Mitten in Zorneding:Die dunkle Seite der Ente

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Vielleicht ist in Pöring ja das Schlaraffenland ausgebrochen. Oder wie lässt sich sonst erklären, dass eine gebratene Ente samt Knödel mit Soße auf dem Dach eines Sportcabrios landete?

Von Wieland Bögel

Die Ente als solche gilt gemeinhin als gutmütiges, wenn auch etwas unscheinbares Accessoire heimischer Wasserflächen. Sie erfreut entenliedersingende Kinder und brotkrümelverfütternde Senioren gleichermaßen, wenngleich weniger auffällig als ihre Verwandten Gans und Schwan, gilt sie doch auch als weit weniger aggressiv und aufbrausend als jene. Das Problem: Es stimmt leider nicht. Bereits vor mehr als 80 Jahren hatten Tex Avery, Bob Clampett und Carl Barks auf die dunkle Seite der Ente hingewiesen - letzterer gilt als Erfinder des cholerischen und zu Gewalt neigenden Erpels Donald Duck, die anderen beiden setzten wenige Jahre darauf seinen genauso wenig sozialverträglichen Cousin Daffy in die Welt.

Auch außerhalb von Leinwand und Bildschirm ist die Ente ein Sicherheitsrisiko - etwa im Straßenverkehr. Ältere Autofahrer werden sich noch mit Schaudern an die Zeiten erinnern, als ganze Entenschwärme den Verkehr zum Erliegen brachten - freilich keine gefiederten, sondern mit Schweißdraht und Leukoplast zusammengeflickte Rostlauben gleichen Namens.

Genauso können echte Enten ein Risiko für Autofahrer darstellen, wie nun aus einer Meldung der Poinger Polizei hervorgeht. Dort hatte sich der Besitzer eines Sportwagens beschwert, weil dieser - der Wagen, nicht dessen Besitzer - von einer Ente angegriffen und dabei erheblich beschädigt wurde. Besonders kurios: die Ente war zum Zeitpunkt der Tatbegehung nicht nur nicht mehr am Leben, sondern auch bereits mit Knödel und Soße angerichtet - alle drei fanden ihre letzte Ruhestätte schließlich auf dem Dach des besagten Sportcabrios, wodurch ein Schaden von 5000 Euro entstanden sein soll.

Da stellen sich natürlich einige Fragen. Allen voran nach dem Motiv des Täters, wobei man groben Unfug und spontanen Vandalismus eigentlich schon mal ausschließen kann - welcher Krawallbruder führt schon stets eine Bratente samt Beilagen mit sich. Eine persönliche Botschaft ist durchaus nicht ganz auszuschließen. Gut, dass die Mafia von abgetrennten Pferdeköpfen auf gebratenes Geflügel umgestiegen ist, scheint eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht hat ein verärgerter Koch, einem sich unbotmäßig über die Bratentenqualität beschwerenden Gast eine Lektion erteilt. Oder eine trotz stetem Kochens des Leibgerichts - genau Ente - verlassene Verflossene, hat sich mit einem letzten Gruß aus der Küche ent-, nein endgültig, verabschiedet. Vielleicht ist aber auch im Pöringer Gewerbegebiet kurzzeitig das Schlaraffenland ausgebrochen - wo ja bekanntlich gebratenes Geflügel herumzufliegen pflegt, vielleicht sogar mit Knödel und Soße.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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