Mitten in Vaterstetten:Die Mass(e) macht's

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Wenn auf dem Volksfest die Radler-Mass schlecht eingeschenkt ist, weil das Verhältnis zwischen Bier und Limo nicht stimmt, ist das schon einmal ein Tagesordnungspunkt im Finanzausschuss wert

Von Wieland Bögel

Wer nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt." Dieser Satz löst beim Bayern Verwunderung aus - und das nicht nur, weil ihn einst Königin Luise von Preußen gesagt haben soll. Auch inhaltlich gibt es Unstimmigkeiten. Denn, ist es nicht so, dass es sich genau umgekehrt verhält? Dass, wer einen Abend lang eine Mass nach der anderen hält, auf dem Heimweg gelegentlich mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hat? Im Prinzip ja, würde nun Radio Eriwan antworten, außer man ist in Vaterstetten auf dem Volksfest, es ist Seniorennachmittag und man hat eine Mass Radler bestellt.

Zur Aufklärung dieser etwas rätselhaften Antwort muss man wissen, dass die Gemeinde Vaterstetten jedes Jahr ihre Bürger - so sie bereits den 70. Geburtstag hinter sich haben - auf eine Mass und ein Hendl aufs Volksfest einlädt. Diese Einladung wird immer gerne angenommen, heuer waren 2100 Besucher zum Seniorennachmittag gekommen, was gut der Hälfte der Altersgruppe Ü-70 in Vaterstetten entspricht. Entsprechend dem Klischee, welches Jüngere gerne von Älteren zeichnen, seien letztere der Nörgelei nicht ganz abgeneigt - und tatsächlich gingen bei der Gemeinde nach dem Seniorennachmittag prompt Beschwerden ein. Diese als Nörgelei abzutun verbietet sich indes, denn die Klagen waren durchaus nicht substanzlos - ganz im Gegensatz zu den ausgeschenkten Radler-Massen. Darin, so berichteten übereinstimmend mehrere Besucher des Seniorennachmittages, habe sich nämlich eindeutig Bier in zu geringem Maß befunden.

Bei der Gemeinde nimmt man diese Kritik ernst, versicherte die Verwaltung auf der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses. Man werde sich darum kümmern, dass beim kommenden Seniorennachmittag am 3. Juli 2017 das richtige Massenverhältnis bei der Radler-Zubereitung eingehalten wird. Dass dies heuer nicht passiert ist, sei sicher nicht in böser Absicht geschehen, versichert Bürgermeister Georg Reitsberger, ganz im Gegenteil: "Vielleicht hat sich jemand berufen gefühlt, auf die Gesundheit der älteren Mitbürger zu achten." Damit sie nach dem Halten der einen und anderen Mass halt auf dem Heimweg nicht das Gleichgewicht verlieren.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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