Mitten in Markt Schwaben:Der Urtrieb des Saubären

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Windeln, Wattestäbchen und Batterien im Biomüll - das stinkt der Gemeinde ganz gewaltig. Sie droht nun mit Sanktionen

Von Korbinian Eisenberger

Es gibt Gegenden, wo es praktisch zum guten Ton gehört, wenn man sich wie ein Saubär verhält. Zeltplätze von Rockfestivals oder Autobahn-Raststätten zählen etwa zu seinen natürlichen Biotopen. Hier kann der Saubär seinem Urtrieb nachgehen und Abfall unsortiert und bequem abladen. Er gibt dabei meist Obacht, besonders gewissenlos vorzugehen, allein schon, um seinem hart erarbeiteten Ruf gerecht zu werden - wird er doch im Bayerischen Schimpfwörterbuch als unreinlicher, ordinärer Mensch definiert.

Die Gattung des Saubären hat jedoch ein Problem: Würde es keine Raststätten und Festivals geben, hätte er wahrscheinlich gar keinen Lebensraum mehr, wie eine Meldung aus Markt Schwaben zeigt. Dort versucht die Gemeinde nämlich bereits, den letzten Restbestand der Spezies zu bekämpfen.

Weil in den Komposttonnen der Gemeinde jüngst "vermehrt Abfälle und Wertstoffe" gefunden wurden, die dort nichts zu suchen hätten, wandte sich das Rathaus in einem öffentlichen Brief an die Bürger. Wattestäbchen, Batterien, Damenbinden, Asche, Schraubverschlüsse und Windeln wären demnach in den Markt Schwabener Komposttonnen fehl am Platz. "Sollten bei weiteren Überprüfungen ab 30. Mai Fehleinwürfe festgestellt werden, informiert die Entsorgungsfirma die Tonnenbesitzer vorerst mittels eines Infoblattes über die Fehlbefüllung", heißt es darin, zunächst noch ganz diplomatisch formuliert.

Was sich wie ein kleiner Dorfstunk liest, ist der Gemeinde bierernst - nicht zuletzt wegen der miefenden Windeln, die Kompostbauern von Hand aussortieren müssen. Weil Handschuhe nicht vor Geruch schützen, hat sich die Gemeinde jetzt Sanktionen überlegt - ein probates Mittel, wie andere Beispiele aus dem Landkreis zeigen. Von 27. Juni an drohen Markt Schwabener Müllsündern nun Bußgelder. Bei besonders eifrigen Müllsündern will die Entsorgungsfirma die Tonnen sogar stehen lassen. Eine strenge Maßnahme, die den Anwohnern ein strenges Aroma bescheren könnte. Es sei denn, der Nachbar kehrt zurück in sein natürliches Biotop.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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