Poing:Operationen am Herzen der Gemeinde

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In einer Dialogveranstaltung äußern die Poinger Vorschläge, wie man die Ortsmitte attraktiver gestalten könnte. Ganz oben auf der Wunschliste sind eine Eislaufbahn und ein echtes Bürgerhaus

Von Barbara Mooser, Poing

Ein bisschen musste Thomas Schächtl dann doch lachen: Ein Defibrillator zur Belebung der Ortsmitte - da hat man doch gleich ein etwas merkwürdiges Bild im Kopf. Ob ein Gerät, das im Notfall den Herzschlag eines Kranken wieder in Gang setzt, tatsächlich auch den Herzschlag des Poinger Zentrums etwas beschleunigen könnte, ist fraglich. Aber es gab am Montagabend bei einer von Marketingfachmann Thomas Schächtl moderierten Veranstaltung im Bürgerhaus ja noch andere Ideen, wie die Poinger aus ihrer derzeit eher öden Ortsmitte mehr machen wollen. Ganz oben auf der Wunschliste: eine Eislauffläche.

Dass es einiges zu verbessern gäbe im neuen Ortszentrum, das bestreitet eigentlich niemand. Bis vor gar nicht langer Zeit war das Areal nördlich des Bahnhofs eine relativ öde Kiesfläche, flankiert von den Gebäuderiegeln des City Center. Inzwischen gibt es einen kleinen Spielplatz, ein paar Buden, wo immer freitags der Markt stattfindet, und ein kleines Häuschen mit dem großen Namen Literaturhaus. Der Grünzug zieht sich weit herein auf den Platz, im vergangenen Jahr haben Poinger ehrenamtlich Tausende Pflanzen gesetzt, um den Insekten Nahrung und den Passanten eine schöne bunte Blumenwiese zu bieten.

Geplant war freilich vor einigen Jahren etwas anderes: ein echtes Zentrum, ein Treffpunkt, genau in der Mitte zwischen Alt- und Neu-Poing gelegen, inklusive Bürgerhaus mit Bibliothek, Museum und Konzertsaal, sogar das Rathaus wollte man hierher verlegen. Doch Geldmangel machte die Realisierung der hochfliegenden Pläne unmöglich; auch momentan seien die 20 Millionen für den zweiten Bauabschnitt des Bürgerhauses nicht da, räumte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) ein. Und ob und wann jemals ein Rathausneubau kommt, darüber wagte er gar keine Prognose. Um auch mit weniger Geld mehr aus dem Zentrum zu machen, warb er um die Ideen der Besucher.

Die etwa 40 Teilnehmer des Dialogforums - viele davon aus den Reihen des Gemeinderats - ließen sich nicht lange bitten. Klar wurde allerdings auch in dieser Runde, dass sich viele ein echtes Bürgerhaus wünschen, mit Veranstaltungsräumen und Saal. Der Weiterbau landete jedenfalls auf Platz zwei der Wunschliste. Zehn Teilnehmer der Veranstaltung klebten einen roten Punkt, der signalisiert, dass sie dieses Projekt besonders wichtig finden, auf den Vorschlag. "Derzeit ist das Geld billig", hatte derjenige, der ihn gemacht hatte, noch dazu geschrieben.

Vor allem aber scheinen die Poinger den Wunsch zu hegen, auf Kufen über den Marktplatz - oder Teile davon - zu gleiten: 16 Stimmen gab es für eine Eislaufbahn. Der Bürgermeister erläuterte, eine solche Bahn sei ohnehin schon einmal geplant gewesen, eine so genannte Spritzeisbahn, die entsteht, indem man bei kalten Temperaturen eine kleine Wasserfläche anlegt, die dann gefriert. Aber es sei nie kalt geworden, um diese Pläne auch umzusetzen, sagte der Bürgermeister: "Es gibt keine Winter mehr." Gemeinderätin Eva-Maria Saam (CSU) warb dafür, die Idee dennoch weiterzuverfolgen und mit Veranstaltern zu verhandeln. Notfalls müsse man fürs Eislaufen eben Eintritt zahlen - aber das sei andernorts ja genauso.

Weniger der Unterhaltung dient der Wunsch, der auf der Prioritätenliste der Teilnehmer des Dialoggesprächs ebenfalls weit oben stand: öffentliche Toiletten. Hohe Priorität wird auch durchgängiger Barrierefreiheit zugewiesen. Schönere Spielplätze, ein Brunnen, Trimm-Dich-Geräte und seniorengerechte Sitzgelegenheiten waren ebenfalls Wünsche, die häufiger genannt wurden. Kleine Bars und Cafés oder eine weitere Eisdiele wurden zwar von Teilnehmern vorgeschlagen, fanden aber nicht allzu viel Anklang in der Runde.

Alle Vorschläge sollen jetzt in der Poinger Verwaltung ausgewertet und dem Gemeinderat vorgestellt werden. Dann werde man - unter Berücksichtigung des Budgets - entscheiden, wie die Ideen der Bürger umgesetzt werden könnten, sagte der Bürgermeister.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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