Mitten in Vaterstetten:Das Näbelchen der Welt

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Auch wenn die Vaterstettener gerne einmal meinen, dass ihr Vaterstetten der Nabel der Welt sei: Den Titel "Mittelzentrum" bekommen sie dennoch nicht

Von Wieland Bögel

Der schönste Platz ist - nein, nicht immer an der Theke, wie es einst die Kölner Karnevalslegende Toni Steingass behauptete - sondern in der Mitte. Dorthin zu kommen ist aber nicht immer einfach, wie sich nun in Vaterstetten zeigte. Da hatte der Gemeinderat kürzlich über den neuen Landesentwicklungsplan (LEP) zu befinden, und die Verwaltung fand daran eigentlich gar nichts auszusetzen. Das war schon einmal anders, beim vorigen LEP hatte Vaterstetten nämlich sehr wohl eine negative Stellungnahme abgegeben und zwar gegen die Einstufung als "Unterzentrum". Mindestens "Mittelzentrum" sollte es sein, beschloss damals der Gemeinderat - allerdings vergeblich.

Den Grund dafür glaubt man im Rathaus zu kennen: "ich denke es ist schwierig, dass es im Landkreis noch mehr Mittelzentren gibt", so Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Denn derzeit gibt es schon zwei: neben Grafing und Ebersberg, die - bei allen traditionellen Differenzen - ein gemeinsames Mittelzentrum bilden, ist auch noch Markt Schwaben ein Mittelzentrum. Noch dazu ist mit dem Titel wenig mehr als eben dieser verbunden. Wird eine Kommune Mittelzentrum, sollen, so heißt es im LEP, "die Fachplanungsträger und die Regionalen Planungsverbände darauf hinwirken, dass die Bevölkerung in allen Teilräumen mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs in zumutbarer Erreichbarkeit versorgt wird."

Dass dies für eine Gemeinde mit zwei S-Bahnstationen, zwei Autobahnen und einer Bundesstraße ohnehin zutrifft - ist noch lange kein Grund, auf den begehrten Titel einfach so zu verzichten. Oder wie SPD-Gemeinderat Jo Neunert provokant fragte: "Wir ziehen einfach den Schwanz ein?" Schließlich sei Vaterstetten nach wie vor die größte Gemeinde im Landkreis, "wir wollen schon, dass das gewürdigt wird, und waren mal überzeugt, dass es wichtig ist." Warum es allerdings wichtig sei, scheint in den vergangenen drei Jahren etwas in Vergessenheit geraten zu sein. "Ich weiß jetzt nicht mehr ganz genau, was wir beim letzten Mal gefordert haben", sagte SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier, und regte an, die alten Stellungnahmen noch einmal nachzulesen. Die Verwaltung vertagte die neue Stellungnahme daraufhin in die nächste Sitzung. Bis dahin soll geklärt werden, warum man eigentlich Mittelzentrum werden wollte in Vaterstetten - wahrscheinlich, weil es in der Mitte halt so schön ist.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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