Mitten in Vaterstetten:Sag nein zum Nein

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Netter Versuch: Die Vaterstettener Verwaltung wollte bei der Wahl von Bauamtsleiterin Brigitte Littke zur berufsmäßigen Gemeinderätin zunächst keine Nein-Stimmen zulassen

Von Wieland Bögel

Wer als Neinsager betitelt wird, darf dies durchaus als Beleidigung auffassen. Gilt der Neinsager doch als mindestens so unangenehmer Zeitgenosse wie der Nörgler, der Grantler, der Bedenkenträger oder der Miesepeter beziehungsweise die Zwiderwurzn. Was indes nichts daran ändert, dass man Vertretern aller dieser Gattungen in großer Zahl und überall begegnet, gegen die Miesmacherei ist halt kein Kraut gewachsen. Trotzdem gibt es immer wieder Versuche, sich der Neinsagerei in den Weg zu stellen, wie nun im Vaterstettener Gemeinderat. Dort sollte eigentlich über die Vertragsverlängerung von Bauamtsleiterin und berufsmäßigem Gemeinderatsmitglied Brigitte Littke abgestimmt werden - beziehungsweise zugestimmt.

Auch wenn nur eine Kandidatin zur Wahl stand, hatte man dazu eine Wahlkabine im Sitzungssaal aufgebaut, in welche die Gemeinderäte einzeln zur Stimmabgabe gebeten wurden - davor gab es noch eine Einweisung in das Wahl-Prozedere, die einen sehr interessanten Satz enthielt: "Stimmenthaltungen, Neinstimmen, leere Stimmzettel (. . .) sind ungültig." Eine Formulierung, die Herbert Uhl von den Freien Wählern gelinde gesagt merkwürdig vorkam. "Sind dann nur Ja-Stimmen gültig, geht nur 100 Prozent?" Oder anders gefragt: "Wenn von 30 Gemeinderäten 20 mit Nein stimmen, ist sie dann trotzdem gewählt?", wollte er von der Verwaltung wissen. Dort schien man von der Frage zunächst etwas überrascht, das sei wie bei der Wahl zum Bürgermeister, so dessen Büroleiter Georg Kast, da könne man ja auch nur für einen Kandidaten stimmen - oder eben für den anderen. Einen solchen gab es in der Wahl zur Bauamtsleitung in Vaterstetten aber nicht, worauf auch Uhl hinwies. "Da hat er ausnahmsweise recht", assistierte Leo Spitzauer (CSU), Renate Will vermutete scherzhaft, da wolle wohl jemand auf "Trick 17" zurückgreifen, um ein möglichst gutes Wahlergebnis für die Kandidatin zu erzielen.

Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU) klärte die Situation schließlich auf. Selbstverständlich seien auch Nein-Stimmen gültige Stimmen. Nicht aufgeklärt wurde allerdings, wie das Missverständnis - falls es ein solches war - zustande und in die Sitzungsvorlage kam. Falls es sich dagegen um einen Versuch gehandelt haben sollte, gegen das Neinsagertum vorzugehen, muss dieser als gescheitert gelten. Zwar wurde die Bauamtschefin für weitere sechs Jahre wiedergewählt, und das sogar mit großer Mehrheit - vier Gemeinderäte ließen sich indes vom schlechten Image des Neinsagers nicht abschrecken.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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