Pilzsaison im Landkreis:Sammeln, bis der Schandi schimpft

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Hexenröhrlinge, Steinpilze und viele andere Sorten schießen heuer aus dem Boden wie selten zuvor. Schwammersucher sollten aber nicht zu übereifrig sein - weil es sonst Ärger mit der Polizei gibt

Von Jessica Schober

Eine braune Kappe, ein rötlicher Stiel und eine kompakte Form. So sieht der Hexenröhrling aus, wenn Franz Bichlmeier vom Gartenbauverein Vaterstetten ihn beschreibt. Der Pilz schießt im Moment überall im Landkreis aus dem Boden. Doch wie das so ist mit sprachlichen Beschreibungen von Hexenwerk und anderen möglicherweise giftigen Dingen - man sollte beim Fungi, so der wissenschaftliche Begriff, lieber genau hinschauen, ehe man ihn pflückt und hineinbeißt.

Sonst geht es einem beim Schwammerlsuchen womöglich wie Hans Gunsts Bekannten aus dem Landkreis Ebersberg, der nach einem Fungi-Fehlgriff kürzlich im Krankenhaus landete, wie der Sammler erzählt. Gefährlich seien vor allem Knollenblätterpilze, die unerfahrene Sammler mit Champignons verwechseln könnten, sagt Franz Bichlmeier vom Gartenbauverein. Fliegenpilze, die heuer in "wunderschönen Beständen" wüchsen, erkenne jedes Kind, so Bichlmeier. Wenn man jedoch herausfinden wolle, ob man tatsächlich einen bekömmlichen Hexenröhrling vor sich habe, genüge ein Messerschnitt in die Kappe, "denn der wird sofort innen blau."

Es ist Schwammerlsaison und das liegt vor allem am Wetter der vergangenen Wochen. Erst war es lange heiß, dann hat es nachts immer mal wieder geregnet. Idealbedingungen für Schwammerl. "Wer Maronen suchen will, geht am besten in den Ebersberger Forst. Das dauert aber noch ein wenig", sagt Schwammerlsucher- und finder Gunst. Dennoch sieht man auch momentan schon zahlreiche Autofahrer von der Staatsstraße abbiegen, teilweise abenteuerlich parken und dann mit prall gefüllten Körben aus dem Wald zurückkehren.

Dabei sollten sich jene, die fündig werden, an die Mengenbegrenzungen halten. Laut dem bayerischem Landesamt für Umwelt dürfen Steinpilze, Pfifferlinge, Schweinsohren, Brätlinge, Birkenpilze, Rotkappen und Morcheln "in geringen Mengen und für den eigenen Bedarf" gesammelt werden.

Wie viel also? Als kürzlich zwei Männer im badenwürttembergischen Ibach von der Polizei mit 19 Kilo Steinpilzen im Kofferraum entdeckt wurden, mussten sie 1700 Euro Strafe zahlen. Sie hatten ganz offensichtlich deutlich zu viel dabei. Ein Kilogramm pro Person und Tag gilt als Richtwert für die Sammelgrenze, auch wenn das Landratsamt Ebersberg keine genaue Menge vorgibt. Sachgebietsleiter Norbert Neugebauer spricht von "einer Mahlzeit für mich und meine Familie".

Eine kürzlich vom Vaterstettener Gartenbauverein angebotene Pilzführung stieß auf reges Interesse. Der Tipp des Experten: Die Schwammerl am besten schon vor Ort putzen. Außerdem solle man bei schwer zu bestimmenden Pilzen idealweise das gesamte Myzel, also das Pilzgeflecht im Boden, mit aus der Erde lösen - und damit schnurstracks zum Pilzberater marschieren. Zum Beispiel am Münchner Marienplatz, wo jeden Montag von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr geöffnet ist. Dort drängen sich Schwammerlsucher, um die Beute des Wochenendes vom Fachmann begutachten zu lassen. Auf der Internetseite heißt es jedoch: "Die Pilzberatung ist nicht als Massensortierstelle gedacht, sondern soll Ihnen Kenntnisse über unsere heimischen Pilze vermitteln."

Dass dieses Wissen bei Jungen und Älteren bereits reichlich vorhanden sei, hat Bichlmeier beobachtet. Schwammerlsammeln sei beliebt. Für alle Neulinge gibt es den Tipp: "Dort, wo Fichten und Heidelbeeren wachsen, ist saurer Boden. Und die Chancen stehen gut, Pilze zu finden." Laut bayrischer Verfassung darf man auch querfeldein laufen. "Es gehört zum Betretungsrecht der freien Natur, dass man - außer in Schutzgebieten - auch abseits der Wege nach Schwammerln suchen darf", sagt Norbert Neugebauer vom Ebersberger Landratsamt.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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