Obdachlosenunterkunft:Haus ohne Hilfe

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Wohnungslose finden in der Ebersberger Unterkunft ein Dach über dem Kopf. (Foto: OH)

Während die Ebersberger Unterkunft für Wohnungslose wohl erhalten bleibt, läuft die Finanzierung eines angegliederten Beratungsprojektes für Betroffene zum Ende des Jahres aus

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Es gibt Menschen, für die das Haus an der Eberhardstraße die letzte Anlaufstelle vor der Straße ist. Oder sogar vor dem Wald. "Einige unserer Bewohner haben vorher auch schon im Forst übernachtet", sagt Katja Merker, die Leiterin der Wohnungsnothilfe in der Diakonie Rosenheim. Sie ist zuständig für die Unterkunft in Ebersberg sowie für ein niederschwelliges Beratungsangebot für Betroffene. Doch für beides ist die Finanzierung noch nicht vollständig abgesichert.

Beide Projekte werden bis Ende 2018 bezuschusst. Zumindest mit Blick auf die Unterkunft könne man optimistisch sein, sagt Merker. "Wir haben das Haus angemietet und sind zuversichtlich, dass es weiterläuft." Anders verhält es sich aber mit der Beratung für Obdachlose. Das Projekt wird nur noch die kommenden drei Monate von der EU gefördert, danach wird es auslaufen. "Wir werden uns wieder in leicht modifizierter Form auf die EU-Unterstützung bewerben", sagt Thomas Wicker. Er ist Sozialpädagoge in Ebersberg und dort auch für beide Projekte zuständig. Das Verfahren sei allerdings kompliziert, langwierig - und vor allem ergebnisoffen. Die bisherige, sogenannte aufsuchende Beratung hilft den Menschen bei Behördenangelegenheiten und knüpft Kontakte zu anderen Hilfsangeboten, wenn psychische Probleme oder Suchterkrankungen vorliegen. Gerade mit solch niederschwelligen Angebot wird Misstrauen und Unsicherheit genommen. Während die Zukunft dieses Hilfsangebotes noch ungewiss ist, bleibt eines klar. Die Zahl der Wohnungslosen im Landkreis Ebersberg wird zunehmen. Der Bedarf ist da, bestätigen die Verantwortlichen von der Diakonie Rosenheim, immer mehr Menschen seien von Obdachlosigkeit bedroht. Beide Angebote würden dringend benötigt.

Der Landkreis gehört deutschlandweit zu den begehrtesten Regionen. Grundstückspreise steigen und die Mieten gehen in die Höhe. Dass man sich in finanziell schwacher Lage dann keine Wohnung mehr leisten kann, liegt auf der Hand. "Deswegen sind die Menschen auch erst einmal zufrieden, wenn sie bei uns unterkommen", sagt Merker. Inzwischen wäre sogar der Bedarf für ein zweites Obdachlosenhaus im Norden des Landkreises gegeben, sind die Fachleute der Diakonie Rosenheim überzeugt. Was noch fehlt ist der Auftrag des Landkreises - und finanzielle Mittel natürlich.

Das Obdachlosenhaus in Ebersberg war eigentlich nur als temporäre Unterkunft geplant. Die Menschen sollten dort bleiben, bis sie eigenständig eine Wohnung gefunden haben. Doch das klappt immer seltener. "Wir haben Menschen, die hier seit Jahren wohnen", sagt Merker. Woran das liegt? Schuld sei der Wohnungsmarkt. Wer keine Kultur der Obdachlosenheime in einem der reichsten Landkreise haben will, sagt Merker, braucht bezahlbaren Wohnraum.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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