Poing:Ein neues Herz für Poing-Süd

Lesezeit: 2 min

Nach langen Beratungen kürt die Jury die Sieger des Architektenwettbewerbs für den Neubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße. Bereits 2019 soll das Gebäude fertig sein

Von Barbara Mooser, Poing

Zwölf Stunden haben die Mitglieder der Jury am Freitag diskutiert und Argumente ausgetauscht, am Sonntag waren es nochmals mehr als fünf Stunden. Dann stand der Sieger fest: Die Augsburger Architekten Rainer Löhle und Regine Neubauer sowie die Münchner Landschaftsarchitekten Axel Lohrer und Ursula Hochrein haben den überzeugendsten Entwurf für den Neubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße und die Außenanlagen vorgelegt. "Es sieht jetzt ganz einfach aus", sagte Löhle am Montag bei der Vorstellung der Arbeiten. Doch tatsächlich war es eine äußerst verzwickte Aufgabe für die Wettbewerbsteilnehmer, eine moderne dreizügige Grundschule mit Parkplätzen und Veranstaltungsraum auf dem Grundstück neben dem Rathaus unterzubringen.

Als "fast unlösbar" bezeichnete Architekt Rüdiger Leo Fritsch sogar die Herausforderung, der Träger des dritten Preises zollte aber den Siegern ein riesiges Kompliment: Diese hätten wirklich die beste Lösung vorgelegt, "so hätten wir's auch gern gemacht". Ob der Entwurf des Wettbewerbssiegers auch tatsächlich realisiert wird, das muss allerdings erst noch der Gemeinderat entscheiden. Insgesamt hatten sich 123 Architekturbüros für die Aufgabe beworben, 33 Büros wurden zur Wettbewerbsteilnahme eingeladen, 30 gaben schließlich ihre Entwürfe ab. Einer der Sieger wird allen Beteiligten sehr bekannt vorgekommen sein: Der Frankfurter Architekt Bernd Mey, der den zweiten Preis erhielt, hat auch die derzeit entstehende neue Grundschule im Zauberwinkel für die Gemeinde entworfen.

Diese Grundschule muss auch erst fertig werden, bevor die Gemeinde voraussichtlich im Jahr 2017 mit dem Abriss und Neubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße beginnen kann - schließlich sollen die Kinder aus dem alten Ortsteil vorübergehend in die neu gebaute Schule im Poinger Norden ausgelagert werden. Lange war darüber gestritten worden, ob die Schule an der Karl-Sittler-Straße nicht doch lieber nur generalsaniert wird - unter anderem hatten Befürworter dieser Lösung die großen Klassenzimmer im bestehenden Gebäude angeführt. Auch am Montag sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), dass im alten Ortszentrum Veränderungen besonders kritisch begleitet würden. Weil aber ein Gutachten zeigte, dass die Sanierung im schlimmsten Fall fast so viel kostet wie ein Neubau und das Gebäude dann immer noch nicht modernen Standards entsprechen würde, entschied sich der Gemeinderat schließlich für einen Neubau. 15 Millionen Euro wird dieser nach neuesten Kalkulationen wohl kosten, die Schüler sollen im Schuljahr 2019/20 einziehen können.

Der Siegerentwurf sieht einen lang gestreckten zweigeschossigen Baukörper vor. Ein großzügiger, baumbestandener Vorplatz führt zur Schule und zur Sporthalle, die problemlos auch außerhalb des Schulbetriebs nutzbar ist. Ein transparentes, variables Foyer führt zu den Lernbereichen und kann auch als Mehrzweckraum genutzt werden. Veranstaltungen für bis zu 300 Personen sind auf diese Weise in Alt-Poing wieder möglich. Sehr besonders gestaltet sind auch die Lernareale, die mit konventionellen Klassenzimmern, die früher meist rechts und links von langen, öden und ansonsten unbrauchbaren Gängen angeordnet wurden, nicht mehr viel zu tun haben. Der Platz wird anders aufgeteilt, Unterrichts- und Fachräume gruppieren sich um Gemeinschaftsbereiche, Experimentierfelder und Lernterrassen. Begrünte Innenhöfe und die Terrassen vor den Clustern sollen ein angenehmes Umfeld für die Kinder schaffen.

Nicht ganz dem Wunsch der Gemeinde entspricht der Siegerentwurf in Bezug auf die Parkplätze. Eigentlich hatte sich Poing aus Kostengründen oberirdische Parkflächen gewünscht. Wie viele der anderen Teilnehmer entschieden sich aber auch Löhle und Neubauer angesichts des knappen Platzangebots dennoch für eine Tiefgarage.

Die Wettbewerbsarbeiten werden bis Montag, 10. August, in der Mehrzweckhalle der Grundschule an der Karl-Sittler- Straße 12 öffentlich ausgestellt. Die Ausstellung ist an Wochentagen von 13 bis 17 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: