Poing:Mit langem Atem

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Helmut Sloim von der Südhausbau, Archäologe Ulrich Schnitzer und Bürgermeister Albert Hingerl (von links) freuen sich über die neuesten Funde. (Foto: Christian Endt)

Nach neuen archäologischen Funden wächst in Poing der Wunsch nach einem eigenen Museum. Die Markt Schwabener wissen, wie aufwendig das ist

Von Anselm Schindler, Poing

Nach den jüngsten archäologischen Grabungsfunden nahe des Poinger Bergfeldsees drängt in der Gemeinde Poing erneut der Wunsch nach einem eigenen Museum auf die Tagesordnung. In den vergangenen Jahren tauchten im Norden des Gemeindegebietes immer wieder archäologische Schätze auf, darunter das älteste in Deutschland gefundene Rad, sowie diverse Überbleibsel aus der Zeit des Römischen Reiches und der Bronzezeit. Nur: Untergebracht wurden diese Funde mangels eigenem Museum nicht in Poing, sondern in der Landeshauptstadt oder im Heimatmuseum der Nachbargemeinde Markt Schwaben.

In der Gemeindeverwaltung gibt es nun die Idee, im Neubau auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthauses Liebhart an der Anzinger Straße einen Museumsraum zu schaffen. Das zumindest lässt Thomas Stark, Referent von Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), verlauten. Doch auch diese Pläne sind noch vage, einen konkreten Zeitplan gibt es nicht.

Ein Blick nach Markt Schwaben zeigt, dass es funktionieren kann: Zeit sei das, wovon man bei der Schaffung eines Museums am meisten brauche, erklärt Bernd Romir, der das dortige Heimatmuseum mit begründet hat. Dafür wurde eigens ein Verein gegründet, sagt Romir, schließlich müsse man auch Spenden sammeln. Im Jahr 2002 wurde der erste Raum des Heimatmuseums eröffnet, Jahr für Jahr sei ein Raum hinzu gekommen, erst 2010 war das Museum komplett, wie sich Romir erinnert. Archäologische Exponate gehörten zu den ersten Ausstellungsstücken.

"Ich wünsche den Poingern viel Erfolg", sagt Romir, den Aufwand allerdings sollte man nicht unterschätzen: Es sei viel Papierkram zu erledigen, das Landesamt für Denkmalschutz, die archäologische Staatssammlung und die Landesstelle für nichtstaatliche Museen seien Institutionen, die mit eingebunden werden sollten, empfiehlt der frühere Grundschulrektor den Nachbarn. "Es ist eine sehr lange Geschichte, bis das alles in Ordnung geht". Die fachliche Unterstützung sei allerdings sehr wichtig, betont er, die Landesstelle für nichtstaatliche Museen stehe hierfür mit Beratern bereit. Zudem brauche es archäologisch bewanderte Fachleute. Leute, die wüssten, wie man Fundstücke richtig lagert und die das Verfassen von Exponattexten beherrschen, den Texten also, welche die Ausstellungsstücke beschreiben.

Es sei nicht damit getan, einige Ikea-Vitrinen aufzustellen, erklärt Romir und lacht. Die Vitrinen würden erst angefertigt, wenn man wisse, welche Exponate man wie ausstellen wolle. Das alles koste viel Geld. Allein die Sanierung der alten Villa, in der das Markt Schwabener Heimatmuseum beheimatet ist, habe damals eine Million Mark gekostet, so Romir. Kurz gesagt: "Man braucht einen langen Atem und die richtigen Leute". Doch der Aufwand lohne sich. Denn ein eigenes Museum wirke für eine Gemeinde identitätsstiftend. "Gerade viele Zugezogene finden bei uns den Weg ins Heimatmuseum", freut er sich über das Interesse. Gerade für Menschen, die neu in einen Ort kämen, sei es oft interessant, etwas über dessen Geschichte zu erfahren. Das freilich gilt um so mehr für eine Wachstums-Gemeinde wie Poing.

Überlegungen zu einem Museum in Poing gibt es schon länger, das bestätigt auch Thomas Schächtl, der in Poing für das Marketing der Bauträgergemeinschaft Arge zuständig ist, auf deren Grundstück auch die letzten archäologischen Fundstücke zutage befördert wurden. Diese Überlegungen nehmen auch im Plan für den zweiten Bauabschnitt des Bürgerhauses Gestalt an. Dort ist ein Museums-Raum vorgesehen. Doch die Umsetzung lässt noch auf sich warten. Wann der zweite Teil des Bürgerhauses und damit der Museums-Raum gebaut wird, stehe derzeit noch nicht fest, erklärt der Arge-Vertreter auf die Frage nach dem Zeitplan. Die Gründe für das zögerliche Vorgehen seien vor allem finanzieller Natur: Momentan baut die Gemeinde zwei Schulen, da ist wenig finanzieller Spielraum für andere Projekte.

Im Jahr 2005 gab es im Rahmen der Bundesgartenschau in München -Riem immerhin eine Ausstellung im Poinger Ortsteil Grub, der im Osten der Gemeinde an den Landkreis München angrenzt. Die Ausstellung in Grub wurde zum Jubiläum des fünftausendjährigen Bestehens Poings organisiert, dort wurden Exponate aus diversen Grabungen ausgestellt. Doch das nur vorübergehend, der damalige Ausstellungsraum wurde vom Landesamt für Landwirtschaft nur zeitweise bereitgestellt. Auch das örtliche Bauamt wurde bereits für Ausstellungszwecke in Betracht gezogen, was allerdings scheiterte: Vitrinen im Flur - das war die damalige Idee - hätten gegen Brandschutzrichtlinien verstoßen.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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