Poing:Neues an der Gruber Straße

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Auf einem Grundstück, das bisher als Parkplatz genutzt wird, sollen ein Boardinghouse und Büros entstehen. Was aus dem früheren Schlemmer-Areal in Poing wird, bleibt hingegen weiter unklar - hier sind sich Gemeinde und Grundstücksbesitzer nicht einig

Von Barbara Mooser, Poing

Bisher ist es eine gewaltige Asphaltfläche zwischen der Gruber Straße und der Bahnlinie. Doch das Unternehmen Océ hat große Pläne für das Areal: Ein Boardinghouse mit 120 Zimmern soll dort entstehen, daneben bis zu 18 000 Quadratmeter Büroflächen. Der Gemeinderat ist mit den Plänen grundsätzlich einverstanden, ein entsprechender vorhabenbezogener Bebauungsplan soll in die Wege geleitet werden.

Fast 12 000 Quadratmeter ist das Grundstück groß, das nun bebaut werden soll, und über das auch die Fachleute in der Gemeindeverwaltung ein ziemlich deutliches Urteil fällen: In städtebaulicher wie funktionaler Hinsicht sei es eine "wenig attraktive Fläche", heißt es in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung. Das soll sich nun ändern, die Planer versprachen in der Sitzung des Gemeinderats anspruchsvolle Architektur, die die Ortseinfahrt durch das Industriegebiet verschönert und "ein Ausrufezeichen" darstellen soll, wie Planer Jochen Reckzeh es in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend ausdrückte.

Das Boardinghouse würde wohl vor allem von Mitarbeitern und Wissenschaftlern genutzt, die nur zeitweise bei Océ in Poing arbeiten, wie Reckzeh erläuterte. Auch ein kleiner Gastronomiebereich ist geplant. Die daneben entstehenden Büros könnten in Einheiten zwischen 400 und 3000 Quadratmeter aufgeteilt und vermietet werden. Geplant ist ein grundsätzlich viergeschossiges Gebäude mit einem zurückgesetzten fünften Staffelgeschoss. Die Parkplätze verschwinden größtenteils in einer Tiefgarage. Im Inneren des Gebäudes werden begrünte Innenhöfe mit Wasserflächen eine Rückzugsmöglichkeit bieten, schließlich wird das Baugrundstück auf der einen Seite von der stark befahrenen Gruber Straße, auf der anderen von der ebenfalls gut frequentierten Bahnlinie begrenzt. Für den Fall, dass eines wahrscheinlich eher fernen Tages doch noch der viergleisige Bahnausbau kommt, rückt der Baukörper ein Stück weiter weg von den Bahngleisen als in ersten Planungsvarianten vorgesehen. Das erläuterten die Planer auf eine entsprechende Frage von Franz Langlechner (CSU).

Doch nicht nur für das Océ-Areal gibt es interessante Pläne. Auch dazu, wie ein Areal ein Stück weiter im Osten, ebenfalls an der Gruber Straße, künftig entwickelt werden könnte, hat die Gemeinde sich umfassend Gedanken gemacht. Es geht um das Grundstück in der Nähe des Marktplatzes an der Einmündung der Kirchheimer Allee in die Gruber Straße, das derzeit noch mit alten Bürogebäuden bebaut ist, die ihre besten Tage erkennbar seit langem hinter sich haben. Hier ist der Bebauungsplan schon ein gutes Stück weiter - allerdings ist die große Frage, ob und wann die Ideen darin tatsächlich umgesetzt werden. Denn die Vorstellungen der Gemeinde und der Grundstückseigentümer, darunter die gerade nach Aschheim umgezogene Firma Schlemmer, gehen ziemlich weit auseinander. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass nur deshalb nach 37 Jahren in Poing auch der Umzug nach Aschheim nötig geworden sei. Die Gemeinde hat ihrerseits darauf verwiesen, dass die von Schlemmer unbedingt gewünschte Wohnnutzung auf dem Gelände nicht möglich gewesen wäre, weil dazu erst die Umsiedlung des nebenan ansässigen Gerüstbaubetriebs notwendig gewesen wäre.

Weil es sich um ein städtebaulich wichtiges Areal handelt, hat der Gemeinderat bereits 2014 beschlossen, dafür einen Bebauungsplan aufzustellen. Um sicherzustellen, dass nichts Unerwünschtes auf den Grundstücken passiert, bevor dieser fertig ist, wurde eine Veränderungssperre erlassen, die bis April 2018 gilt. Inzwischen steht der Bebauungsplan kurz davor, rechtskräftig zu werden, im Verfahren haben die Rechtsanwälte der Grundstückseigentümer aber erneut eine lange Liste an Kritikpunkten vorgelegt - und deutlich gemacht, dass sie nicht daran denken, die Pläne der Gemeinde zu verwirklichen.

Diese wünscht sich vor allem hochwertige Büro- und Gewerbeflächen an dieser Stelle, den Grundstückseigentümern hingegen schwebt immer noch unter anderem ein Beherbergungsbetrieb vor. Außerdem klagen die Eigentümer, dass sie zu wenig Baurecht erhielten und zu viele Bäume pflanzen müssten. Zumindest in einem Punkt will die Gemeinde den Eigentümern entgegenkommen und etwas massivere Bebauung auf dem Areal ermöglichen. Ansonsten verwahrte sich Bauamtschefin Christine Wirth gegen den von den Grundstückseigentümern geäußerten Vorwurf, der Entwurf sei nicht mit ihnen abgestimmt worden. Es habe sehr viele Gespräche gegeben, sagte Wirth, man habe sich um eine Einigung bemüht, dies sei aber eben einfach nicht gelungen. Der Gemeinderat billigte ohne Gegenstimmen den finalen Entwurf des Bebauungsplans.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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