Poing:"Jeder sollte sich registrieren lassen"

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Spender und möglicher Empfänger: Der 24-jährige Leonard Mayer (links) aus Poing hat einem Italiener das Leben gerettet, für den 18-jährigen Lucas aus Moosach werden noch passende Stammzellen gesucht. (Foto: Privat)

Für einen 18-jährigen Moosacher werden am Sonntag passende Stammzellen gesucht.Vor neun Monaten hat der 24-jährige Leonard Mayer aus Poing seine Stammzellen gespendet. Und würde es sofort wieder tun.

Von Sandra Langmann, Poing

"Es ist so einfach, geht schnell und rettet Leben", sagt Leonard Mayer. Der Poinger, der in München Sport und Mathematik auf Lehramt studiert, ließ sich 2013 bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. Im Januar 2016 bekam der inzwischen 24-Jährige die Nachricht, dass ein 40-jähriger Italiener dringend seine lebensrettende Stammzellenspende benötigt. So wie jetzt auch Lucas aus Moosach. Der 18-Jährige ist an Leukämie erkrankt, doch mit einer Stammzellenspende könnte er wieder gesund werden. Deshalb rufen seine Freunde von der Freiwilligen Feuerwehr an diesem Sonntag zu einer Typisierungsaktion in Moosach auf.

Bei Leonard Mayer war es eine Freundin, die ihn motivierte, sich 2013 bei der DKMS typisieren zu lassen. "Das wollte ich schon lange tun, doch ich habe es immer wieder raus geschoben", sagt Mayer. Er forderte ein Registrierungs-Set an und schickte die Stäbchen mit seiner Speichelprobe zurück. "Es ging so schnell und war überhaupt kein Aufwand", schildert der 24-Jährige. Knapp drei Jahre später bekam er eine E-Mail mit der Nachricht, dass er als Spender in Frage komme. Der Text sei so nüchtern formuliert gewesen, dass er sich anfangs gar nicht sicher war, ob er tatsächlich helfen konnte.

Von der DKMS wurde Mayer dann aber ausführlich über die Stammzellenspende aufgeklärt und auch mehrmals gefragt, ob er zu dem Eingriff auch wirklich bereit sei. Denn in 20 Prozent der Fälle kann es nötig sein, die Stammzellen unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkammknochen zu entnehmen. "Ich habe noch nie zuvor mit so netten Leuten am Telefon gesprochen", sagt der Poinger, der nicht lange überlegen musste. Natürlich wollte er spenden.

Um die Gewebemerkmale auf weitere Gemeinsamkeiten zu überprüfen, wurde Leonard Mayer erneut Blut abgenommen, drei Monate später musste er zur Voruntersuchung nach Köln. Dann ging alles ganz schnell: Vier Wochen später folgte die Spende - ebenfalls in Köln. Die DKMS übernimmt in solchen Fällen die Fahrt- und Übernachtungskosten.

Bei dem Sportstudenten konnte die Periphere Stammzellenentnahme durchgeführt werden. Dabei wird Blut abgenommen und über einen Zellseparator zurück in den Körper geleitet. Der Vorgang dauerte zwei Stunden. Danach konnte Mayer die Klinik sofort wieder verlassen. Zuvor hatte er sich fünf Tage lang einen hormonähnlichen Stoff spritzen müssen, der vom Körper normalerweise selbst bei Infektionen ausgeschüttet wird und für eine Vermehrung der Stammzellen sorgt.

Und dann: Große Freude

Zwei Tage litt Mayer daher unter grippeähnlichen Symptomen, er fühlte sich schlapp und hatte Lendenschmerzen. Aber zu wissen, dass der Krebspatient, der seine Hilfe benötigte, sich zur gleichen Zeit einer Chemotherapie aussetzen musste, habe die Schmerzen halb so schlimm wirken lassen. Drei Monate nach der Spende wurde der 24-Jährige darüber informiert, dass seine Stammzellen erfolgreich übertragen wurden. Für eine Prognose, ob der Patient wieder ganz gesund wird, war es jedoch noch zu früh.

Neun Monate ist die Spende nun her. Der Sportstudent hat sich allerdings bislang nicht weiter nach dem Empfänger seiner Stammzellen erkundigt. Einerseits, weil in seinem Studium eine ganze Reihe von Prüfungen anstanden. Andererseits, weil in Italien die Anonymität zwischen Spender und Empfänger wesentlich strenger gehandhabt wird. "Ich weiß also nicht, wem ich genau geholfen hab." Leonard Mayer weiß nur, dass ein 40 Jahre alter Italiener seine Spende bekommen hat.

Große Freude bereitet dem 24-Jährigen auch eine Episode am Rande: Als sein Mitbewohner hörte, dass Mayer als Spender angefragt wurde, hatte dieser bereits ein paar Tage später das Registrierungs-Set der DKMS im Postkasten. Auch er wollte helfen. Leonard Mayer ist sowieso der Ansicht, dass sich jeder registrieren lassen sollte. Am praktischsten wäre es, sagt er, wenn sich jeder gleich beim Arzt registrieren lassen könnte.

Wenn man das mit einem Arztbesuch kombinieren könnte, wäre das vielleicht einfacher, so Mayer. Weltweit sind 28 Millionen Menschen typisiert - trotzdem gleicht die Suche nach einem geeigneten Spender der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Für eine Registrierung entstehen zwar Kosten in Höhe von 40 Euro, doch das Geld dafür wird über Spenden eingenommen. Wichtig ist der DKMS: Die Typisierung ist selbstverständlich kostenlos, keiner muss dafür bezahlen. Wer dies möchte, kann dies aber tun.

Leonard Mayer würde sofort wieder spenden. Wenn der italienische Patient noch weitere Stammzellen benötigen würde, wäre er auch für eine Nachspende bereit. "Jeder sollte sich registrieren lassen", sagt Mayer.

Die Registrierungsaktion findet am Sonntag, 19. Februar, 11 bis 16 Uhr, in der Rudolf-Obermayr-Halle, Glonner Straße 4, in Moosach statt.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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