Poing:Kreativ auf Spitzen

Lesezeit: 3 min

Ballett als Entspannung: Obwohl sie selbst leidenschaftlich gerne tanzt, wollte Regina Rüger nie Profi werden, sondern lieber mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Regina Rüger leitet seit zehn Jahren die Ballettschule des Familienzentrums. Am Samstag geht eine große Weihnachtsaufführung über die Bühne

Von Sarah Lopez, Poing

Kleine Mädchen in roten, weißen und schwarzen Tutus und mit einem hohen Dutt sind reihenweise der Größe nach aufgestellt und blicken mit ernster Mine nach vorne zu ihrer Lehrerin. Da erklingt das "Weihnachtsoratorium" von Bach, die Mädchen beginnen im Takt der Musik zu tanzen, hopsen durch die Halle, stehen auf den Zehenspitzen, springen in die Höhe. Eigentlich läuft alles sehr gut. Nur wenige Bewegungen sind noch nicht ganz sauber, eine kleine Tänzerin steht nicht gerade genug, die andere bewegt den Arm in die falsche Richtung.

Regina Rüger, die die Ballettschule des Familienzentrums Poing seit zehn Jahren leitet, fallen diese kleinen Fehler jedoch schnell auf, immer wieder macht sie die Mädchen darauf aufmerksam. Für Rüger ist Ballett vor allem Disziplin, deshalb gibt sie den Schülerinnen strenge Anweisungen, während sie beobachtet, wie die Mädchen für die Weihnachtsaufführung üben, die am Samstag, 16. Dezember, in der Dreifachturnhalle in Poing stattfinden wird.

Seit ihrem fünften Lebensjahr ist Rüger selbst leidenschaftliche Balletttänzerin. "Meine Mutter tanzte früher Ballett, auch meine Freundinnen haben früh damit angefangen, also wollte ich auch tanzen", erzählt die Chefin der Poinger Ballettschule. Also nahm sie Unterricht an der Ballettschule in Waldtrudering und tanzte dort bis in die Jugend - für ihr Leben gern, wie sie sagt. Professionelle Tänzerin zu werden, war indes nie ihr Wunsch, "ich wollte mich viel lieber mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen", erklärt Rüger. "Auch besser so, denn jetzt hast du uns!", wirft da gleich eine der Schülerinnen ein, die das Gespräch aufmerksam verfolgen. Doch selbst während des Pädagogikstudiums gab Rüger das Tanzen nicht auf, und bald danach wurde ihr klar: "Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen." Also absolvierte sie eine Ausbildung zur Tanzpädagogin an der Ballettakademie Roleff-King in Schwabing.

Was der Lehrerin am Ballettunterricht am besten gefällt, ist, den Mädchen Kunst und Kreativität zu vermitteln. "In dieser Technologie-Ära, wo die Kinder ständig nur noch am Handy hängen, sollten sie sich auch mit kreativen Dingen beschäftigen, außerdem können sie sich beim Tanzen so richtig austoben", sagt Rüger. Für die gebürtige Münchenerin ist Ballett nämlich nicht nur Disziplin, sondern auch eine kreative Art und Weise, sich selbst auszudrücken. Und darüber hinaus: Entspannung.

Derzeit besuchen mehr als hundert Kinder die Ballettschule des Poinger Familienzentrums, zu Rügers Anfangszeiten, vor zehn Jahren also, waren es gerade einmal 20. In Waldtrudering, wo Regina Rüger die Ballettschule des TSV leitet, hat sie auch einige männliche Schüler, in Poing unterrichtet sie bislang nur Mädchen. Zum Angebot gehört neben Ballett auch Jazzdance. "Wenn man Ballett tanzen kann, fallen einem andere Tänze nicht schwer, denn Ballett ist die Grundlage für alles." Ihre Schülerinnen sind zwischen vier und achtzehn Jahre alt, den Unterricht gestaltet sie für jede Altersgruppe anders: Die Vierjährigen lernen auf spielerische Art die Ballettpositionen, Sieben- bis Neunjährige üben bereits kleine Choreografien, und ab zehn Jahren bringt Rüger den Kindern das Spitzentanzen bei. Aber alle Gruppen haben etwas gemeinsam: Sie führen zweimal im Jahr etwas vor. "Manche Gruppen treten auch gemeinsam auf, so wie die Kinder in der heutigen Probe. Die Farben der Tutus markieren die Altersstufen."

Doch was ist für die Kinder selbst beim Ballett das Wichtigste? "Die schönen Kostüme, die wir bei den Auftritten tragen", meint ein Mädchen, während es sanft über ihren Tüllrock streicht. "In ein paar Jahren Spitze zu tanzen", sagt eine andere. Regina Rüger freut sich besonders, wenn sie den Kindern ihre Leidenschaft vermitteln kann - was ihr offenbar gut gelingt: Viele ihrer Schülerinen sind seit Jahren an der Ballettschule. Beim jüngsten Auftritt schenkten zwei von ihnen Rüger ein Album mit Fotos von den vielen gemeinsamen Auftritten der vergangenen zehn Jahre. Denn nach so langer Zeit sind nicht nur Regina Rüger die Kinder ans Herz gewachsen, sondern auch umgekehrt. Kein Wunder, nach so vielen Ballettstunden, Auftritten und tollen Choreografien, die die Lehrerin stets selbst entwickelt.

Da ist die Probe auch schon beendet, die Mädchen rennen in die Umkleide. Nur eines bleibt stehen, macht große Augen und fragt: "Tanzt du auch Ballett?" Die Antwort auf ein Kopfschütteln kommt prompt: "Das ist aber schade! Na ja, anfangen kann man ja immer..."

Weihnachtsaufführung der Ballettschule des Familienzentrums Poing, am Samstag, 16. Dezember, um 11 Uhr in der Dreifachturnhalle

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: