Mitten in Markt Schwaben:(K)ein Kinderspiel

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Das waren sicher sehr gefährliche Einbrecher: In einer Kita vergriffen sie sich am Schokoladeneis und malten und bastelten ein bisschen

Von Wieland Bögel

Werdet wie die Kinder", das soll schon Jesus seinen Anhängern geraten haben, denn sonst wird das nichts mit dem Himmelreich. Sehr wörtlich genommen haben dies nun offenbar unbekannte Einbrecher, die vermutlich am Wochenende den AWO-Kinderhort Villa Drachenstein in Markt Schwaben heimgesucht haben. Wobei wohl nicht einmal die Polizei der Meinung ist, dass es sich bei den Übeltätern um richtig schwere Jungs gehandelt hat, im veröffentlichten Zeugenaufruf werden ausdrücklich keine Einbrecher, sondern "Einbrecher" gesucht.

Ursache für diese Vermutung, dass hier keine Profi-Kriminellen am Werke waren, ist die Situation am Tatort, beziehungsweise "Tatort". Als die Polizisten am Montagmorgen eintrafen, erwartete sie nicht das Übliche, also eingeschlagene Scheibe, geknacktes Türschloss oder aufgeflexter Tresor, sondern die Überreste eines ausgelassenen Kinderspiels: "Wie vor Ort zu erkennen war, hielten sich im Verlauf des Wochenendes zeitweise mehrere Personen, möglicherweise Kinder, in den Räumlichkeiten auf und nutzten die dortigen Bastel- und Spielsachen." Allerdings ohne sich zuvor die Hände zu waschen und die Füße abzutreten, denn laut Polizei hinterließen die "Einbrecher" Spuren, und zwar Schmutzspuren an Böden und Wänden. Und offensichtlich handelte es sich um einen "Inside-Job", denn die Täter bewiesen exzellente Kenntnis der Örtlichkeiten: Sie wussten genau, wo sich das Schokoladeneis befand. "Dies konnte anhand des leer gegessenen Behälters und eines benutzten Tellers mit fünf Löffeln, welcher ordnungsgemäß neben der Spüle zum Spülen bereitstand, festgestellt werden", heißt es dazu nüchtern im Einsatzbericht. Geklaut wurde außer einigen Portionen Zartgefrorenem ansonsten nichts. Etwas weniger mysteriös als die Identität der heimlichen Besucher ist wohl der Weg, auf dem sie in den Hort gelangten: "Aller Wahrscheinlichkeit nach durch ein offenstehendes Fenster, welches den Mitarbeitern ebenfalls, neben den herumliegenden bemalten Papieren, am Montagmorgen auffiel."

Ermittelt wird nun aber trotzdem, und zwar wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs, immerhin haben die Nachwuchsvandalen Reinigungskosten in Höhe von rund 100 Euro verursacht. Hinweise nimmt die Polizei in Poing unter (08121) 99 17-0 entgegen. Die naheliegende Vermutung, dass eine eventuelle Belohnung für dererlei Hinweise in Schokoladeneis ausbezahlt wird, ließ sich indes nicht verifizieren.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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