Musizieren lernen:Analoges Abenteuer

Lesezeit: 2 min

Musikschule wirbt mit Konzerten und einem Tag der offenen Tür in Grafing für ihr Angebot

Von Anja Blum

Ein Mädchen auf einem hölzernen Stuhl sitzend, den Rücken durchgedrückt, am schlanken Hals eine zierliche Geige, auf dem Notenständer irgendwas von Mozart, Bach oder Konsorten. So sieht es wohl aus, das gängige Bild vom Instrumentalunterricht. Auch an der Musikschule Ebersberg wird diese klassische Form des Lehrens und Lernens freilich gepflegt. Aber eben nicht nur. Denn den Verantwortlichen ist es enorm wichtig, Kindern und Jugendlichen mehr zu bieten als das Üben im stillen Kämmerlein, nach tradierten Noten, die Maßstab sind für jedwede Beurteilung des Schülers. Vor allem zwei Aspekte sind es, die laut der Schulleitung dabei nämlich zu kurz kommen: das gemeinsame Musizieren sowie das echte Erlebnis eigener Kreativität. "Wir wollen nicht nur Interpreten hervorbringen, sondern zu eigenem Schaffen ermutigen", sagt Peter Pfaff, der Chef. Weg vom reinen Reproduzieren, weg vom Dualismus richtig/falsch. Denn auch das Scheitern, das gemeinsame Suchen nach Lösungen, gehöre zum Musizieren dazu.

Überhaupt sehen sich die Verantwortlichen der Musikschule voll im Trend: Überall besännen sich die Menschen auf ihre Wurzeln, auf echte Erfahrungen, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Achtsamkeit - und wie die Schlagworte sonst noch so alle heißen. Die Gesellschaft vollziehe eine Gegenbewegung zum "reinen Spaßkonsum", sagt Bezirksleiter Wolfgang Ostermeier, und die Musikschule reihe sich da mit ihren "analogen Abenteuern" nahtlos ein. "Gerade bei jungen Menschen gibt es einen Verlust der Leiblichkeit, dem wir etwas entgegensetzen wollen": flinke Finger, schwingende Saiten, vibrierende Grooves - statt digitales Wisch und weg. Es gehe darum, sich etwas mit Geist und Körper zu erarbeiten, "ein tolles Gefühl!", schwärmt Ostermeier.

Die Big Band "Markt Schwaben's Finest" ist eines der Aushängeschilder der Musikschule. Am Samstag, 4. Mai, um 13 Uhr gibt die Truppe auf der Gewerbeschau EGA in Grafing ein Konzert. (Foto: Veranstalter)

Umgesetzt wird der "Unterricht plus" von der Musikschule in allen Bereichen, von der musikalischen Früherziehung, in der Kinder die Welt der Klänge ganz spielerisch gemeinsam entdecken können, bis hin zu niveauvollen Ensembles sämtlicher Genres. Etwa 900 Kinder erreiche man mit der elementaren Pädagogik, sagt Pfaff nicht ohne Stolz, vor allem die Kooperationen mit Kitas und Schulen sind ihm wichtig, weil diese auch jenen zugute kommen, die vielleicht sonst keinen Zugang zur Musik fänden. Insgesamt zählt man in Ebersberg derzeit 2300 Schülerinnen und Schüler, die von einem Team aus 50 Lehrkräften betreut werden.

Und auch beim gemeinsamen Musizieren haben die Kinder und Jugendlichen eine große Auswahl, etwa 25 Ensembles sind im Angebot. Von der Volks- zur Kammermusik, von Percussion bis zum Blasorchester oder zur Jazzcombo, ganz zu schweigen von den vielen Chören für Groß und Klein. Obendrein gibt es immer wieder Sonderprojekte wie den Bandworkshop, eine Klavierwerkstatt oder die Musikfreizeit, bei der sich nun wieder neun Gruppen auf den "Ensemble Summit" Ende Mai im Alten Speicher vorbereiten. Denn zum gemeinsamen Spiel gehört es freilich auch, das erarbeitete Programm mal auf einer Bühne zu präsentieren. "Denn nur dann macht die Pflichterfüllung des regelmäßigen Übens wirklich spürbar Sinn", sagt Pfaff augenzwinkernd. Er weiß natürlich, dass es für Kinder nicht immer leicht ist, sich am Instrument zu motivieren.

Wer sich über die Angebote der Ebersberger Musikschule informieren möchte, kann das freilich online tun, findet aber auch zahlreiche analoge Angebote. Schnupperstunden etwa können über das Büro vereinbart werden, außerdem bieten Familienkonzerte stets die Möglichkeit, Instrumente wie Lehrer kennenzulernen. Die nächsten beiden finden statt am Samstag, 11. Mai, im Aßlinger Pfarrsaal und im Markt Schwabener Unterbräu, jeweils um 16 Uhr. So richtig rund aber geht es am Samstag, 4. Mai, da präsentiert sich die Musikschule in Grafing mit Konzerten bei der Gewerbeschau EGA auf dem Volksfestplatz und in der Stadthalle und zudem mit einem Tag der offenen Tür im Gymnasium nebenan (14 bis 17 Uhr).

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: