Mitten in Vaterstetten:Kein Platz fürs Dahoam

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Das Offene Haus soll ein bisschen Farbe abbekommen. Doch der Kreativität sind klare Grenzen gesetzt

Von Wieland Bögel

Kunst komme von Können, so ein etwas spöttischer Spruch, der gerne benutzt wird, wenn es mit dem Können des Künstlers halt nicht so weit her ist. Manchmal hat das Können in der Kunst aber gar nicht mit Talent - respektive dessen Fehlen - zu tun, sondern mit den äußeren Umständen, der oft beklagten Gesamtsituation sozusagen. Ein schönes Beispiel dafür, was die Kunst können soll, wegen der doofen Realität aber nicht können kann, gab es nun im Vaterstettener Kulturausschuss.

Dort hatte die CSU einen Antrag eingereicht, wonach eine Wand des offenen Hauses der Arbeiterwohlfahrt (OHA) von einem jungen Künstler mit einem Graffiti verziert werden soll. Mit der - auch im Wortsinne - naheliegenden Begründung "Graffiti ist eine Kunst- und Ausdrucksform bei Jugendlichen". Und diese haben einen Treffpunkt im OHA, genauer im dort befindlichen Café Bauhaus. Daher möchte die CSU "Jugendlichen aus unserer Gemeinde eine Möglichkeit geben, diese Ausdrucksform legal zu verwirklichen", wozu es eben die Zustimmung des Hauseigentümers, in diesem Fall vertreten durch die Gemeinderäte, bedarf. Die waren auch sofort von der Idee begeistert - was vielleicht nicht zuletzt an einem Nachsatz in dem Antrag gelegen haben könnte, wonach für die Verschönerungsmaßnahme keine Kosten für die Gemeinde entstehen - ein Novum für das OHA, in das seit Jahren nicht ganz unerhebliche Summen investiert wurden und auch weiter werden. Im aktuellen Fall, so erläuterte es Künstler Jonas Janser, werde er selbst die notwendigen Auslagen tätigen, die in der Beschaffung von etwa zehn Farbdosen bestünden.

Auch dazu, was mit den Dosen gesprüht werden soll, hatte der junge Mann bereits eine Idee - oder eigentlich sogar drei. Sein Favorit sei der Schriftzug "Masta" entweder in blau auf orange oder in grau, blau und 3D-Optik, denn "das ist im Prinzip mein Künstlername". Deutlich besser gefiel den Ausschussmitgliedern aber der dritte Entwurf, der Schriftzug "Baldham is Dahoam". Fraktionsübergreifend gab es den Wunsch an den Künstler, ob er nicht diesen farbgewordenen Ausdruck der Dahoamigkeit an die Wand werfen könne.

Vermutlich eher nicht, beschied daraufhin der Befragte - was allerdings nicht an ihm selbst, sondern an den schon angeführten Umständen liege: Die fragliche Wand sei nämlich leider zu klein für ein so langes Wort. Eigentlich ein passendes Symbol für die sich immer schneller verdichtende Gemeinde Vaterstetten: Fürs Dahoam ist einfach kein Platz mehr frei.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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