Parsdorf:Gewitterwolken überm Regenbogen

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Petitesse oder Verschwendung? Die bunte Fassade der Parsdorfer Schule wird zum Politikum im Gemeinderat.

Lars Brunckhorst

Peter Bachmeier versucht, sich seine Fassungslosigkeit nicht anmerken zu lassen. "Das lässt mich ziemlich kalt", behauptet der Rektor der Parsdorfer Schule. Tatsächlich aber hat den Lehrer ziemlich aufgewühlt, was ihm aus dem Vaterstettener Gemeinderat zu Ohren gekommen ist.

Schülern und Lehrern gefällt die neue Fassade der Parsdorfer Schule, doch im Gemeinderat wähnen manche dahinter Geldverschwendung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als "Verschwendung" wurde dort von einem Mitglied die neue Fassade der Grundschule bezeichnet. Ziel der unlängst abgeschlossenen Sanierung sei die energetische und brandschutztechnische Ertüchtigung der Schule gewesen, sagte Will-Rafael Bienheim. "Die Fassade entspricht diesem Ziel nicht", so der Gemeinderat von Freien Wählern und Bürgerinitiative (FW/BI). "Die Bemalung trägt nicht zur Verbesserung der Schulfunktionen bei."

Nun kann man sich gewiss darüber streiten, wie gelungen der Anstrich ist, den Studenten der Kunstakademie der Fassade verpasst haben; doch Bienheim machte daraus ein Politikum. Denn das Geld für die Fassadengestaltung - 6000 Euro - wurde von Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) ohne Hinzuziehung des Gemeinderats bewilligt. Die Gemeinde missachte damit das erklärte Ziel aller, den Haushalt zu konsolidieren, kritisierte Bienheim. In einem Eilantrag forderte er seine Ratskollegen daher auf, der Gemeinde eine Rüge zu erteilen. Bienheim stellte sogar den Verdacht der Veruntreuung in den Raum.

Das freilich war starker Tobak in den Ohren der meisten Gemeinderatsmitglieder. Von einem "Schlag ins Gesicht" für Verwaltung, Eltern und Schule sprach SPD-Gemeinderat Sepp Mittermeier. CSU-Fraktionschef Michael Niebler warf Bienheim vor, er schieße mit Kanonen auf Spatzen (Zwischenruf von SPD-Fraktionschef Günter Lenz: "Auf Kolibris!") Bienheim, mahnte Niebler, möge die Dimensionen "im Auge behalten".

"Viel Spaß" mit "Petitessen"

Bei Gesamtbaukosten von 1,4 Millionen Euro mache der Anstrich gerade einmal 0,4 Prozent aus - das ist weniger als jene ein Prozent, die der Staat im Allgemeinen für Kunst am Bau ausgibt. "Wenn es um 60.000 statt um 6000 Euro ginge, würde ich anders denken." Im Übrigen, belehrte Niebler den FW/BI-Politiker, dürfe der Bürgermeister laut Geschäftsordnung des Gemeinderats außerplanmäßige Ausgaben bis zu 25.000 Euro selbst entscheiden.

"Lächerlich" fand denn auch der Bürgermeister selbst die Vorwürfe. Er wünsche dem Gemeinderat "viel Spaß", wenn er sich mit solchen "Petitessen" befassen wolle. Wenn eine Schule nach Jahrzehnten generalsaniert werde, dann müsse es zudem möglich sein, auch einen kleinen Betrag für etwas aufzuwenden, "was Kindern, Lehrern und Eltern gefällt", so Niedergesäß. Von ihnen, der Schulfamilie, war der Vorschlag während der Bauzeit gekommen. Völlig nachvollziehbar, wie Rektor Bachmeier findet. "Sonst wäre das eine triste Fassade wie bei einer Aussegnungshalle geworden. A

ber die Kinder sollen sich doch in dem Haus wohlfühlen und dort gerne lernen." Bachmeier hat nach eigenen Worten fast nur positive Reaktionen auf den Regenbogen gehört, der dem Schullogo nachempfunden ist, auch wenn dieser "etwas kräftiger ausgefallen ist", als er ihn sich selbst gewünscht hätte. "Das hat mit Kunst sicher nichts zu tun", sagt Bachmeier, "aber es ist freundlich und schön." Die Kinder seien begeistert und den meisten Eltern gefalle es auch. Und 6000 Euro - das sei nicht viel mehr, als vermutlich auch ein Maler gekostet hätte. "Wenn sich an solchen Peanuts die Geister scheiden, dann stößt das bei mir auf Unverständnis."

Nicht nur bei ihm. Auch im Gemeinderat fand sich keine Mehrheit für die von Bienheim geforderte Rüge. Nur Manfred Schmidt (FBU) schloss sich dem FW/BI-Gemeinderat an - im Gegensatz zu dessen Fraktionskollegen Georg Reitsberger. Die anderen ließen sich auch von Bienheims Ankündigung nicht beirren, an dem Abstimmungsergebnis über seinen Antrag sehe man, "wer es hier mit dem Sparen ernst meint und wer nur Balkonreden hält".

Am Freitag werden die generalsanierten Räume der Schule eingeweiht - samt Fassade.

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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