MVV-Reform:Der Spatz in der Hand

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Bei den Kreistagsfraktionen sieht man Verbesserungsbedarf bei der Tarifreform, zustimmen wird man aber trotzdem

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Voraussichtlich in seiner Oktobersitzung wird der Kreistag über die MVV-Tarifreform abstimmen. Für den Landkreis könnte sie eine Vereinfachung bringen, auch wird der Nahverkehr für einige etwas günstiger. Trotzdem gibt es auch aus den Fraktionen Kritik an der Reform, diese geht einigen im Kreistag nicht weit genug. Ablehnen wollen die Fraktionen das neue Tarifsystem allerdings nicht.

CSU

Nach dem Eklat in München ist die MVV-Reform auch bei der CSU Gesprächsthema, sagt CSU-Fraktionssprecher Martin Wagner. Zwar gebe es noch kein abschließendes Ergebnis, dennoch geht Wagner davon aus, das die Christsozialen der Reform zustimmen werden, denn "eigentlich profitieren im Landkreis fast alle". Dass einige Kommunen im Landkreis München nun beklagen, nicht in die Innenraumzone aufgenommen zu werden, sei zwar verständlich - aber eben auch nicht zu ändern, soll das System bezahlbar bleiben, findet Wagner. Ohnehin vermutet er, dass ein Teil der Aufregung dem Wahlkampf geschuldet ist und hofft, dass es mit der Reform trotzdem weitergeht. Besser als eine Tarifneuordnung fände Wagner es allerdings, wenn das Angebot des MVV verbessert würde.

FDP

Noch deutlicher fordert dies Alexander Müller, dessen FDP eine Fraktionsgemeinschaft mit der CSU im Kreistag bildet. Die Reform lehnt Müller zwar nicht ab, sie bringe immerhin "eine kleine Verbesserung für den Landkreis". Das größte Problem des MVV sei damit aber nicht gelöst: "Das Angebot muss funktionieren." Dazu brauche es endlich den viergleisigen Ausbau der S-Bahn nach Markt Schwaben, das Ausweichgleis zwischen Grafing und Ebersberg und vor allem bessere Busverbindungen im südlichen Landkreis. Auch wer dies bezahlen soll, ist für Müller klar: "Die Kommunen können weder Bahnstrecken bauen noch Züge kaufen - der Freistaat muss mehr investieren."

SPD

Eine Forderung, der sich Albert Hingerl, SPD-Fraktionssprecher und Poinger Bürgermeister nur anschließen kann: "Das Angebot ist nicht mehr zeitgemäß." Auch die Tarifreform kommt bei Hingerl schlecht weg, "dieses Reförmchen ändert doch nichts". Gerade das Festhalten am System der Ringe und Zonen habe doch den Streit im Landkreis München erst verursacht. Hingerl hätte sich darum eine viel weitergehende Reform gewünscht, "man könnte es für die Nutzer einfacher und günstiger machen". Etwa nach dem Vorbild der Stadt Wien, wo alle Einwohner 365 Euro pro Jahr zahlen und dafür eine Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel bekommen. Dass das mehr kostet als das aktuelle MVV-Modell, sei kein Problem, da müssten Staat und Land eben Steuergelder zuschießen. "Für die Autobahnen geht das doch auch", sagt Hingerl. Trotzdem werde er der MVV-Reform im Kreistag zustimmen, da immerhin die meisten Ebersberger davon wohl ein bisschen profitierten.

Grüne

Ähnlich sieht das Reinhard Oellerer, stellvertretender Fraktionssprecher der Grünen. Eigentlich bräuchte es mehr Investitionen in die Infrastruktur, die Reform sei höchstens eine kleine Verbesserung. Doch auch wenn diese nicht weit genug gehe, solle man sie nicht scheitern lassen, findet Oellerer: "Das würde dem Landkreis Nachteile bringen, und wir wissen nicht, ob danach etwas Besseres kommt."

Freie Wähler

Bei Reformen gebe es immer Gewinner und Verlierer, sagt FW-Fraktionssprecher, Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger. Der Landkreis Ebersberg und die Gemeinde Vaterstetten gehörten eher zu den Gewinnern, darum könne er im Kreistag "dem Reförmchen" zustimmen. Doch ist er auch der Meinung, dass die Probleme beim MVV anderswo liegen: "Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit lassen oft zu wünschen übrig."

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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