Poing:Genuss aus der Region

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Jetzt ein Team: Miriam Biberger (links) und Claudia Krönert in ihrem kleinen Laden in der Poinger Hauptstraße. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Miriam Biberger und Claudia Krönert haben sich in Poing für ein besonderes Projekt zusammengetan

Von Barbara Mooser, Poing

Den Honig kann Miriam Biberger locker auch zu Fuß holen: Nicht einmal 500 Meter sind es vom Imker ihres Vertrauens bis zu dem kleinen Laden in der Hauptstraße 5, in dem die Honiggläser und Köstliches, das aus dem Honig gemacht wurde, jetzt zu kaufen sind. Nicht immer ist der Weg zu den Produzenten ganz so nah - aber viele der Zutaten, die sie für ihr Label "Ingrid & Fridolin" weiterverarbeitet, stammen von Bauernhöfen rund um Poing. Regionalität, schonende Verarbeitung und Nachhaltigkeit, das ist auch Claudia Krönert wichtig. Die beiden Frauen haben sich nun zusammengetan: Die "Ingrid & Fridolin Food Manufaktur" und Krönerts "Genuss Entdecker Weinhäusel", das bisher in der Neufarner Straße in einem Gartenhäuschen untergebracht war, sind jetzt unter einem Dach zu finden.

Dass die beiden Frauen ähnlich ticken, das merkt man sofort: "Wir leben in einer Region, die bietet supertolles Essen", schwärmt Miriam Biberger, und Claudia Krönert erzählt begeistert von einem Bauernhof in Finsing, von dem das Duo Käse und Milch beziehen wird. Neulich hat sie erst wieder eine Käsepackung im Supermarkt in die Hand genommen: "Da war nicht mal Milch drin!" Obwohl Krönert ein "Bauernhof-Kind" war, wie sie sich selbst beschreibt, führte der berufliche Weg erst einmal in eine völlig andere Richtung: Viele Jahre lang arbeitete sie als IT-Unternehmensberaterin, führte ein großes Team. Nebenbei wurde sie Expertin für etwas ganz anderes: kleine Winzereien, die nachhaltig arbeiten, bisweilen auch Ideen haben, die beim ersten Hören "abgefahren" klingen, wie Krönert selbst sagt. Einer ihrer Produzenten etwa vergräbt bis zu 5000 Kuhhörner in seinem Weingarten, um auf diese Weise künstlichen Dünger zu vermeiden, ein anderer pflanzt zwischen die Reben Buchweizen, um den Boden aufzulockern. Jedes Weingut, von dem Krönert Flaschen im Regal stehen hat, kennt sie persönlich, sie hat sogar mitgearbeitet, um die Prozesse kennen zu lernen.

Ähnlich macht es Miriam Biberger, auch sie hat ihre Erzeuger auf Touren durch das Umland aufgetan, hat Höfe besucht, viele Fragen gestellt. Stimmen die Produktionsbedingungen, ist ihr örtliche Nähe wesentlich wichtiger als ein Bio-Siegel. Viele der kleinen Erzeuger könnten sich eine Zertifizierung einfach nicht leisten, sagt sie, "und ich will nicht Bio aus Spanien, nur damit es Bio ist". Ihr Motto sei vielmehr: "Vom Feld in den Topf". Wenn sie nachmittags ihre Fruchtaufstriche, Chutneys und Soßen in gemieteten Küchen in München oder künftig in Forstern einkocht, holt sie die Zutaten meist erst am Vormittag. Und am Abend werden dann die Etiketten gebastelt - die hat Biberger selbst in Powerpoint entworfen. Um sie auszuschneiden und auf die Gläser zu kleben, wird dann auch die Familie mit eingespannt. Der Familie verdankt Biberberger auch den Namen ihres Unternehmens: Ingrid und Fridolin sind ihre Großeltern, das passt gut, sagt sie, denn das ist auch das Gefühl, das sie vermitteln will: "Es soll sich anfühlen wie bei Oma, wenn sie gekocht hat."

Wie Oma verzichtet sie auch auf künstliche Zusatzstoffe, Stabilisatoren oder Geschmacksverstärker. Ihre Fruchtaufstriche bestehen aus sehr viel Frucht und wenig Zucker. "Da muss man sehr sorgfältig und sauber arbeiten", erzählt sie. Für sie kein Problem: "Ich habe Hauswirtschafterin von der Pike auf gelernt und lange in der Gastronomie gearbeitet." Benannt hat sie ihre Spezialitäten nach Freunden und Familienmitgliedern. Ihr bester Freund Stefan, ein Fan des Würzigen, wurde Namensgeber einer Barbecue-Sauce, die reisefreudige Cousine Mona ist Namenspatin des Mangoaufstrichs, für den Miriam Biberger eine Ausnahme beim Grundsatz der Regionalität macht. Nur zu ihrer Kreation mit Rhabarber und Traube fand sie keine Inspiration im Freundeskreis - auf den Gläsern steht nun also "Irgendwas mit Rhabarber und Traube".

Zusammen hoffen Krönert und Biberger, dass ihre Vorstellungen von gutem Essen und gutem Wein auch bei den Poingern ankommen. Und nicht nur das: Die beiden Frauen, die beide vor gut drei Jahren in die Gemeinde gezogen sind und schnell gelernt haben, dass Alt-Poinger und Neu-Poinger einander durchaus oft mit Ressentiments begegnen, wollen auch eine Brücke bauen und einen Platz schaffen, wo sich alle zusammen wohl fühlen. "Wir wollen, dass die Leute miteinander reden und eine gute Zeit haben", sagt Claudia Krönert.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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