Poing:Die Kleinsparer

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Der Neubau der Grundschule an der Poinger Karl-Sittler-Straße soll um 700 000 Euro günstiger werden. Trotzdem sind die Bauarbeiten immer noch doppelt so teuer wie ursprünglich geplant

Von Annalena Ehrlicher, Poing

"Zu einer Kostenobergrenze" für den Ersatzneubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße wollte der Poinger Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) bei der Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag kommen. Dem Treffen gingen bereits "einige Runden voraus" - viel habe sich auch verändert, so der Bürgermeister. Die Kosten für den Neubau waren in den vergangenen Monaten weit über die ursprüngliche Planung gestiegen - zuletzt auf 20,9 Millionen Euro. Jetzt sollen die Kosten wieder leicht sinken.

Im Vorlauf zur Sitzung am Donnerstag waren verschiedene Kostenpakete auf ihr Einsparungspotential überprüft worden. In der Sitzung kamen die Gemeinderäte letztlich zu einer neuen Kostenobergrenze von 20,2 Millionen Euro. Einsparungen durch Umstrukturierung, bei Bauteilen und Ausstattungen wurden in Erwägung gezogen. Ihm bereite die Zahl 20,2 Millionen "Bauchweh", konstatierte Grünen-Gemeinderat Werner Dankesreiter. Für "äußerst unbefriedigend" hielt auch Wolfgang Spieth das Ergebnis. Dennoch gab es nur eine Stimme dagegen.

Im Zusammenhang mit den Kostenrisiken wie Winterbau oder sich wandelnden Stahlpreisen, die in die Obergrenze einzubeziehen sind, konstatierte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD): "Das kennen wir ja alles." Für Letzteres sah die Beschlussvorlage zunächst vor, 2,85 Millionen Euro in der Haushaltsplanung zu berücksichtigen. Auf Anregung des zweiten Bürgermeisters Franz Langlechner (CSU) wurde dieser Satz gestrichen, weil er - so Langlechner - "keine Angstzuschläge in der Planung sehen" wollte.

Bereits zuvor hatte Dankesreiter seinem Ärger Luft: "Wir haben damals aufgrund von Kostenschätzungen zu dieser Variante gefunden", kritisierte er. "Hätten wir am Anfang gewusst, dass das auf 21 Millionen hinausläuft - da hätte sich doch niemand dafür entschieden." Bürgermeister Hingerl widersprach mit dem Hinweis darauf, dass sich das Platzangebot für die Grundschule durch die Änderungen in der Planung fast verdoppelt habe. "Und mit den Clustern - auch wenn es so mehr kostet - haben wir einen qualitativen Mehrwert", fügte er hinzu.

Wolfgang Spieth (FDP) verwies hingegen ebenfalls darauf, dass Entscheidung zugunsten des Neubaus und gegen eine teure Sanierung aufgrund des Kostenvoranschlag von 11 Millionen Euro für den Neubau getroffen wurde. "Und innerhalb von wenigen Wochen waren wir bei 15 Millionen - aber jetzt gibt es kein Zurück mehr", sagte er. Zurückführend auf den Aspekt möglicher Kosteneinsparungen verwies Langlechner auf den Pilotcharakter der Cluster-Bausteine in der Grundschullehre: "Das gibt es noch nicht so viel und wir dürfen es ausprobieren", sagte er. Seine Anregung gehe dementsprechend dahin, die Cluster auch als potenzielle Einnahmequelle zu sehen und "massiv mit der Landesregierung" für eine finanzielle Förderung zu diskutieren. "Der Zuwachs im Münchener Raum bringt eine besondere Belastung - das sollte bedacht werden", so der zweite Bürgermeister. Peter Maier (SPD) setzte den Schlusspunkt dieser Debatte mit dem Vorwurf, seine Kollegen seien mit ihrer Grundsatzkritik zu spät dran. "Hätte-hätte-Fahrradkette!", spottete der SPD-Fraktionsvorsitzende. Alle hätten die Entscheidungen, die nun zu den erhöhten Kosten führten, mitgetragen. "Jetzt müssen wir in den sauren Apfel beißen und das auch durchziehen", sagte er.

Im Anschluss wurden die einzelnen Punkte verhandelt. Eine Änderung in der Planung der Sporthalle, beispielsweise, wurde einstimmig abgelehnt, da sie zwar bis zu 148 000 Euro Ersparnisse gebracht hätte - allerdings zu dem Preis von gewissen Unannehmlichkeiten für den Sportbetrieb. Für diesen sei "die ursprüngliche Variante eindeutig besser", wie Michael Frank (Freie Wähler) betonte. "Außerdem müssten bei dem Umbau wieder Tiefgaragenstellplätze geopfert werden und dafür haben wir zu hart gekämpft", sagte er. Mit vier Gegenstimmen, unter anderem aus den Reihen der Grünen-Fraktion, wurde beschlossen, die ursprüngliche Planung beizubehalten.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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