Poing/Ebersberg:Am Limit

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Vorschlag der Kreis-Grünen zur Nutzung von Klassenzimmern für Flüchtlinge verärgert die Poinger Schulleiter

Ein Vorschlag von Grünen-Kreisrat Reinhard Oellerer zur Verbesserung der Lage in den als Notunterkünfte genutzten Turnhallen hat bei den Poinger Schulleitern einige Verstimmung hervorgerufen. Oellerer hatte angeregt, die Situation in den Hallen zu verbessern, indem man den dort untergebrachten Flüchtlingen Aufenthaltsräume in den Schulen zur Verfügung stellt. Die Rede war von "ein oder zwei Klassenzimmern", welche die Schulen abtreten sollten. In einem gemeinsamen offenen Brief an den Kreistag kritisieren nun Vertreter von Seerosenschule, Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule sowie Dominik-Brunner-Realschule Oellerers Anregung heftig. Statt immer noch mehr Räume in den Schulen in Beschlag zu nehmen, sollten die Landkreispolitiker lieber dafür sorgen, dass die Asylbewerber baldmöglichst wieder aus den Hallen ausziehen können.

Eigentlich ging es in der Debatte im Kreis- und Strategieausschuss um die Probleme mit - zumindest nach Meinung einiger Kreisräte - zu dicht belegten Turnhallen. Hintergrund war eine Nachfrage von Doris Rauscher (SPD), warum man in den Hallen keine Tische und Stühle aufstellen könne. Dies, so die Antwort aus dem Landratsamt, sei aufgrund der Brandschutzauflagen schwierig, würden die geforderten Sitzecken eingerichtet, verlöre man zu viel Platz, den man dringend für Betten benötige. Alternativ bliebe nur die Belegung weiterer - auch kommunaler - Hallen. Daraufhin hatte Oellerer angeregt, anderswo Rückzugsräume für die Bewohner zu schaffen, beispielsweise eben in Klassenzimmern.

Diese Idee sei aus mehreren Gründen eine schlechte, befinden nun die Vertreter der drei Poinger Schulen. An zwei davon, der Realschule und der Seerosenschule, sind bereits Turnhallen zu Unterkünften umfunktioniert. Dies habe zu "großen organisatorischen Problemen" geführt: Da an den beiden Schulen mittlerweile sämtliche Unterrichtsräume für den Sportunterricht wegfielen, habe man die ohnehin knappen Fachräume teilweise zu Gymnastikräumen umnutzen müssen. Daher gebe es überhaupt keine freien Zimmer mehr, die man zu Aufenthaltsräumen für die Asylbewerber herrichten könne.

Wären die Schulen künftig verpflichtet "Aufenthaltsräume für unbekannte, schulfremde Personen jedweder Herkunft, jedweden Alters und Geschlechts zu schaffen", würde dies außerdem "unser schulisches Sicherheitskonzept außer Kraft setzen", heißt es in dem Schreiben an die Kreisräte weiter. Die Schulleiter nähmen "ihre Verantwortung für die Sicherheit aller Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und sonstigen Mitglieder der Schulfamilie wahr. Wir fordern Sie als politische Vertreter der Landkreisbürger auf, dieser Pflicht ebenfalls nachzukommen und derartige Vorschläge zukünftig zu unterlassen."

Des Weiteren fordern die Schulvertreter, "dass die zweckentfremdete und für alle Beteiligten unzumutbare Nutzung der Turnhallen in der Dominik-Brunner-Realschule beziehungsweise in der Seerosenschule für die Beherbergung von Menschen, so schnell wie möglich beendet wird." Die Kreispolitik solle "der problembehafteten Unterbringung der Menschen in Turnhallen endlich ein Ende zu setzen" und dafür Sorge tragen, dass "der Unterricht der Kinder wieder im normalen und erforderlichen Rahmen gewährleistet werden kann".

© SZ vom 23.02.2016 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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