Poing:And now everybody one Purzelbaum

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Bilingualer Unterricht war Modellversuch an einer Augsburger Grundschule. An dem nun folgenden Pilotprojekt nehmen 21 Schulen in Bayern teil. (Foto: dpa)

Die Anni-Pickert-Grundschule in Poing nimmt an einem Pilotprojekt für bilingualen Unterreicht teil. In Kunst, Musik und Sport wird künftig ausschließlich Englisch gesprochen

Von Thabo Huntgeburth, Poing

Musik, Fernsehserien, Kinofilme - und zum Teil sehr englisches Wetter im Landkreis Ebersberg - der Einfluss britischer und US-amerikanischer Strömungen ist nicht nur in der Kultur ungebremst. Nun kommt die Globalisierung auch bei den Schulanfängern an. Von September an werden erstmals Kinder einer Klasse an der Anni-Pickert-Grundschule in Poing bilingual unterrichtet - auf Englisch und auf Deutsch.

"Es gab schon lange den Willen unserer Schule, bilingualen Unterricht anzubieten", sagt Nina Mog, Grundschullehrerin mit Schwerpunkt Englisch und Koordinatorin des bilingualen Unterrichts. Englisch-deutscher Unterricht ist zurzeit ein Pilotprojekt an bayerischen Grundschulen. Möglich gemacht hat das die Stiftung Bildungspakt Bayern unter dem Vorsitz von Georg Eisenreich mit Unterstützung des Bayerischen Kultusministeriums. Durch eine Ausschreibung wurden 21 bayerische Schulen ausgewählt, die sich an dem Projekt beteiligen, darunter auch die Poinger.

"Es ist eine große Chance für uns, da wir in Poing schon einen bilingualen Kindergarten haben und auch schon lange den Wunsch der Eltern wahrnehmen, ihre Kinder weiter zu fördern. Natürlich ist es auch unser Anliegen als Schule, unsere Schüler bestmöglich zu fördern und auf das spätere Leben gut vorzubereiten", sagt Nina Mog. Die Grundschule in Poing bestehe nächstes Jahr aus sechs ersten Klassen und ist damit eine "große Schule", so Mog. Dabei werde eine erste Klasse bilingual unterrichtet. Die Klassen sollen alle gleich groß im bayerischen Durchschnitt von 20 bis 26 Kindern liegen. Dabei wird in der bilingualen Klasse besonders darauf geachtet, eine möglichst heterogene Gruppe zu erstellen. Das ist Mog zufolge notwendig für eine Studie, die von der Universität Ingolstadt für das Projekt angelegt wird.

Der Unterricht wird aber nicht ausschließlich in Englisch geführt, sondern zunächst nur in den Fächern Kunst, Musik und Sport. Dort spreche der Lehrer nur Englisch mit den Schülern, weil sich diese Fächer besonders gut zur Vermittlung einer Fremdsprache eigneten. Die Inhalte könnten gut über Bilder, Gesten und Lieder vermittelt werden, Vorkenntnisse seien nicht nötig. "Es wird aber überlegt, einzelne Lernmodule in Mathematik und Heimat- und Sachkunde auf Englisch zu unterrichten", sagt Mog. Dabei sehe sie allerdings auch das Problem, dass deutsche Fachbegriffe ebenso erlernt werden müssen und ein klares Verständnis der Inhalte nötig ist.

Das Ziel des zweisprachigen Unterrichts ist allerdings nicht, Grammatik und Vokabeln zu pauken oder dass die Kinder nach vier Jahren fließend Englisch sprechen können. Sie sollen über die konkreten Inhalte der ausgewählten Fächer in erster Linie ein Gefühl für die Sprache bekommen. Um dies zu erreichen, ist nach Auffassung von Nina Mog bilingualer Unterricht in Grundschulen besonders geeignet, da die Kinder in diesem Alter besonders aufnahmefähig seien.

Auch für die Lehrer ist diese in Bayern neue Unterrichtsform eine Herausforderung. Neben einem Grundschulstudium mit Schwerpunkt Englisch sind diverse Fortbildungen notwendig, die zur Zeit nur drei Lehrer an der Grundschule in Poing besitzen. Trotzdem plant die Koordinatorin des zweisprachigen Unterrichts, dass jedes Jahr eine neue erste Klasse bilingualen Unterricht bekommen soll, damit in vier Jahren in jedem Jahrgang eine Englisch-Deutsch-Klasse vorhanden ist.

An interessierten Eltern fehlt es nicht. Schon dieses Jahr gingen die Anmeldungen für den zweisprachigen Unterricht über die Kapazitäten der Grundschule hinaus. Die Eltern wünschen sich das, was auch Nina Mog sich für ihre Schüler erhofft: Einen leichteren Einstieg in die Sprache nach der Grundschulzeit auf den weiterführenden Schulen und eine Verinnerlichung von grundlegenden Englischkenntnissen. Wenn dies gelingt, könnte das Pilotprojekt wohl bayernweit Schule machen.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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