Mitten in Zorneding:Was bin ich?

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In der Feuerwehr geht ein dramatischer Notruf ein: Eine Person will sich vom Balkon eines Hochhauses stürzen. Der Mensch entpuppt sich dann aber als Satellitenschüssel

Von Wieland Bögel

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, durch die sich Fiktion und Realität unterscheiden. So gibt es etwa bei den Simpsons eine Talkshow mit dem programmatischen Namen "Leute, die wie Gegenstände aussehen", zu Gast sind Personen, die einem Besen oder einem Kürbis gleichen. Eine solche Show gibt es in der Realität - trotz vereinzelter Kürbisköpfe und Bürstenhaarschnitte - zwar nicht, dafür aber Gegenstände, die wie Leute aussehen. Dies lässt sich gerade in den Wintermonaten gut beobachten, denn im Dauerdämmerlicht kann einen der Schein schon mal trügen. Der kleine Typ da am Straßenrand mit dem scheußlichen Anorak in schreienden Farben stellt sich bei näherem Hinsehen als Hydrant heraus, der Dicke im grünen Lodenmantel als Biotonne, und dass Bäume im Halbdunkel und bei Nebel wie alles Mögliche aussehen können, ist nicht nur Fans von Gruselgeschichten und -filmen bekannt.

Ein ähnliches Phänomen liegt wohl auch einem Notruf zugrunde, der 14 Feuerwehrleute in Zorneding Freitagfrüh längere Zeit beschäftigte. Ein Anrufer hatte die Retter alarmiert, der Anlass klang dramatisch, der Verdacht lautete auf versuchten Suizid: Eine Person sei dabei, vom Balkon eines Hochhauses in die Tiefe zu springen. Gut eine Stunde lang suchten die Feuerwehren aus Zorneding, Eglharting und Pöring daraufhin mit großem Aufwand nach dem vermeintlichen Lebensmüden, sogar per Drehleiter wurden die Dächer der Umgebung überprüft. Gefunden wurde - zum Glück - kein Selbstmordgefährdeter. Den Auslöser des Notrufes konnten die Feuerwehrleute dennoch ausmachen: Es war ein Gegenstand, genauer eine Satellitenschüssel. Diese befand und befindet sich noch immer an einem Balkongeländer des Hochhauses und plant wohl auch in nächster Zeit keinen Sprung in die Tiefe.

Dies ist natürlich erst einmal eine gute Nachricht - in doppelter Hinsicht, schließlich gibt es weder einen Lebensmüden noch eine vom Absturz bedrohte Antenne. Interessant ist aber die Tatsache, dass man in Zorneding Satellitenschüsseln für Leute hält. Dies lässt sich eigentlich nur dadurch erklären, dass in der Gemeinde Leute herumlaufen, die wie Satellitenschüsseln aussehen.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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