Neues Projekt:Hilfreiche Hausbesuche

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Marion Wolinski, Christopher Höhl, Christian Salberg und Jochen Specht (von links) stellen das neue Angebot für Senioren vor. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine Befragung unter Senioren soll klären, welche Unterstützungsangebote das Leben im Alter leichter machen

Von Julian Kettl, Ebersberg

Was in der Stadt München gut funktioniert, soll nun auch Senioren im Landkreis Ebersberg helfen. Das Landratsamt bietet von sofort an die Möglichkeit präventiver Hausbesuche bei älteren Mitbürgen an. Immerhin machen Senioren im Landkreis einen immer größeren Anteil der Bevölkerung aus. Bei der letzten Erhebung Ende 2016 waren es 18,5 Prozent. Im Rahmen des Projektes können sie ihre persönlichen Probleme und Wünsche im Gespräch mit einem Sozialpädagogen äußern.

Von den Hausbesuchen erhoffen sich die Initiatoren, das Unterstützungsangebot des Landkreises an die Bedürfnisse der Senioren anzupassen. Ziel ist, dass ältere Ebersberger möglichst lange in ihrem Zuhause bleiben können. "Es ist für mich eine Frage der Lebensqualität, dass man nicht in eine Pflegeinstitution ziehen muss", sagt Christian Salberg, Leiter der Abteilung Jugend, Familie und Demografie, bei einem Pressegespräch.

Das Modell der Hausbesuche ist nicht neu, in der Landeshauptstadt besteht das Angebot seit 2010. Jochen Specht, Teamleiter "Demografie" im Landratsamt, hat sich bei seinen Münchner Kollegen erkundigt. "Die Stadt konnte sich damit einen guten Überblick verschaffen. Es konnten Fakten und Daten erhoben werden, mit denen man arbeiten kann", sagte er. Auch im Landkreis sollen sich möglichst viele Senioren den Pädagogen anvertrauen.

"Ein großes Problem mit der Hilfe ist sehr oft die Unwissenheit", so Salberg. Den Senioren sei oft gar nicht bekannt, welche Hilfsangebote bestünden. Deshalb sei man auch auf Nachbarn und Bekannte der Betroffenen angewiesen, die über die Angebote informieren. "Es muss sich unter den Bürgern rumsprechen, welche Möglichkeiten es gibt. Davon lebt das Projekt."

Grundsätzlich erhoffen sich die Verantwortlichen, mit den Gesprächen einen Überblick darüber zu bekommen, welche Bedürfnisse Senioren haben. Aber auch konkret kann geholfen werden. Zum Beispiel in finanziellen Notlagen. Wenn Salberg zufolge jemand eine neue Waschmaschine benötige, dafür aber die Rente nicht ausreiche, könnten die Sozialpädagogen an entsprechende Stellen weiter vermitteln. Angesprochen sollen sich aber auch Senioren fühlen, die keine Geldsorgen haben. "Unabhängig vom Vermögen kann Vereinsamung ein großes Problem sein", sagte Salberg. Auch hier könnten entsprechende Angebote vermittelt werden.

Durchführen wird das Projekt der Zentrale Sozialdienst (ZSD) des Landkreises unter Leitung von Marion Wolinski. Ihre Mitarbeiter haben bereits Erfahrung mit der Klientel gesammelt und dabei "bewiesen, dass sie empathisch mit den betroffenen Personen umgehen können", versichert Salberg. In den ersten Gesprächen gehe es darum, Vertrauen aufzubauen. Erst dann würden Bedürfnisse und Wünsche der Senioren auf anonymer Basis erfasst.

Für die Besuche der Sozialpädagogen anmelden können sich entweder die Senioren selber oder aber Menschen aus deren persönlichem Umfeld, die Teilnahme ist freiwillig. Eine konkrete Altersgrenze wird es weder nach oben noch nach unten geben. Jeder, der sich angesprochen fühlt, kann das Angebot wahrnehmen. Jochen Specht hofft auf eine große Teilnahmebereitschaft, dennoch weiß er, dass es natürlich auch Senioren geben wird, die die Sozialpädagogen nicht erreichen. Das sollen aber möglichst wenige sein.

Sensibel ist man im Landratsamt mit dem Umstand umgegangen, dass betagtere Senioren ein höheres Risiko haben, von Trickbetrügern heimgesucht zu werden. Deshalb führen die Sozialpädagogen einen Dienstausweis inklusive Foto mit sich. Außerdem sind die Namen der Mitarbeiter, die die Hausbesuche durchführen, auf Flyern abgedruckt.

Ausschlaggebend für das Projekt war ein Antrag der SPD-Kreistagsfraktion, hinsichtlich des demografischen Wandels hauswirtschaftliche Fachdienste für ältere Menschen flächendeckend im Landkreis zu etablieren.

Interessierte können unter der Telefonnummer (08092) 82 36 12 oder per Mail an zentraler-sozialdienst@lra-ebe.de einen Besuchstermin vereinbaren.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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