Mitten in Vaterstetten:Na, wie heißt es denn?

Lesezeit: 2 min

Neun Monate sind für die Namensfindung wenig Zeit - das merken werdende Eltern genauso wie die Verantwortlichen für die Straßennamen in den neuen Baugebieten

Von Wieland Bögel

Die Namensgebung, das wissen werdende Eltern genau wie deren sämtliche Freunde, Verwandte und Bekannte, ist eine Aufgabe, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden will. Oftmals scheint es wie ein Wunder, dass die Zeit zwischen positivem Schwangerschaftstest und Entbindung dafür überhaupt ausreicht, dem neuen Erdenbürger einen angemessenen Namen zu geben. Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen derzeit auch die Vaterstettener, und gewissermaßen geht es auch hier darum, den Nachwuchs zu benennen - nur dass der im Falle einer Gemeinde eben kein Baby sondern ein neuer Ortsteil ist.

Einen Namen hat dieser zwar bereits, um im Bild zu bleiben: seit lange vor seiner Empfängnis. Denn der Ortsteil hieß bereits "West und Nordwest", als die Planung dafür noch in den Kinderschuhen steckte, respektive Windeln lag. Doch damit stand gewissermaßen lediglich der Nachname des neuen Gemeindebabys fest, nicht jedoch seine vielen Vornamen - also die Bezeichnungen der Straßen, die durch das Wohn- und Gewerbegebiet einmal verlaufen sollen.

Bereits vor einem Monat gab es darum den ersten Versuch einer Namensfindung, die Verwaltung hatte dem Gemeinderat einige Vorschläge unterbreitet - und diese sofort wieder zurückgezogen. Grund dafür war zum einen, dass nahezu alle Straßen auf "Anger" geendet hätten, was eine gewisse Verwechslungsgefahr bedeutet hätte, aber zunächst keinem aufgefallen war. Außerdem gab es auch aus dem Gremium selbst andere Vorschläge: Die Grünen forderten, die neun neuen Straßen nach Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus zu benennen, also etwa in Dietrich-Bonhoeffer-Straße, Geschwister-Scholl-Anger oder Rupert-Mayer-Winkel. Diese Persönlichkeiten hätte auch die AfD/FBU gerne auf Straßenschildern verewigt gesehen, forderte aber, nicht den Generalfeldmarschall Erwin Rommel und den Grafen Stauffenberg zu vergessen. Die Freien Wähler wiederum plädierten für die "Udo-Jürgens-Allee", schließlich habe der Sänger einige Zeit in der Gemeinde verbracht. Die Verwaltung hatte natürlich auch einen neuen Vorschlag erarbeitet, der allerdings starke Züge von Überkompensation aufweist: Nach Blumenwiesen, Kräuterwiesen und Streuwiesen hätten die Straßen benannt werden sollen, also nach all dem, was in den nächsten Monaten unter Stein, Asphalt und Pflaster verschwinden wird.

Entschieden wurde nun im Gemeinderat über keinen der Vorschläge. Auf Antrag der CSU, dem SPD, Freie Wähler und FDP folgten, wurde die Namensgebung erneut vertagt und zunächst in den Ältestenrat verschoben - sehr zum Unmut der Grünen und der AfD/FBU, die sehr gerne in großer Runde über Sinn und Unsinn von Namen und die Urheberschaft der Vorschläge dazu debattiert hätten. Aber vielleicht gibt es dazu noch die eine oder andere Gelegenheit, bis zur Fertigstellung des Baugebietes dauert es ja noch gut neun Monate.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: