Poing:Integration mit Plan

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Poing erstellt Konzept zum Umgang mit Flüchtlingszustrom

Von Barbara Mooser, Poing

In dem Moment, in dem man das Poinger Integrationskonzept ausdruckt, ist es im Prinzip schon wieder veraltet. Das ist aber kein Nachteil, das ist ein Teil des Konzepts: dass es sich eigentlich kontinuierlich verändert, ausgebaut und ergänzt wird. Ein erster Entwurf - "mehr ist es nicht im Moment", sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) - wurde am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss des Poinger Gemeinderats vorgelegt. Das erste Integrationskonzept einer Gemeinde im Landkreis fasst viele Daten und Fakten zusammen, es enthält aber auch Vorschläge, welche Maßnahmen sinnvoll wären - und wie die Integration im Ort gelingen kann. Von den Gemeinderäten gab es Lob für die Initiative: "Es nützt überhaupt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken", konstatierte Peter Maier (SPD). Der Bayerische Städtetag hat bereits nach dem Konzept gefragt, ebenso mehrere Bürgermeister aus dem Landkreis.

Bei aller Entschlossenheit der Gemeinde, sich bestmöglich auf die neue Situation mit Hunderten Flüchtlingen im Gemeindegebiet vorzubereiten, wurde am Dienstag allerdings auch klar, dass alle Prognosen, wie es mit den Flüchtlingen in Poing weitergehen wird, äußerst schwierig sind. Wie viele bleiben, wie viele brauchen Wohnungen? Werden noch viele Familien kommen - und reichen dann die Kita- und Schulplätze? Mit solchen Fragen befassen sich unter anderem die Fachleute in der Verwaltung. Sie klären aber auch ganz akute und praktische Fragen, haben beispielsweise Räume für Integrations- und Sprachkurse aufgetan, vorübergehend auch für eine Kleiderausgabe. Diese findet in den nächsten Wochen in der Seerosenschule Platz. Nach Ostern werden die Räume dort allerdings anderweitig benötigt, daher muss dann eine neue Lösung her. Um die Koordination der Helfer bestmöglich zu unterstützen, gestaltet die Gemeinde derzeit den Internetauftritt zum Thema Asylbewerber gänzlich neu. Schon jetzt geht das Angebot weit über das hinaus, was andere Gemeinden im Landkreis derzeit bieten: Hier sind viele Informationen zusammengefasst, die sich Helfer oder welche, die es werden wollen, sonst mühsam im Internet zusammensuchen müssen. Themenblätter der Bundeszentrale für politische Bildung sind dort ebenso zu finden wie Hilfsmaterial für den Deutschunterricht oder Flyer des Landratsamts zu Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge.

Was man noch weiter tun kann, das soll in Zukunft auf verschiedenen Ebenen beraten werden. Runde Tische zum Thema Asyl finden bereits einmal monatlich statt, darüber hinaus ist ein Koordinierungskreis geplant. Ziel sei neben dem Informationsaustausch, so heißt es im Konzept, "abstimmungsbedürftige Ereignisse zu klären". Nur "qualifizierte und entscheidungsbefugte Personen, die konstruktiv an Problemstellungen mitarbeiten können", sollen laut Konzept an diesem Kreis beteiligt sein. Außerdem soll es einen Krisenstab geben für die Fälle, wo etwas bereits schief läuft oder zumindest die Gefahr droht.

Eine große Aufgabe fällt dem Asylbeauftragten zu, den die Gemeinde einstellen möchte. Die Bewerberauswahl für diese Position läuft derzeit. Der oder die Asylbeauftragte soll laut Konzept zur "Sicherung des sozialen Friedens" beitragen und sich um ein gewaltiges Bündel an Themen kümmern, von der Beratung zu allgemeinen Fragen der Asylbewerber über die Gewinnung von ehrenamtlichen Helfern bis hin zur Beratung der Gemeinde bei der Konzeption von Kitas und Schulen und der Verwaltung der Spenden.

Dass die Flüchtlinge gut aufgenommen werden, sieht der Gemeinderat hingegen als Aufgabe aller Poinger. Aufklärung gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit gehört daher ebenfalls zum neuen Konzept. "Die Gemeinde Poing steht als Zuzugsgemeinde für Integration, Demokratie und Vielfalt", so die klare Aussage.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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