- "Papa, ich wollt' dich mal was fragen, wo du abends immer bist. Mama sagt, du sorgst für Ordnung. Opa sagt, du bist Rassist." Mit diesen Worten beginnt der Song "Papa" der Shots aus Poing. Danach geht es ähnlich weiter: Der Sohn fragt in kindlicher Unschuld seinen Vater, warum der ihn nicht auf den Geburtstag eines schwarzen Schulfreundes lasse. Und warum zünde er eigentlich Häuser an? "Als wir dieses Lied im Markt Schwabener Gymnasium vor den sechsten Klassen gespielt haben, waren diese erst einmal geschockt", sagt Ludwig Stadler mit Künstlernamen Elles. Trotzdem sind die beiden auf diese Textzeilen besonders stolz.
Zusammen mit seinem Bandkollegen Eddy, der mit bürgerlichem Namen Raffael Scherer heißt, bildet er das Akustik-Punk-Duo "Shots". Elles spielt Klavier und ist für den Gesang zuständig, während Eddy in die Saiten der Akustikgitarre schlägt. Die beiden Jungmusiker stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten offiziellen Albums mit dem Namen "Aufstand im Bällebad", auf das sie seit Monaten hingearbeitet haben und das Anfang Juni erschienen ist.
Ihre Leidenschaft für die Musik haben sie schon früh entdeckt. Für Elles, der seinen Namen gerne "Helles ohne H" buchstabiert, hat alles in der musikalischen Früherziehung begonnen, in der seine Finger das erste Mal die Tasten eines Klaviers berührten. "Im Gymnasium habe ich dann sehr viele Lieder komponiert und zusammen mit Klassenkameraden gespielt", berichtet Elles. Eddy hingegen war zu Beginn gerade einmal gut genug, um auf der Gitarre vier Akkorde zu spielen, wie er selbst lachend zugibt; er hatte aber eine andere Motivation: "Ich spielte schon in der ersten Klasse im Schultheater und bin einfach verrückt danach, vor Publikum auf der Bühne zu stehen." Und genau diese Möglichkeit haben sich die "Shots" nun selbst erarbeitet. Sie stehen inzwischen auf Bühnen in München und Umgebung, und ihre Fangemeinde wächst stetig über die Grenzen des Landkreises hinaus.
Dabei wurde das Duo erst im Juli vergangenen Jahres gegründet. Zuvor haben sie zusammen mit anderen Musikern in einer Band gespielt, die sich allerdings nach persönlichen und musikalischen Differenzen aufgelöst hat, wie sie diplomatisch erklären. Nach einer kurzen Pause hatten sie wieder Lust, zusammen zu spielen und machten als Duo weiter. Seitdem haben sie unzählige Lieder komponiert, Auftritte gespielt und im Proberaum des Poinger Jugendzentrums zusammengesessen.
Aus dieser entspannt unbeholfenen Atmosphäre heraus entstand auch ihr erstes Album. "Wir hatten einfach so viele Songs in der Hinterhand, die wir wirklich gut fanden. Die Zeit war reif, ein Album zu produzieren", erklärt Elles. Dabei kam ein Produkt heraus, das sich irgendwo zwischen lustigem Liedermachen, melodischer Sozialkritik und ganz viel Selbstironie einordnen lässt. In den meisten Songs will das Duo mit lustigen Texten einfach nur unterhalten, doch sie haben auch Lieder geschrieben, wie "Papa", die sich mit gesellschaftlichen Abgründen auseinandersetzen. "Unser Ziel ist es, die Leute nicht nur zu berieseln, sondern bei ihnen eine emotionale Reaktion hervorzurufen", sagt Elles. Deswegen könnten sie auch nie auf Englisch singen, da sie sehr viel Wert auf den Inhalt ihrer Texte legen, egal, ob diese unterhaltend oder nachdenklich sein sollen.
Doch die Produktion eines eigenen Albums erfordert nicht nur künstlerisches Talent, sondern normalerweise auch sehr viel zeitlichen und finanziellen Aufwand. Doch diesen konnten sie sehr niedrig halten. Indem sie das Album bei Eddys Stiefvater im Keller aufnahmen, konnten sie sich viel Geld sparen, nur zum Mischen der Lieder haben sie über Facebook einen professionellen Mischer engagiert.
Einerseits wirken die beiden Freunde im Alter von 18 und 21 sehr professionell, in manchen Dingen jedoch auch jugendlich unschuldig. Vielleicht macht das aber auch die echten Künstler aus. Sie hätten bis heute nicht den langfristigen Plan, Musiker zu werden. "Wenn es klappt, und wir immer noch Spaß daran haben, freuen wir uns natürlich", meint Elles. Die nächsten Sprossen auf der Karriereleiter haben sie aber schon genommen: Im Sommer spielen sie nicht nur Konzerte in der nahen Umgebung, sondern auch in Augsburg, Ingolstadt und sogar in Wien. Ein Highlight für die beiden war aber vor allem auch der Moment, als sie ihr eigenes Album das erste Mal in Händen hielten. "Das war ein verdammt gutes Gefühl", schwärmt Elles. "Fast wie Weihnachten", fügt Eddy begeistert hinzu.
Am Freitag, 17. Juni, um 20 Uhr spielt das Duo "Shots" ihr Album Release-Konzert im Café Station in Poing. Der Eintritt ist frei.