Poing:Kämpfer für Bedürftige

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Pater Rupert Mayer leistete Soldaten an der Front geistlichen Beistand. (Foto: dpa)

Der Patron der neuen Kirche ist als "Apostel Münchens" bekannt

Beistand und Unterstützung für Zuwanderer: Was aktuell eine wichtige Aufgabe von Kirchen und Ehrenamtskreisen ist, beschäftigte auch schon Pater Rupert Mayer Anfang des 20. Jahrhunderts. Umso passender, dass der Theologe als Patron der neuen Kirche in Poing ausgewählt wurde. So schützt der Selige von nun an nicht nur das Pfarrheim und den Kindergarten, sondern auch die neue Kirche mit ihren Mitgliedern.

Nach dem Abitur studierte der gebürtige Stuttgarter in Fribourg, Schweiz, sowie in München und Tübingen Theologie und Philosophie, bevor er 1899 zum Priester geweiht wurde. Von 1900 an war Mayer Novize in einem Jesuitenorden in Vorarlberg; anschließend reiste er als Volksmissionar durch die Schweiz, Deutschland und die Niederlande. Im Jahr 1912 kam er schließlich nach München, um als Seelsorger Zuwanderern sowie Familien beizustehen. Großen Mut bewies der Priester vor allem auch im Ersten Weltkrieg an der Front, wo er freiwillig den Soldaten geistlichen Beistand leistete. Dort erlitt er auch selbst eine Verletzung - da er sich schützend über einen Soldaten geworfen haben soll - durch die er sein linkes Bein verlor. Für sein besonderes Engagement erhielt Mayer 1915 als erster Militärgeistlicher das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.

Auch später kümmerte sich der Jesuit vor allem um Bedürftige, setzte sich in starkem Maße politisch und sozial ein und warnte vor der Gefahr durch den Nationalsozialismus. Für ihn war klar, dass ein Christ nicht Nationalsozialist sein darf. Deshalb wandte er sich in vielen Reden und Predigten gegen die Nazis. Auch ein Redeverbot der Gestapo konnte ihn nicht daran hindern. Mehrmals wurde Mayer verhaftet; 1939 brachte man ihn dann ins Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er schwer erkrankte.

So erhielt das Ordinariat in München die Erlaubnis, den Pater aus dem KZ zu holen, solange er im Kloster Ettal isoliert werde und keine Predigten mehr halte. Erst nach Ende des Kriegs durfte Mayer endlich nach München zurückkehren, um wieder als Seelsorger zu arbeiten. Nach nur wenigen Monaten brach er allerdings bei der Messe zusammen und starb kurz darauf. Noch heute ist Pater Rupert Mayer als "Apostel Münchens" bekannt.

© SZ vom 04.11.2015 / moje - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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