"Paddock Trail":Der weite Weg zur Futterstelle

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Die 25 Pferde, die auf dem Langhof untergebracht sind, haben reichlich Auslauf: Insgesamt ist das Gelände 5000 Quadratmeter groß. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf dem Langhof in Poing werden Pferde so artgerecht wie möglich gehalten. Damit die Tiere sich ausreichend bewegen, haben sich die Hofbetreiber einiges einfallen lassen

Von Alexandra Leuthner

Sechzehn Kilometer legt die Isländerstute von Helene Noack schon mal an einem Tag zurück, ganz ohne dass sie dabei von einem Reiter durch das Gelände getrieben werden muss. Sie tut das ganz freiwillig. Wenn sie fressen will, muss sie sich auf den langen Weg um die große Koppel herum machen, 400 Meter einfach ist die Strecke lang. Die Wasserstelle liegt am anderen Ende des Geländes, direkt vor dem Unterstand.

"Paddock Trail" nennt sich die Haltung, die Pferden ermöglicht, so nahe wie möglich an ihren natürlichen Verhaltensmuster zu leben. Die Haltungsform findet inzwischen viele Anhänger, das Besondere am Langhof in Poing ist, dass die dort untergebrachten Pferde den langen Weg zum Futter das ganze Jahr über nutzen können. Während viele andere Ställe den Trail im Winter nicht freigeben können, weil der Mutterboden sich unter den Pferdehufen in puren Matsch verwandeln würde, haben die Noacks auf dem Langhof ein System aus Kunststoffwaben auf einem Kiesbett einbauen lassen, das jetzt den gesamten Rundweg bedeckt.

Das Regenwasser sickert durch die Waben in den Boden, ein Gefälle, das sich über die gesamte Strecke zieht, an deren hinterem Ende die Heuraufen stehen, sorgt überdies für einen raschen Wasserablauf. So können sich die Pferde auslaufen, "sie kommen auch mal ins Galoppieren", erzählt Helene Noack. "Im normalen Offenstall gibt es kaum eine Distanzstrecke, auf der die Pferde mal Gas geben können."

Von Nachteil ist es natürlich nicht, dass Helene Noack auf dem Langhof insgesamt 5000 Quadratmeter zur Verfügung hat. So kann sie den bei ihr untergebrachten Kleinpferden und Ponys auch ausreichend Koppelgang ermöglichen. Um die frühere Landwirtschaft, die Noacks Vater bis vor einigen Jahren bewirtschaftet hat, in einen modernen Reitbetrieb umzuwandeln, lässt die Familie nun auch eine Reithalle bauen. Anfang November soll sie fertig sein. Einen Sandplatz, eingerahmt von meterhohem Miscanthus, der vor allem für die Allergikerpferden als Einstreu gebraucht wird (siehe Interview), gibt es seit dem vergangenen Jahr.

Das Ehepaar Noack bewirtschaftet den gesamten Hof mit seinen mittlerweile 25 Pferden allein. "Täglich brauche ich eine gute Stunde, wenn ich schnell bin, plus Füttern", erklärt Noack. "Weil der Trail so befestigt ist, können wir maschinell misten. Wenn ich den ganzen Weg mit der Schubkarre abfahren muss, kann ich am Abend aufhören und gleich wieder anfangen."

1995 hat Helene Noacks Vater begonnen, seine Landwirtschaft aus der Poinger Ortsmitte hinaus zu verlegen, ein paar 100 Meter weiter geht es zum Wildpark Poing. Aber die Landwirtschaft habe sich "hinten und vorne nicht mehr rentiert", deshalb sei dann irgendwann die Entscheidung für den Umstieg auf die Pferdehaltung gefallen, erzählt sie. Mit einer Isländerstute, die sie zum 17. Geburtstag bekam, fing alles an - auch die Offenstallhaltung und die Einrichtung des Allergikerstalls. "Sie war die erste mit einer Allergie." Isländer sind besonders anfällig für Stoffwechselkrankheiten und Allergien. Offenstallhaltung ohne Zugabe von Kraftfutter ist für diese Kleinpferde besonders angeraten, aber auch den Quarterhorses, Tinkern, Haflingern oder P.R.E-Pferden aus Spanien bekommt sie gut. Großpferde über 1,55 Stockmaß nimmt Helene Noack nicht in ihre Herde, auch keine Hochleistungspferde - Temperament und Kraftverhältnisse würden nicht zusammenpassen.

24 Stunden am Tag sind die Pferde draußen, auch nachts steht ihnen der Weg auf die Koppel frei, im Sommer können sie sich Schatten im Unterstand suchen. Artgerechter geht es eigentlich kaum noch. "Mir hat diese Haltung so gut gefallen, weil es das Natürlichste ist, deshalb haben wir gesagt, wir setzen das so um."

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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