Dem Adel, das weiß der regelmäßige Friseurgänger und Leser dort ausliegender Hochglanz-Heftchen, beliebt es, herrschaftlich zu residieren. Egal, ob nur die Farbe des Geldes oder echtes blaues Blut durch die Adern rauscht: Die Welt darf sehen, was man hat. Adel, das weiß man aber auch, verpflichtet. Das haben die Grafen und Herzoge, die vom 12. Jahrhundert an Markt Schwabener Geschichte schrieben, baulich immer beherzigt. So errichtete Herzog Ludwig II. der Strenge im Jahre 1238 eine Burg, die Sitz der herzöglichen Verwaltung samt Gerichtsbarkeit wurde. Nachdem die Burg in den damals eher wüsten Zeiten allerdings mehrmals aufgebaut und wieder zerstört wurde, hatte Kurfürst Maximilian I. 1650 die Nase voll von diesem Hin und Her. Anstelle der Burg ließ er ein hübsches Schloss errichten, von dem heute noch der Südflügel steht. Doch egal, ob Burgzinnen oder Schlossschnörkel - von ihren Vorgängern können die heutigen Gemeindeverantwortlichen lernen, dass man sich früher um seine Liegenschaften ordentlicher gekümmert hat.
Schlimmstes Beispiel für die Vernachlässigung der eigenen Immobilien ist die Markt Schwabener Mittelschule. Dort faulen die Fenster und der Putz bröselt von der Wand, um nur die Kleinigkeiten unter den Mängeln des maroden Gebäudes zu nennen. Deshalb ist es ein weiser Schachzug von Schülern, Lehrern und Eltern, ihre Schule am 1. Juni feierlich auf den Namen "Grafen-von-Sempt-Schule" zu taufen. Adel verpflichtet schließlich - in diesem Fall die Gemeinde, endlich eine Schule zu bauen, die ihre Nutzer nicht beschämt. Ein Schloss muss es ja deshalb nicht gleich sein.