Mitten in Zorneding:Eine Gemeinde fährt nach Rom

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Der Landkreis produziert jährlich 607 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Wie viel das ist? Davon könnte fast ganz Zorneding ein Jahr lang nach Rom fahren

Von Isabel Meixner

Das Problem mit Zahlen, vor allem großen, ist ja, dass sie häufig allzu abstrakt sind. Das ist vor allem für Umweltschützer blöd, die mit ohnehin schon sperrigen Begriffen wie CO₂-Emissionen, Kilowattpeak oder Treibhauseffekt hantieren müssen. Trifft dann eine Zahl von 607 000 Tonnen den besagten Kohlenstoffdioxidausstoß, schalten die meisten Menschen auf Durchzug. Dabei ist das Problem, für das die Umweltschützer sensibilisieren wollen, ja durchaus eines, das die Menschen unmittelbar betrifft - und das sich hervorragend dafür eignet, anlässlich der Klimaschutzwoche, die an diesem Montag beginnt, ein bisschen die Gedanken spielen zu lassen.

Was müsste eine Person so alles machen, um in einem Jahr so viel Kohlenstoffdioxid zu produzieren wie der Landkreis, nämlich besagte 607 000 Tonnen? Eine Menge. Um genau zu sein: eine derartige Menge, die wiederum nur schwer greifbar ist. Eine Person könnte zum Beispiel fast 67 Millionen Mal mit dem Auto von Ebersberg nach München. Umgerechnet auf einen 18-Jährigen, der gleich zur Volljährigkeit seinen Führerschein erhält, bedeutet das, dass er bis zu seinem 78. Geburtstag täglich rund 3050 Mal in die Landeshauptstadt fahren kann, was natürlich nicht nur zeitlich unmöglich ist, sondern auf die Dauer auch ziemlich fad. Also anders gerechnet: Ganz Zorneding, unter Zehnjährige ausgenommen, müsste ein Jahr lang jeden Tag mit dem eigenen Auto nach Rom fahren, um dort das Dolce Vita zu genießen, die Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt zu bestaunen und nebenbei auf der Fahrt denselben Kohlenstoffdioxidausstoß zu erzeugen wie der Landkreis jährlich. Das wäre - auch Umweltschützer werden das sicherlich eingestehen - zumindest die schönere Art, die CO₂-Bilanz in die Höhe zu treiben.

Einen kleinen Haken hat die Rechnung allerdings: Ihr wurden die CO₂-Abgaswerte eines VW Golfs zugrunde gelegt. Der allerdings ist im reichen Zorneding neben SUVs, BMWs und Audis eher selten zu sehen.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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