Petition an Bund, Freistaat und Deutsche Bahn:Widerstand gegen Bahnlärm wird größer

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Der Umweltausschuss des Ebersberger Kreistags macht sich dafür stark, die Belastung in Gleisnähe zu mindern. Landrat Robert Niedergesäß fordert mehr Lebensqualität für die Anwohner

Von Clara Lipkowski, Ebersberg

Aus welchem Steuerzahlertopf auch immer - für Landrat Robert Niedergesäß (CSU) steht fest: Der Lärmschutz an der Bahnstrecke Trudering-Rosenheim muss kommen - und zwar gemäß einer Neubaustrecke. "Wir stehen hinter Ihnen", sagte er am Mittwochnachmittag im Umweltausschuss, an die Kreisräte und Susanne Höpler vom Kirchseeoner Arbeitskreis "Bahnlärm" gewandt, die als Gast gekommen war. Damit fand Niedergesäß Gehör: Einstimmig verabschiedete der Ausschuss anschließend den Beschluss, eine entsprechende Petition an Bund, Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn zu richten. Fest steht auch, dass der Kreistag noch in diesem Jahr ein Hearing einberufen will, um konkrete Forderungen der am Widerstand Beteiligten zu formulieren.

"Ich bin auch an der Bahn groß geworden", sagte Niedergesäß. Über die Jahre habe er einen deutlichen "Zuwachs der Frequenz" an der Trasse wahrgenommen. Nun müsse mit einem angemessenem Lärmschutz die Lebensqualität für die Anwohner wiederhergestellt werden, sagte er. Bisher von der Deutschen Bahn vereinzelt verbaute Schienenstegdämpfer bei Vaterstetten seien eine unzureichende Reaktion und glichen, so Niedergesäß, einer "Beruhigungspille" für die Bürger.

Dass sich nun der Landrat einschaltet und "die obersten Köpfe in den Ministerien überzeugen will", befand Grünen-Kreisrat Philipp Goldner am Mittwoch für "sehr gut". Susanne Höpler vom Kirchseeoner Arbeitskreis Bahnlärm und Martin Lechner (CSU) zeigten sich ebenfalls zufrieden. "Wir haben ja schon lange das Gefühl, die Bahn macht nichts", sagte Höpler, aber jetzt sei eine ganze Bewegung gegen den untätigen Konzern entstanden. Ursula Bittner (Grüne) drängte darauf, dass "sofort" etwas unternommen werden müsse, weil der Bahnlärm schon jetzt unzumutbar sei. Laut Niedergesäß hat eine erste Lärmschutzwand zwischen dem Bahnhof Vaterstetten und der Möschenfelder Straße erste Verbesserungen gebracht: Auf etwa 400 Metern Länge habe die Gemeinde eine Wand bauen und nach Beschwerden noch erhöhen lassen. Denn zunächst habe es geheißen, die Wand helfe nicht, später aber, dass es ohne Wand doch lauter als mit Wand gewesen sei.

Der Widerstand gegen Bahn und Politik hatte sich im Landkreis Ebersberg in den vergangenen Monaten formiert. Kritisiert wurde, dass an der ohnehin schon stark befahrenen Trasse Richtung Rosenheim zu wenig gegen den Lärm getan werde. Zudem rechnen betroffene Gemeinden mit doppelt so vielen Zügen, die durch den Landkreis fahren könnten, wenn der Brenner-Basistunnel 2026 eröffnet und die Zubringertrasse entsprechend ausgebaut sind. Die Anlieger fordern deshalb wesentlich umfangreichere Lärmschutzmaßnahmen, als sie die Bahn ursprünglich vorgesehen hatte.

Am Dienstagabend hatte sich die Gemeinde Aßling dem Protest angeschlossen, nun hat sich die Bewegung abermals um den Umweltausschuss des Kreistags vergrößert. Im nächsten Schritt soll nun laut Landrat Niedergesäß das Vollplenum des Landkreises über die Petition und das weitere Vorgehen entscheiden.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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