Mitten in Vaterstetten:Da dreht sich nix

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Wer sich an den Fahrradständern am Baldhamer S-Bahnhof aufhält, tut dieses auf exterritorialem Gebiete, weshalb die Gemeinde da nichts mitreden darf.

Von Wieland Bögel

Muss man ein Fahrrad sein oder zumindest eines besitzen, um einen Fahrradständer benutzen zu dürfen? Über diese Frage wurde nun im Vaterstettener Familien- und Schulausschuss erregt debattiert. Beschwert hatte sich SPD-Gemeinderat Jo Neunert. Dieser hatte beobachtet, dass Jugendliche, vermutlich Schüler - daher rührt die Zuständigkeit des Ausschusses - den Fahrradständer im Süden des Baldhamer Bahnhofes als Versammlungsstätte nutzen. Und zwar zu Lasten der Radler und deren Räder. Letztere seien dort nämlich schon des öfteren beschädigt worden, weshalb erstere letztere nicht mehr am Bahnhof abstellen wollten. Da es ohnehin zu wenige Fahrradstellplätze rund um den Bahnhof gebe, forderte Neunert, die Gemeinde solle die unrechtmäßige Nutzung des Radlständers unterbinden.

Verständnis für die Jugend kam von der CSU-Gemeinderätin Christl Mitterer. Sie nahm die jungen Leute gegen böse Anschuldigungen in Schutz, wonach es am Fahrradständer wild und gesetzlos zugehe. "Es gibt Gerüchte, dass da Spritzen rumliegen", so Mitterer, was aber laut eigenem Augenschein definitiv nicht zutreffe. "Das sind einfach die Realschüler, die mit der S-Bahn kommen, vor dem Unterricht da stehen, rauchen und frieren." Eine Flut von Beschwerden über die unsachgemäße Nutzung des Fahrradunterstandes oder gar über Randale zulasten dort abgestellter Tretfahrzeuge ist auch im Rathaus nichts bekannt. Insgesamt zwei Beschwerden über Jugendliche am S-Bahnhof Baldham seien eingegangen, konnte Georg Kast, Büroleiter des Bürgermeisters, vermelden.

Dennoch gebe es neben den rauchenden und frierenden Schülern tatsächlich Jugendliche, die sich am Fahrradständer unfein aufführten, meist in den Abendstunden. Um das zu unterbinden, brauche es eigentlich "elektronische Lösungen", so Bürgermeister Georg Reitsberger, also Videokameras. Die man aber seitens der Gemeinde leider nicht einfach installieren könne - der Fahrradständer befindet sich nämlich auf exterritorialem Gebiet: Er liegt auf einem Grundstück der Bahn. Daher sei man weder zuständig, eventuelle Zweckentfremdungen des Fahrradständers zu unterbinden noch dazu befugt. Man könne höchstens die Polizei bitten, öfter Streife zu fahren und die potenziellen Randalierer im Auge zu behalten. Was nach Ansicht sowohl der Verwaltung als auch der Ausschussmitglieder wenig bringen dürfte, genau wie eine Eingabe beim Grundstückseigentümer, der ja nicht gerade für optimale Pflege seiner Liegenschaften oder Entgegenkommen gegenüber den Gemeinden bekannt ist. Vielleicht löst sich das Problem aber auf andere Weise: angeblich wird der Winter heuer so lang und kalt, dass keiner Lust hat, sich länger als irgend nötig an einem Fahrradständer aufzuhalten - ob mit Radl oder ohne.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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