Poing:Nazi-Flugblätter in Poing verteilt

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Hinter der Aktion steckt wohl eine rechtsextreme Kleinstpartei

Von Anselm Schindler, Poing

Auf ihrer Facebook-Seite brüstet sich die Neonazi-Partei Der III. Weg damit, im unmittelbaren Umfeld der beiden Poinger Turnhallen, in denen Asylbewerber untergebracht sind, rassistische Flugblätter verteilt zu haben. "Asylflut stoppen" steht auf den Flyern, die einige Neonazis der Partei in Poing verteilten. "Wir wissen, dass auch Führungskräfte der Partei im Landkreis wohnen", sagt Omid Atai von den Poinger Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Atai beobachtet die Nazi-Aktivitäten in Poing schon seit Längerem mit Sorge. Ein Parteimitglied vom III. Weg wohne in seiner direkten Nachbarschaft, sagt Atai, "die wollen sich hier festsetzen", befürchtet der Juso. Die Rede ist auch von einer "Nazi-WG in Markt Schwaben", dort wohnen offenbar drei junge Männer zusammen, die schon seit Längerem in der rechtsradikalen Szene aktiv sind. Als "gut vernetzt" bezeichnet Atai die drei Männer.

"Wir wissen, dass vom III. Weg welche im Landkreis wohnen", bestätigt Gerhard Karl von der Staatsschutzabteilung der Erdinger Kriminalpolizei, die auch für das Gemeindegebiet Poing zuständig ist. Wenn die Flugblätter mit einem gültigen Impressum versehen und strafrechtlich nicht relevant seien, könne die Polizei gegen das Verteilen der Schriften nichts tun, stellt Staatsschützer Karl fest.

Aufgefallen sind die rechten Umtriebe in Poing erstmals, als im April vergangenen Jahres einige Hundert rechtsradikale Aufkleber verteilt wurden. Im November dann tauchten neonazistische Schmierereien wie Keltenkreuze und SS-Runen auf, an einem Schaukasten am Poinger Bahnhof schmieren unbekannte Täter "NS-Area". Zuletzt hatten bislang ebenfalls unbekannte Täter ein großes Hakenkreuz an die Turnhalle der Poinger Seerosenschule geschmiert, in der Flüchtlinge untergebracht sind. Erst vor einigen Tagen wurde dann ein offenbar rechtsradikaler Mann in Poing von der Polizei aufgegriffen, im Gepäck hatte er eine Vielzahl neonazistischer Aufkleber, darunter auch Propaganda-Material vom III. Weg. Nun haben sich die Neonazis in der Region wohl dazu entschlossen, auch direkt aktiv zu werden, davon zumindest zeugt das Verteilen der Flugblätter. Selbige wurden vor einigen Wochen auch schon in Altenerding verteilt. Die Strategie der Rechtsextremisten: Sie picken sich Gemeinden heraus, in denen bereits Proteste und Stimmungsmache gegen Asylbewerber zu vernehmen sind und versuchen dann, die Stimmung anzuheizen.

Der III. Weg ist die Nachfolgeorganisation des 2014 verbotenen, bayernweit agierenden Netzwerkes Freies Netz Süd (FNS). Auch frustrierte Kader der NPD finden sich in der Kleinstpartei, die nicht auf Wahlerfolge und möglichst hohe Mitgliederzahlen setzt, sondern als Vernetzungsorgan für Neonazis in Bayern und Ostdeutschland dient. Dort, wo die Kleinstpartei aktiv ist, kam und kommt es auch immer wieder zu Brandanschlägen und tätlichen Übergriffen aus Asylbewerber. Und auch wenn Omid Atai dieses Szenario nicht and die Wand malen will, warnt er auch in Poing vor einen Eskalations-Spirale. Es gelte nun, vermehrt auf Aufklärungs-Arbeit im Ort zu setzen. "Wir werden nicht zulassen, dass die rechten Hetzer sich in unserem weltoffenen Poing breit machen", sagt Atai.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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