"Podium Junge Musik 2017":Miteinander gegeneinander

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Zum 37. Mal fand am Samstag der Jugend-Musikwettbewerb des Landkreises statt, diesmal unter neuem Namen. 30 Kinder traten auf und bekamen individuelles Feedback von den Profis

Von Jan Schwenkenbecher

Als die hellen und dunklen Töne verklangen und Applaus die letzten Tonfetzen verschluckte, da strahlten Lilly und Marla. Schnell schnappten sie ihre Notenblätter, standen von der gemeinsamen Sitzbank hinter dem großen Flügel auf und hopsten in die Mitte des Raums. Sie grinsten sich an, verbeugten sich.

Lilly Haase und Marla Hantschel, beide zehn Jahre alt, waren zwei von insgesamt 30 Kindern, die am Samstag im Ebersberger Klosterbauhof beim Jugend-Musikwettbewerb des Landkreises mit- und gegeneinander antraten. Dieses Jahr fand der jährliche Wettbewerb, der abwechselnd von den Musikschulen Ebersberg oder Vaterstetten veranstaltet wird, unter dem neuen Namen "Podium Junge Musik 2017" statt. Aufgeteilt in fünf verschiedene Altersklassen zeigten die höchstens 19 Jahre alten Teilnehmer entweder in der Kategorie Harfe oder der Gruppe für vierhändiges Klavier, also zwei Interpreten an einem Flügel, und Holzbläser ihr Können. Zehn Minuten hatten sie Zeit, die meisten spielten zwei oder drei Stücke.

"Es hat viel Spaß gemacht", sagte die zehnjährige Lilly nach dem Auftritt. "Wir waren auch gar nicht so nervös", sagte Marla, "wir sind schon öfters zusammen aufgetreten." Nachdem sie sich nach ihrem Auftritt vor den Zuhörern verneigt hatten, hüpften sie mit zwei, drei schnellen Schritten Händchen haltend zu ihrem Platz zurück. Setzten sich und horchten dem Vorspiel von Lejla Lechner und Joëlle Estenfelder, die ebenfalls gemeinsam am Klavier spielten. Auch sie strahlten dabei, schielten sich immer mal grinsend gegenseitig an, wenn das Musikstück die Zeit dazu hergab. "Es hat richtig Spaß gemacht", resümierte die zwölfjährige Joëlle später und begann erneut, zu grinsen.

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die zehnjährige Tilda ist eine von 30 Nachwuchsmusikern beim "Podium Junge Musik 2017". Sie tritt mit der Harfe auf.

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die elfjährige Emilia spielt im Ebersberger Klosterbauhof die Querflöte.

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Marla und Lilly, beide zehn Jahre alt, spielen gemeinsam am Klavier.

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die ebenfalls zehnjährige Antonia tritt mit ihrem Saxofon auf.

Für einige Kinder war es der erste Auftritt vor Publikum. In der selben Kategorie und Altersgruppe wie Lilly, Marla, Lejla und Joëlle spielte ebenfalls die zehnjährige Antonia Wach, sie trat mir ihrem Saxofon auf. Das Musikinstrument hatte sie mit einem Gurt um Rücken und Schultern festgeschnallt, ihre Finger flogen von Klappe zu Klappe, konzentriert blickte sie auf die Noten. "Sonst spiele ich meistens in einem Orchester", sagte Antonia nach dem Auftritt, "es war das erste Mal, dass ich alleine aufgetreten bin." Sie sei schon ein bisschen nervös gewesen, so Antonia, "aber es hat gut geklappt."

Sieben Juroren von umliegenden Musikschulen bewerteten die Musik der Kinder, hörten, beobachteten, machten Notizen. Nachdem alle Kinder einer bestimmten Altersgruppe vorgespielt hatten, zogen sie sich zur Beratung zurück. Die Kinder warteten, plauderten, sprachen untereinander über den eigenen Auftritt. Als die Jury zurück in den Raum kam, klapperten ein paar Kinder demonstrativ mit den Zähnen, andere saßen gespannt auf ihren Stühlen.

Nach und nach lasen die Juroren die Ergebnisse vor, verteilten erste und zweite Plätze. Zu jedem Vorspiel gaben sie ein kurzes Feedback. Den Bestplatzierten empfahlen sie, welches ihrer Stücke sie beim Preisträgerkonzert spielen sollten. Am Donnerstag, 23. Februar, findet im Alten Kino in Ebersberg die offizielle Preisverleihung statt, während die besten Kinder noch mal ein Musikstück präsentieren. Später folgten individuelle Beratungsgespräche.

"Jedes Kind bekam von der Jury ein eigenes Feedback und auch für Eltern und Lehrer gab es noch mal ein paar Tipps", sagte der stellvertretende Leiter der Musikschule Leopold Henneberger. "Für die Kinder ist das eine tolle Erfahrung,", so Henneberger, "die Veranstaltung ist gedacht als Einstieg in die Welt der Wettbewerbe."

Die Kinder sollen Erfahrung und Selbstvertrauen sammeln. Dabei schienen viele trotz ihres jungen Alters relativ abgeklärt. "Ich war gar nicht so aufgeregt", sagte die zehnjährige Tilda nach ihrem Vorspiel mit der Harfe. Für sie war es zwar der erste größere Wettkampf, aber nicht der erste Auftritt vor Publikum. "Ich habe schon mal vorgespielt", sagte sie, "vor der Klasse". Und auch Emilia Wiesböck, elf Jahre alt, kannte es schon, mit ihrer Querflöte fast alleine, nur vom Klavier begleitet, auf der Bühne zu stehen. "Sonst habe ich auch manchmal Auftritte", sagte sie, "da spiele ich dann auch meistens alleine. Heute hat eigentlich alles ganz gut geklappt."

Leopold Henneberger war nach den ersten Auftritten begeistert von den Kindern. Besonders davon, dass so viele in der Kategorie Harfe angetreten seien. "Als die Harfe vor ein paar Jahren bei Jugend musiziert gespielt wurde", so Henneberger, "haben nur drei Kinder aus dem Landkreis mitgemacht". Insgesamt hätte er sich aber auch für das Podium Junge Musik mehr Beteiligung gewünscht. "Der ganze Landkreis war eingeladen, nicht nur die Musikschulen." Im vergangenen Sommer gab es sogar ein Treffen für alle Musiklehrer des Landkreises, wo sie über den Wettbewerb informiert wurden. Dennoch hatten sich dieses Jahr nur 30 Kinder angemeldet, vergangenes Jahr waren es noch 61. Henneberger ist nichtsdestotrotz von der Veranstaltung überzeugt: "Das Podium bringt Kinder zusammen und schafft Begegnungen."

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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