Poing:Poing will mehr für Radler tun

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Die Gemeinde ist der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern beigetreten und hat zum Start etliche Hausaufgaben bekommen. Dazu gehört auch die Sicherheit

Von Barbara Mooser, Poing

Die Gemeinde Poing ist ein gefährliches Pflaster für Radler - jedenfalls dann, wenn sie auf der Gruber Straße unterwegs sind. Hier gibt es zwar einen Radweg, doch nur auf der Nordseite der Straße. Genutzt werden muss er aber von Radlern in beiden Richtungen - mit der Konsequenz, dass diejenigen, die ortseinwärts unterwegs sind, häufig übersehen werden. "Autofahrer schauen automatisch nach links, sie rechnen meist nicht damit, dass auch von rechts ein Radler kommen könnte", sagt Anette Della Sala, eine der Verkehrsexpertinnen bei der Poinger Polizei. Jedes Jahr gibt es daher mehrere Fahrradunfälle hier, die Straße gilt als eine der gefahrenträchtigsten für Radler im ganzen Landkreis.

Um diesen Unfallschwerpunkt, aber auch viele andere Ideen, wie das Radeln in Poing sicherer und schöner gemacht werden könnte, soll es in den kommenden Monaten verstärkt gehen. Anlass ist, dass die Gemeinde nun Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern ist - den Antrag hatte die Gemeinde auf Vorschlag der Grünen gestellt. Die Mitgliedschaft bedeutet aber auch: eine Menge Hausaufgaben für Poing. Das hat eine Delegation der Arbeitsgemeinschaft nach einer Tour durch die Gemeinde Ende März deutlich gemacht.

Dabei wurden etliche Aspekte auch wohlwollend registriert. Als positiv wird schon einmal gesehen, dass Poing sich des Themas überhaupt angenommen hat und auch in der Gemeinde eine Radverkehrsbeauftragte, Tamara Moll, mit diesem Thema betraut hat. Das erklärte Ziel, den Fahrradverkehr deutlich anzuheben, und die vorhandene Vernetzungsarbeit im Landkreis wurden ebenfalls positiv registriert. Die Bike&Ride-Plätze erfüllen allgemeine Qualitätsstandards, auf der Homepage der Gemeinde gibt es Vorschläge für Radtouren rund um Poing. Auch der Mängelmelder auf der Homepage, der den Poingern auch die Möglichkeit gibt, auf Schäden auf Radwegen hinzuweisen, ist ein Pluspunkt.

Die Liste der Verbesserungsvorschläge ist da noch ein bisschen länger. Vor allem könnten mehr Ressourcen aufgewendet werden, um Verbesserungen für Radler zu schaffen, so die Einschätzung der Delegation. Für Neubauprojekte sollte es eine Abstellsatzung geben, die die Errichtung von Fahrradstellplätzen ebenso vorschreibt wie den Bau von Parkplätzen. Negativ aufgefallen ist darüber hinaus, dass es bei Baustellen keine Umleitungsbeschilderungen für Radler gibt, dass generell die Beschilderung "teilweise unschlüssig und/oder rechtswidrig" ist, dass die Zufahrt und die Beschilderung bei den Bike&Ride-Stellplätzen verbessert werden muss und dass in Sackgassen auch für Radler der Weg zu Ende ist, dass es für sie also keine Durchfahrtmöglichkeiten gibt wie andernorts.

Vermieden werden sollten möglichst einseitige Zwei-Richtungs-Radwege innerorts - wie eben der in der Gruber Straße. Sinnvoll wäre es, Verkehrsschauen mit dem Fahrrad zu unternehmen, um so auf Schwachstellen aufmerksam zu machen. Spezielle Serviceangebote für Radler gibt es bisher überhaupt noch nicht, hier rät die Arbeitsgemeinschaft dazu, über eine Luftpumpstation, Schlauchautomaten und eine Ladestation für Pedelecs nachzudenken. Und schließlich soll auch die Gemeinde als Vorbild voran gehen und sich als fahrradfreundlicher Arbeitgeber zertifizieren lassen.

Die Punkte sollen nun nacheinander abgearbeitet werden, das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Einige Gemeinderäte fügten den Anregungen darüber hinaus aber auch noch eigene Ideen hinzu: Werner Dankesreiter (Grüne) etwa sagte, man solle bei den Verkehrsschauen nicht nur die Wegführung für Radler überprüfen, sondern auch den Zustand der Strecken, etliche seien doch sehr holprig. Zudem müsse das Augenmerk auch stärker auf überörtlichen Verbindungen liegen. Anderen wieder ging die Vorschlagsliste der Arbeitsgemeinschaft etwas zu weit. Franz Langlechner (CSU) hegte hingegen Zweifel, dass Ladestationen für Pedelecs sinnvoll seien. So etwas, so der Gemeinderat, sei doch eher etwas für Tourismusregionen. Wolfgang Spieth (FDP) lobte die Ausarbeitung, sie gebe viele wichtige Anregungen.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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