Poing:Gelassen in die schwierigen Jahre

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Poing muss bis 2018 für seine Großprojekte 25 Millionen Euro Schulden machen. Ein "Grund zum Weinen" ist das nach Einschätzung des Kämmerers aber erst einmal nicht

Von Barbara Mooser, Poing

Die derzeit noch üppig bestückten Sparkonten werden komplett abgeräumt, dafür steigen die Schulden bis 2018 auf 25,5 Millionen Euro. Für die Poinger Gemeinderäte ist diese Perspektive inzwischen aber offenbar kein Anlass mehr für erhöhten Puls oder gesteigerten Diskussionsbedarf, schließlich hatten sie schon ein Jahr Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen: Kämmerer Holger Schmidt hatte sie bereits bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr skizziert. Entsprechend unaufgeregt verlief die erste Beratung des Etatentwurfs 2016: In der jüngsten Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses gab es, außer kurzen Nachfragen, kaum Wortmeldungen. Kritik kam vor allem von Wolfgang Spieth (FDP), der unterstrich, die geplante Erhöhung der Grundsteuer sei "nicht erforderlich und auch nicht richtig".

Ansonsten führte Kämmerer Holger Schmidt im Schnelldurchlauf durch den Haushalt; jede Diskussion über Containerstandorte, Ampelschaltungen oder den Zustand einzelner Straßen nimmt bisweilen in Poing mehr Zeit in Anspruch. Aber was die großen Kosten in den kommenden Jahren verursacht, ist schließlich hinlänglich bekannt und wurde auch bei einer Gemeinderatsklausur im vergangenen Jahr bereits ausführlich besprochen: Zwei Schulen und zwei Kindertagesstätten werden innerhalb weniger Jahre gebaut, bei einer weiteren Kita übernimmt die Gemeinde einen großen Teil der Kosten und auch zwei millionenteure Bahnhofsunterführungen sind geplant - selbst für eine wohlhabende Gemeinde wie Poing ist das ein gewaltiger Kraftakt. Bereits in diesem Jahr ist das Haushaltsvolumen daher stark von 51,6 auf 63,6 Millionen Euro gestiegen, im nächsten Jahr legt es nochmals zu, dann werden es 65,4 Millionen sein. Im Jahr 2018 wird es nach derzeitigen Berechnungen sogar bei 75,3 Millionen Euro liegen.

Im Juli setzten Poinger Kinder den ersten Spatenstich für die Grundschule und Kindertagesstätten im Neubaugebiet Zauberwinkel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Grund zum Weinen" gäbe es nach Einschätzung des Kämmerers allerdings allenfalls dann, wenn die Einnahmen einbrechen. Während der Einkommensteueranteil sich in den vergangenen Jahren nur in eine Richtung - nach oben - bewegt hat, hat Poing bei der Gewerbesteuer schließlich schon einige extreme Schwankungen erlebt: Im Jahr 2009 waren es beispielsweise fast 16 Millionen, im Jahr darauf nicht einmal fünf. In den kommenden Jahren kalkuliert der Poinger Kämmerer mit Gewerbesteuereinnahmen zwischen elf und 13 Millionen, das ist seiner Einschätzung nach eher die Untergrenze dessen, was zu erwarten ist. Holger Schmidt vergisst freilich auch nie, eines seiner Lieblingssprichworte im Haushaltsvorbericht einzubauen: "Ein Plan ist der Ersatz der Unwissenheit durch den Irrtum."

Trotz der großen Aufgaben, die vor Poing liegen, zeigte sich Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) optimistisch. Die Gemeinde könne ihre Pflichtaufgaben erfüllen, aber auch weiterhin viele freiwillige Leistungen finanzieren. Er sei froh, so Hingerl, dass die Wirtschaft in Poing stark sei und auch die Bürgerinnen und Bürger einen so großen Anteil an der Finanzierung der wichtigen Aufgaben leisteten.

Künftig werden sie sogar noch ein bisschen mehr in die Kassen der Gemeinde zahlen, denn der Grundsteuer-Hebesatz wird den aktuellen Planungen zufolge von 350 auf 385 erhöht. Erst 2011 hatte es die letzte Erhöhung gegeben, damals war sie gravierender ausgefallen: von 250 auf 350. Der Gewerbesteuerhebesatz soll ebenfalls angehoben werden, von 300 auf 310. Gegen letzteres hatte FDP-Gemeinderat Wolfgang Spieth keine Einwände, schließlich habe es hier "seit Menschengedenken" keine Erhöhung gegeben, wie er sagte. Bei der Grundsteuer hätten die Bürger hingegen zum einen ohnehin vor wenigen Jahren eine Erhöhung hinnehmen müssen, zum anderen liege Poing hier bereits jetzt höher als andere vergleichbare Gemeinden. Diesem Teil des Haushalts stimmte Spieth daher nicht zu, zum gesamten Zahlenwerk gab es im Gremium hingegen keine Gegenstimmen. Im Gemeinderat werden im Dezember die Etatberatungen fortgesetzt.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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