Mitten in Vaterstetten:Und erlöse uns von dem Unkraut

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Es ist schon eine Plage mit dem Wildwuchs auf öffentlichem Grund, der man in Vaterstetten nun mit Wasser zuleibe rückt, wenn auch keinem geweihten

Kolumne von Annalena Ehrlicher

Zehn Plagen sandte Gott dem Alten Testament zufolge den Ägyptern, um das Volk Israel aus der Sklaverei zu befreien. Zu den durchaus fantasievollen Plagen, die in der Bibel geschildert werden, zählen unter anderem die Verwandlung von Nilwasser in Blut, der Tod aller Erstgeborenen sowie praktischer Nutztiere. Auch Stechmücken, Heuschrecken und Frösche sollten den Pharao mürbe machen. Kennt man die Probleme zeitgenössischer Gemeinden in Oberbayern, fragt man sich unweigerlich: Warum hat sich Gott mit Viehsterben und ein wenig Blut begnügt?

Die Vaterstettener werden von einem viel heimtückischeren Leiden gequält: von unkontrolliertem Unkrautbefall auf öffentlichen Flächen. Egal, ob am Wegesrand, auf frisch gepflasterten Seitenstraßen oder gar auf dem Baldhamer Marktplatz - das Kraut, es wuchert. Nun sind die Vaterstettener aber ein gewieftes Völkchen und reagieren in Krisenzeit gelassen. Besonnen wählten sie einen Mann für die Mission Krautbekämpfung, die bereits im vergangenen Jahr anlief: Gerd Jansen. "Das Kraut ist oft stark, der Mensch ist schwach", ließ der Leiter des Bauhofes damals verlauten.

Um dem übermächtigen Feind etwas entgegenzusetzen, kann man natürlich nicht das erstbeste Mittel verwenden: Ein gewissenhaftes Studium von dessen Stärken und Schwächen ist allemal notwendig. Das Ergebnis seiner Recherchen hat Jansen nun bei der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses den Gemeinderäten präsentiert: Während die klassischen mechanischen Verfahren, also händisches oder maschinelles Entfernen der Stör-, Problem- oder auch Schadpflanze aufgrund mangelnder Effizienz nicht dauerhaft praktikabel sind, sind andere Methoden nicht unbedingt wirkungsvoller aber dafür deutlich kreativer.

So gibt es beispielsweise ein Heißdampfverfahren, das dem unerwünschten Grün mit Temperaturen wie in der Dampfsauna den Garaus machen soll. "Wir haben uns so ein Gerät aus Feldkirchen geliehen und es ist nicht überzeugend", kommentiert Jansen trocken. Ein weiterer Hoffnungsträger war das Heißschaumverfahren: "Der Schaum ist nicht chemisch, sondern aus Kartoffelstärke und soll die Zellen an der Schnittstelle von Pflanzen und Wurzeln zerstören", erläutert Jansen. Dass die Augsburger Firma, die das entsprechende Gerät vertreibt, pleite gegangen ist, hat jedoch auch diese Option verdorben.

Der derzeitige Spitzenreiter ist ein Verfahren, bei dem das Kraut gezielt mit 90 Grad heißem Wasser übergossen wird - und zwar so lange bis es sich ergibt. "Wir müssen die Pflanze ermüden, wir müssen sie schwächen", schwört Jansen die Gemeinderäte ein. Das mag drakonisch klingen, doch manchmal müssen eben Opfer gebracht werden, um das gelobte Land zu erreichen. Zimperlich war schließlich auch der Herr nicht.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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