Neues System:Erzieherin in Reserve

Lesezeit: 2 min

Tagesmütter betreuen bis zu fünf Kinder. Damit die Kleinen auch im Krankheitsfall versorgt sind, gibt es im Landkreis eine Reserve-Erzieherin. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit einem Jahr baut das Ebersberger Jugendamt ein landkreisweites System auf, das berufstätigen Eltern eine Ersatzbetreuung für ihr Kind garantiert, wenn eine Tagesmutter erkrankt

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wenn kleine Kinder krank sind, bleiben sie zu Hause. Doch was passiert, wenn die Tagesmutter krank wird? In Kindertagesstätten kann der Ausfall eines Erziehers durch Kollegen ausgeglichen werden, bei Tagesmüttern ist das nicht so einfach. Größtenteils arbeiten sie alleine und betreuen bis zu fünf Kinder, deren Eltern oft beide berufstätig sind. Wohin dann also mit den Kleinen? Im Oktober 2016 hat der Ebersberger Jugendhilfeausschuss deshalb beschlossen, ein ausgeklügeltes System an Ersatzbetreuung zu schaffen. Das Fazit nach mehr als einem Jahr: Läuft, aber einiges braucht noch Zeit.

Zum einen hat der Landkreis Ebersberg personell noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die der Beschluss bietet; dieser sieht zwei Stellen für den Ersatz vor. "Wir haben eine Erzieherin an Bord", sagt Florian Robida vom Landratsamt Ebersberg, "außerdem suchen wir momentan nach einer weiteren." Auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt sei es jedoch schwierig, eine geeignete Person zu finden. Zudem muss der Landkreis noch passende Räumlichkeiten finden. Tagesmütter betreuen in der Regel bei sich zu Hause. Wenn sie krank sind, fällt der Ort der Betreuung weg. Geplant sind zwei Stützpunkte, an denen die Reserve-Erzieherinnen auf die Kinder aufpassen; einer im Süden und einer im Norden des Landkreises. Im Süden ist man bereits fündig geworden: Die Evangelische Kirche in Ebersberg stellt die Räume zur Verfügung, in denen die Kinder erkrankter Tagesmütter jetzt schon betreut werden. Nun wird noch in Markt Schwaben und Poing nach einer weiteren Unterkunft gesucht. In dieser freilich müsse eine gewisse Struktur vorhanden sein, so Florian Robida: "Es muss zum Beispiel Platz für den Mittagsschlaf geben, den noch viele kleine Kinder machen, und eine Möglichkeit zu kochen."

Die Erzieherin, die seit April dieses Jahres im Einsatz ist, sei "sehr gut ausgelastet", sagt Robida. Immerhin muss sie bei allen 65 Tagesmüttern im Landkreis im Krankheitsfall einspringen. Gerade zur grippefreundlichen Winterzeit kommen so wöchentlich schnell drei Tage Ersatzbetreuung zusammen. Dazu kommt noch die Kontaktpflege zu den Kindern: Damit sie im Notfall nicht plötzlich einer komplett fremden Person gegenüber stehen, besucht die Erzieherin sie regelmäßig, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Ursprünglich sollten die Maßnahmen jährlich 73 000 Euro kosten. Weil das System der Ersatzbetreuung aber stückchenweise aufgebaut werde, so Robida, brauche man derzeit noch deutlich weniger Budget als geplant. "Es ist momentan noch nicht so, wie wir uns das vorstellen", sagt Robida, "aber wir sind auf einem guten Weg." Der Landkreis Rosenheim beispielsweise habe auch in großen Teilen das Ebersberger Konzept der Ersatzbetreuung übernommen.

Momentan arbeiten viele Jugendämter in Oberbayern, darunter auch Ebersberg, an neuen Richtlinien, welche die Ganztagespflege von Kindern großflächig umstellen soll; darunter fällt etwa auch die Bezahlung der selbständig tätigen Tagesmütter. Im Frühjahr sollen diese Vorschläge dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt werden.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: