch der Gemeinderat wünscht sich, dass die Maßnahme nochmals überdacht wird. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit knapp zwei Wochen kann man nicht mehr auf dem Radweg fahren. Das gefällt weder Bürgern noch Gemeinderäten - nun soll ein neues Konzept her.

Von Barbara Mooser, Poing

Es ist kurios: Eigentlich hat es die Gemeinde Poing besonders gut gemeint mit ihren Radlern. Als neues Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der fahrradfreundlichen Kommunen wollte Poing auch deren Vorschläge umsetzen - und hat im Zuge dessen die Radler in der Bergfeldstraße, der Kirchheimer Allee, der Friedensstraße und der Straße Am Hanselbrunn auf die Fahrbahn verbannt. Fachleute halten das für sicherer als die Nutzung eines gemeinsamen Geh- und Radwegs. So sehen das aber in Poing nicht viele, es gibt massive Proteste - bei den Radlern, bei den Gemeinderäten und insbesondere bei den radelnden Gemeinderäten. "Schwachsinn" sei die neue Regelung, wetterte etwa Ludwig Berger (CSU).

"Den Radverkehr in besonderem Maße" zu fördern, das hatte sich die Gemeinde im Sommer 2016 mit dem von den Grünen initiierten Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft vorgenommen. Diese hat eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt, unter anderem sollten Zwei-Richtungs-Fahrradwege vermieden werden. Es müsse auch überprüft werden, wo es überhaupt weiter eine Benutzungspflicht für Radwege geben soll.

Bei einer Befahrung der Gemeindestraßen durch Fachleute der Arbeitsgemeinschaft, der Polizei, der Gemeinde, des Innenministeriums und des ADFC war unter anderem die Situation in der Kirchheimer Allee, der Bergfeldstraße und der Straße Am Hanselbrunn im Fokus: Hier gab es bisher einen gemeinsamen Geh- und Radweg, doch eine "besondere Gefahrenlage", die eine Radwegbenutzungspflicht hier erforderlich machen würde, wurde nicht erkannt. Die Konsequenz: Radler müssen seit knapp zwei Wochen auf der Straße fahren, auf dem Fußweg dürfen nur noch Kinder und ihre Begleiter radeln.

"Damit sind nicht alle einverstanden, wir werden gescholten", sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) über die Neuregelung in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag. So vorsichtig drückten sich nicht alle aus, Ludwig Berger sagte, er verstehe gut, wenn manche sagten: "Seid Ihr alle blöd da herinnen?" Auch in den anderen Fraktionen fanden sich keine Verfechter der neuen Regelung. Es sei beileibe nicht am sichersten, auf der Straße zu fahren, im Gegenteil, es sei sogar an manchen Stellen "brandgefährlich", urteilte Peter Maier (SPD). Werner Dankesreiter (Grüne) sagte, er hätte sich gewünscht, dass das Thema erneut im Gemeinderat diskutiert worden wäre, bevor Fakten geschaffen worden seien.

"Die Kritik ist angekommen, auch ich als Bürgermeister stehe nicht hinter dieser Lösung", sagte Albert Hingerl. Man müsse sich unter Einbeziehung der Polizei und auch des Landratsamts zu einer "neuen Entscheidung zusammenraufen". Die Verwaltung hat sich bereits Gedanken gemacht, was man relativ problemlos wieder ändern könnte. Geprüft wird, ob auf Teilstrecken die Freigabe der Gehwege für den Radverkehr durch ein entsprechendes Zusatzzeichen zulässig wäre. Dies könnte laut Jürgen Rappold vom Ordnungsamt etwa den Bereich der Kirchheimer Allee zwischen Gruber Straße und abknickender Vorfahrt sowie Teile der Straße "Am Hanselbrunn" betreffen.

Im weiteren Verlauf der Kirchheimer Allee hingegen müsse dies aus Verkehrssicherheitsgründen ausscheiden, weil hier zu viele Nebenstraßen auf die Fahrbahn münden. Rappold erinnerte daran, dass dieser Abschnitt der Kirchheimer Allee durch die Initiative Cycleride für den Negativpreis "Pannenflicken 2015" nominiert worden sei. Der Weg sei "in mehrfacher Hinsicht rechtswidrig" und diene nicht der Sicherheit des Radverkehrs, hieß es damals in der Begründung: "Ganz im Gegenteil, hier werden Gefahren geschaffen, die bei einer Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn nicht gegeben wären."

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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