Mitten in Poing:Erdoğan auf Wahlkampf-Tour

Lesezeit: 1 min

Der Termin findet keine zwei Wochen vor dem Referendum in der Türkei statt - Grund zur Beunruhigung ist das aber eher nicht

Von Karin Kampwerth

Die Müllers und Meiers unter uns kennen das: Nur weil einer so heißt wie man selber, ist man noch lange nicht verwandt, verschwägert oder sonst irgendwie verbandelt. So richtig einzigartig sind ohnehin die wenigsten Nachnamen. Sage und schreibe 15 713 Personen in Deutschland heißen etwa Merkel, so wie Angela, die Bundeskanzlerin. Das vermeldet die Suchmaschine verwandt.de.

Dort kann man überprüfen, wie häufig ein Name in der Bundesrepublik vorkommt. Müllers gibt es übrigens 710 000 Mal. Meiers mit "ei" finden sich lediglich 104 426 Mal und Maiers mit "ai" sogar nur 98 586 Mal in Deutschland. Egal aber wie häufig ein Name vorkommt - trägt diesen auch ein prominenter Zeitgenosse, ist die Verwechslung programmiert. Der Frankfurter Medienunternehmer Joachim Löw beklagt sich darüber nur bedingt - kann er sich doch etwa über den besten Tisch im Restaurant freuen, wenn er reserviert. Einmal, so berichtete er dem Kölner Stadtanzeiger, habe in Nürnberg eine gesamte Hotelmannschaft Spalier gestanden und ziemlich verdutzt geschaut, als er und nicht der Bundestrainer sich an der Rezeption vorstellte.

Verdutzt geschaut haben dieser Tage wahrscheinlich auch die Markt Schwabener auf eine Einladung des SPD-Ortsvereins zum Stammtisch, der ausnahmsweise in Poing stattfindet. Für den 7. April, keine zwei Wochen vor der Volksabstimmung in der Türkei, wird da ein Herr Erdoğan angekündigt, der - ausgerechnet - über Rechtspopulismus als Gefahr für ein friedliches Europa sprechen soll. Für einen kurzen Moment fühlt man sich auf den Arm genommen. Herr Erdoğan wird doch wohl kaum...? Aber nein, Wahlkampf für sein Referendum in Poing, das wäre dann doch ein wenig übertrieben.

Dennoch, getürkt ist die Einladung nicht. Der Herr Erdoğan, der nach Poing kommt, ist Kommunalpolitiker und Rosenheimer SPD-Bundestagskandidat. Außerdem heißt er nicht Recep Tayyip, sondern Abuzar mit Vornamen. Und so richtig besonders ist sein Auftritt wenigstens, was den Namen betrifft, dann doch nicht. Erdoğans gibt es in Deutschland nämlich 3360. Möglich, dass der eine oder andere sogar mit dem türkischen Namensvetter verwandt ist, hoffentlich aber nicht im Geiste.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: