Poing:Mit Kicker und Billard

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Jeden Freitag treffen sich Poinger Asylbewerber im Café International, das Carolina Phillips (Dritte von links) vom Asylprojekt initiiert hat. (Foto: oh)

Im Café International in Poing treffen sich jeden Freitag Flüchtlinge und Helfer

Von Florentine Kary, Poing

- Im Café International ist es an diesem Vormittag laut. Das ist aber kein Wunder, wenn 25 junge Männer in einem Raum Billard, Tischfußball und Dart spielen. Das Café International ist eigentlich auch kein richtiges Café, sondern ein Treffen von jungen Asylbewerbern, das jeden Freitag von 9.30 Uhr bis 12 Uhr im Poinger Jugendzentrum stattfindet und vom Asylprojekt des Familienzentrums organisiert wird. Die meisten der anwesenden Männer sind um die 20 Jahre und alle aus Krisenregionen geflüchtet. Sie kommen aus Eritrea, Somalia, Pakistan und Nigeria.

Carolina Phillips behält den Überblick, sie kennt von jedem der jungen Männer den Namen und die Geschichte, die ihn zur Flucht nach Deutschland getrieben hat. Die gebürtige Französin lebt selbst erst seit zwei Jahren in Poing, trotzdem hat sie schon viel auf die Beine gestellt: das Asylprojekt, das sie leitet, ist von anfangs 15 Ehrenamtlichen auf nun 50 angewachsen, darunter auch 25 Lehrer, die Deutschunterricht für die Flüchtlinge geben und beim Bewerbungen schreiben helfen.

"Die meisten, die hierher kommen, sind unsere Lebensweise nicht gewohnt, sagt Phillips. "Wir helfen ihnen dabei, die deutsche Kultur besser kennen zu lernen und zu verstehen," sagt die 40-Jährige. Das wichtigste sei die Integration. Dazu gehöre auch, dass die jungen Männer lernen, dass man in Deutschland pünktlich ist und Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben.

Im Jugendraum wird die Stimmung immer lebhafter, eine kleine Gruppe von Flüchtlingen und Senioren hat sich eingefunden und spielt UNO, in der Zwischenzeit nähert sich das Billardspiel seinem Höhepunkt, denn es findet sich immer mehr Flüchtlinge um den Tisch ein und feuern ihren Favoriten an. Seit Juni gibt es das Café International. Nachdem es im Familienzentrum aber keine Tischkicker oder Dartscheiben gibt, findet es nun immer im Jugendraum Poing statt, einen festen Raum sucht das Asylprojekt aber noch für all seine anderen Angebote. Unter der Woche weichen sie auf das Familienzentrum oder Kirchenräume aus, auch der Deutschunterricht findet viermal die Woche dort statt. "Momentan passiert hier sehr viel, die Resonanz ist nur positiv und auch die Gemeinde hilft bei der Organisation und der Koordination mit," schwärmt Phillips.

Um die Integration noch besser voranzutreiben, will das Asylprojekt vor allem Jobs vermitteln, bei einem Möbelhaus in Parsdorf und bei einer Installationsfirma hätten zwei der Poinger Asylbewerber schon eine Anstellung gefunden, erzählt Phillips stolz. Probleme bereitet aber immer wieder die Sprache. "Die Firmen sind willig, Leute einzustellen, aber die Sprachbarriere ist oft ein Hindernis." Mit Ein-Euro-Jobs beim Wertstoffhof, in Kitas oder im Tennisklub könnten sich die jungen Männer aber wenigstens ihr Taschengeld aufbessern, das sei vor allem der Gemeine zu verdanken.

Viele der Flüchtlinge sprechen nur sehr wenig Englisch und noch weniger Deutsch. Umso mehr freut es den Helferkreis, dass drei der vier ersten Asylbewerber, die im Februar 2014 nach Poing kamen, nun in Vollzeit arbeiten würden. "Einer hat sogar seinen Führerschein gemacht". Um das zu schaffen seien vor allem die Patenschaften wichtig, die Poinger übernommen hätten, erklärt Phillips.

Katharina Maier ist eine der 18 Ehrenamtlichen im Asylprojekt von Carolina Phillips, die eine solche Patenschaft übernommen hat. Das Wort Patenschaft mag sie selbst gar nicht so gerne, eher bezeichnet sie es als Freundschaft. Sie verbringt Zeit mit dem ihr zugewiesenen Asylbewerber, hilft ihm bei Bewerbungen und ist Ansprechpartnerin bei Problemen. Der Austausch der beiden läuft unkompliziert und schnell online, weitgehend über Whatsapp und SMS.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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