Poing:Bewusster einkaufen

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Gemeinderat beschließt, "Fairtrade-Town" zu werden

Von Sandra Langmann, Poing

Schokolade und Kaffee für alle. Um die Poinger auf den Geschmack von Fairtrade-Produkten zu bringen, sind am Donnerstag in der Gemeinderatssitzung Leckereien verteilt worden. Der Kaffee, der üblicherweise während der Sitzungen getrunken wird, wurde kurzerhand durch ein fair gehandeltes Produkt ersetzt - was die Gemeinderäte wohlwollend annahmen. Schnell war sich das Gremium einig und beschloss, an der "Fairtrade-Town"-Kampagne teilzunehmen und den Titel als "Fairtrade-Town" anzustreben. Diese Städte und Gemeinden fördern auf kommunaler Ebene gezielt den fairen Handel und neben 430 deutschen Städten, darunter auch München und Fürth, ist nun auch die Gemeinde Poing Anwärter auf diesen Titel.

Zuvor müssen jedoch fünf Kriterien erfüllt werden, um als solche zu gelten. Am Anfang steht der Beschluss des Gemeinderates, an der Kampagne teilzunehmen. Desweiteren werden von sofort an während der Sitzungen sowie im Bürgermeisterbüro Fairtrade-Kaffee und ein weiteres fair gehandeltes Produkt konsumiert. Laut Erfahrungswerten aus Fürth ergeben sich dadurch Mehrkosten von durchschnittlich 2,5 Cent pro Tasse Kaffee - pro Jahr wäre das eine Preissteigerung von 42,50 Euro. Die Mehrkosten für Zucker und dergleichen fallen niedriger aus, wodurch insgesamt mit einer Preissteigerung von 100 bis 150 Euro pro Jahr zu rechnen ist.

Als nächster Schritt muss die Gründung einer Steuerungsgruppe folgen - deren Funktionen wird in Poing von der Projektgruppe des Energie- und Umweltbeirates (EUB) übernommen. Zudem müssen Fairtrade-Produkte in vier Einzelhandelsgeschäften und in zwei Gastronomiebetrieben zum Verkauf angeboten werden. Das ist in Poing bereits der Fall. Außerdem sollen in zwei öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Kirchen fair gehandelte Produkte verwendet werden. Hinzu kommt, dass in den genannten Einrichtungen Bildungsaktivitäten stattfinden sollen. Sowohl für die Gewinnung der öffentlichen Einrichtungen als auch der Gastronomiebetriebe ist die Steuerungsgruppe verantwortlich. Im letzten und fünften Punkt sind die Medien dazu aufgerufen, vier Artikel pro Jahr über den fairen Handel zu verfassen. Durch die Berichterstattung des Ortsnachrichtenblattes sollte auch dieses Kriterium erfüllt werden.

Bedenken an der Teilnahme der Kampagne wurde aus den Reihen des Gemeinderates lediglich dahin gehend geäußert, dass man das Vorhaben zuerst auf dessen Umsetzbarkeit prüfen wolle. Um Gastronomen und Einrichtungen nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen, müsse man sich zusammensetzen und mit möglichen Sponsoren ins Gespräch kommen. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) nahm den Vorschlag an, ist aber davon überzeugt, mit der Teilnahme und dem Titel als "Fairtrade-Town" ein wichtiges Zeichen zu setzen.

Bereits 2013 wurde der Energie- und Umweltbeirat ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für Natur und Umwelt in Poing zu fördern. Gemeinsam mit dem Gemeinderat sollen diverse Projekte umgesetzt werden.

Bei TransFair (Fairtrade Deutschland) handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein, der benachteiligte Produzenten mit den Konsumenten verbindet. Die Produkte werden nicht von TransFair selbst produziert, sondern erhalten lediglich das Fairtrade-Siegel. Mit dieser Kennzeichnung werden nicht nur Kleinbauernfamilien und Plantagenarbeiter im globalen Süden unterstützt, sondern auch das Bewusstsein für einen fairen Handel gestärkt.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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